Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Raub des Wikingers

Der Raub des Wikingers

Titel: Der Raub des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Hill
Vom Netzwerk:
Krieger, mal Schmied, hatte vor einer Stunde die Wunde genäht.
    »Dummer Hund«, murmelte sie und rieb sich die Stelle. Offenbar meinte sie Alrek damit, nicht Björn. Adam fragte sich, ob Alreks Hintern jetzt wohl auch schmerzte - von der Birkenrute, die Tyra vor einer halben Stunde gebrochen hatte. Sobald sie kniete, stöhnte sie wieder.
    Gut! Ich hoffe, dass dein Hintern dir ordentlich weh tut, denn du hinderst mich an vielem, Mädchen. Er entschloss sich, seine Gedanken vorerst nicht mit ihr zu teilen, aber später würde er genau dieses tun.
    Stattdessen sagte er: »Ich rede erst mit dir, wenn du mir die Fesseln löst. Du brauchst ein wenig Unterricht in Diplomatie.« Und in ein paar anderen Dingen. »Man sollte die Person, die man um einen Gefallen bittet, nicht schlecht behandeln. Glaub mir, einen Arzt zu bitten, dass er einen Mann heilt, der über sechs Wochen im Koma liegt, ist ein großer Gefallen, vor allem, wenn er dabei von einer Horde wilder Wikinger umgeben ist, die nur darauf warten, ihm beim ersten Anzeichen von Todesblässe des Patienten den Kopf abzuschlagen.« Ostentativ presste er die Lippen zusammen, um ihr zu verdeutlichen, dass alles gesagt war.
    Aus dem Inneren des Zelts, wo Rashid ein Abendmahl aus Wild, Wild und Wild zu sich nahm - aber wenigstens nicht gammelost - hörte er seinen Freund ungebeten ergänzen: »Der weise Mann bewegt sich unter Tigern nur mit Vorsicht.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Tyra.
    Er antwortete nicht, dachte aber, wer sagt, dass Rashids Sprichwörter eine Bedeutung haben?
    »Das Flüstern eines schönen Mädchens klingt lauter als das Brüllen des Tigers«, fuhr Rashid fort.
    Halt den Mund, dachte Adam.
    »Hör zu, ich war vielleicht wirklich nicht taktvoll bei meinem Versuch, dich von dieser Reise zu überzeugen. Wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, hätten meine Männer und ich noch länger deine Gastfreundschaft genossen und...«
    Ha! Ich war gar nicht gastfreundlich. Bei dem Gedanken verspürte er Schuldgefühle ... nur wenige. Hätte die Wikingerin sich vielleicht anders verhalten, wenn ich Gastfreundschaft gezeigt hätte ? Nein, nein, nein, ich lasse nicht zu, dass sie den Spieß umdreht. Sie ist die Schuldige. Sie wird büßen, nicht ich.
    »...und vielleicht hätte ich nicht so ... hm, übereilt handeln sollen.«
    Übereilt ? Wenn man einen Mann mit dem Breitschwert eines über den Kopf haut, würde ich das nicht übereilt nennen. Eher brutal. Er lächelte über seinen Gedanken.
    »Was ich sagen will, ist... hm, uh ... ich bin nicht mit der Absicht gekommen, ... dir etwas anzutun. Ich hatte ... auch nicht vor, dich mit Gewalt mitzunehmen.« Ihr Gesicht rötete sich, als sie die Worte herausstotterte - schwere Worte für eine stolze Frau.
    Soll das eine Entschuldigung sein ? Hah! Wenn das alles ist, musst du dir aber mehr Mühe geben. Viel mehr\
    »Wenn du darüber nachdenkst, wirst du sicher zu der Erkenntnis kommen, dass du gar nicht so schlecht behandelt worden bist.« Sie wedelte wegwerfend mit der Hand, als könnte sie seinen Widerspruch spüren. »Ich weiß, ich weiß, die Fesseln gefallen dir nicht, aber abgesehen davon bist du unser Gast. Ehrlich.«
    Adam musste sich auf die Zunge beißen, um seinen Protest nicht laut hinaus zu schreien, aber seine Augen wurden groß vor Wut. Gast ? Gast ? Fesselte man einen Gast wie einen Preisochsen ? Warf man sich einen Gast wie einen Sack über die Schulter? Er schaute so grimmig wie möglich und schwieg, auch wenn die Versuchung groß war, ihr zu widersprechen.
    »Na gut, ich sehe ein, dass das mit dem Gast schwer zu schlucken ist... das Wort bleibt dir im Halse stecken...«
    Wie wäre es mit unverdaulich ?
    »... aber was kann ich tun, um die Lage zu verbessern? Ich meine, wie können wir noch einmal von vorne anfangen ?«
    Ist die Frau schwachsinnig ? Oder tut sie nur so ? Sie weiß genau, was sie tun muss. Adam reckte den Hals und warf einen ausdrucksvollen Blick über die Schultern in Richtung seiner Hände, die auf seinem Rücken gefesselt und an die Zeltstange gebunden waren. Dann sah er genauso deutlich auf seine gefesselten Knöchel.
    Sie verstand die Botschaft.
    Ihre Schultern sanken nach unten. Dann richtete sie sich auf, presste die Hände auf die Oberschenkel und beugte sich vor, ein großer Fehler. #
    Adam begutachtete indessen ihr Aussehen. Sie musste vor kurzem gebadet haben, denn die langen Zöpfe waren noch feucht. Ihr Gesicht war sauber, und er erkannte ein paar Sommersprossen auf ihrem

Weitere Kostenlose Bücher