Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
größere Schwierigkeiten schaffen.«
    »Ich habe immer geglaubt, Edith hätte
sich darum gekümmert«, sagte Dolph.
    »Alles, was Edith jemals getan hat,
war, herumzusitzen und ihre Hühneraugen zu begutachten oder sich zu beklagen,
daß sie überlastet wäre.«
    Die Tatsache, daß Sarah die ehemalige
Hausangestellte ihrer Schwiegermutter gefeuert hatte, auch wenn es sie leider
einen ganzen Monatslohn gekostet hatte, was sie sich eigentlich nicht leisten
konnte, war bisher die einzige gute Seite ihrer Witwenschaft gewesen.
    »Ich habe statt dessen Mariposa Fergus
eingestellt. Ihr erinnert euch doch noch an diese bezaubernde junge Frau, die
mir so eine Stütze und Hilfe bei der Beerdigung war? Sie und Charles werden
unten in der alten Küche wohnen.«
    »Und wer ist Charles?«
    »Der Freund von Mariposa. Er sieht aus
wie Leslie Howard und hört sich an wie eine Mischung aus Henry Higgins in Pygmalion und Sir Percy Blakeney in Das scharlachrote Siegel .«
    »Woher zum Teufel willst du das wissen?
Leslie Howard ist doch schon seit 1943 tot.«
    »Ich habe mir immer im Brattle-Theater
die alten Filme angesehen. Charles ist jedenfalls ziemlich quicklebendig, wenn
man Mariposa glauben darf.«
    »Mein Gott, Sarah, du kannst doch
unmöglich ein Pärchen bei dir aufnehmen, daß dauernd auf der Hintertreppe
Unzucht treibt! Kannst du nicht wenigstens dafür sorgen, daß sie vorher
heiraten?«
    »Daran würde ich nicht einmal im Traum
denken. Mariposa sagt, daß sie es bereits mit dem Eheleben versucht hat und daß
es unverheiratet viel mehr Spaß macht. Und Charles würde höchstens mit
aristokratischem Hochmut eine Augenbraue hochziehen. Er hat die schönsten
goldenen Locken, die man sich vorstellen kann, aber er wird sie sich
anklatschen, wenn er als Butler auftritt. Er heißt übrigens Charles C.
Charles.«
    »Wobei das C. wahrscheinlich für
Charles steht, nehme ich an.«
    »Nein, ich glaube, es steht für
Chelsea. Von dort kommt er nämlich. Er ist Schauspieler, aber er pausiert
momentan.«
    »Was soviel bedeutet wie arbeitslos,
Dolph«, erklärte Jem. »Genau wie du.«
    »Nein, nein«, sagte Sarah. »Tagsüber
arbeitet Charles in einer Fabrik, und abends wird er hier für Kost und Logis
als Butler auftreten. Seit Das Haus am Eaton Place hat er sich nichts
sehnlicher gewünscht, als die Rolle von Mr. Hudson zu spielen, und er versucht
gerade verzweifelt herauszufinden, ob man Rheinwein zu Perlhuhn reicht, obwohl
wir das selbstverständlich hier niemals servieren werden. Aber ich kenne dafür
immerhin mindestens 50 Versionen von Hühnchen und Gehacktem, und ich bin eine
echte Pfennigfuchserin, wenn es um Geldsparen beim Einkauf von Lebensmitteln
geht. Das mußte ich ja schließlich werden, wenn man bedenkt, was Alexander mir
an Haushaltsgeld zur Verfügung stellte, auch wenn er immer nur das Beste
wollte, mein armer Liebling.«
    Dolph schüttelte seine Hängebacken.
»Vergiß es, Sarah. Du brauchst mindestens ein Dutzend Pensionsgäste, damit es
sich überhaupt rentiert, dabei gibt es bloß drei Schlafzimmer in diesem ganzen
verdammten Haus.«
    »Unsinn, Dolph. Da ist doch noch das
andere Zimmer im Souterrain, in dem Edith ihr Schlafzimmer hatte. Ich habe mir
gedacht, ich könnte es doch an einen Studenten vermieten oder so, denn er muß
ja schließlich das Badezimmer mit Mariposa und Charles teilen.«
    »Dafür kriegst du nie im Leben einen
Pfennig Miete.«
    Sarah ignorierte ihn. »Und den
Rauchsalon werde ich in eine Art Privatsuite für jemanden umwandeln, der alt
und reich ist und keine Treppen mehr steigen kann. Ich habe schon eine Türe zur
Toilette im Flur einbauen lassen und wegen einer Duschzelle mit dem Klempner
gesprochen. Den McIntire-Sekretär werde ich verkaufen, damit ich die
Renovierung finanzieren kann. Der fällt doch nicht unter die Hypothek, oder?«
    »Frag lieber nicht«, riet Onkel Jem.
    »Und wo, wenn ich fragen darf, willst
du statt dessen den Salon einrichten?« sagte Dolph spöttisch.
    »Wofür zum Teufel braucht sie überhaupt
einen Salon?« zischte Jeremy Kelling zurück. »Ist sowieso eine idiotische
vorsintflutliche Einrichtung, damit sich die gnädigen Damen zurückziehen, auf
ihren Turnüren hocken und Klatschgeschichten verbreiten konnten, während die
Männer sitzen blieben und sich einen antüterten. Wenn ich anfange, alles
doppelt zu sehen, sitz’ ich doch lieber einem gewagten Dekolleté gegenüber als
einer Säufernase mit Walroßbart darunter. Habe ich dir übrigens schon erzählt

Weitere Kostenlose Bücher