Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
den
Winter in Italien zu verbringen, so daß sie die andere Wohnung aufgegeben und
alles in ein Möbellager gebracht haben. Er hat bereits ein Hotel und eine
dieser regulären Pensionen ausprobiert und war todunglücklich damit. Ich habe
ihm versprochen, Bescheid zu sagen, wenn etwas frei würde, weil ich schon so
eine Ahnung hatte, daß Mr. Quiffen und ich über kurz oder lang getrennte Wege
gehen würden, aber natürlich habe ich nicht im Traum daran gedacht, daß es so
kommen würde.«
    »Wie heißt dieser andere Mann?«
    »Hartler. William Hartler. Vielleicht
kennen Sie ihn, denn er hat mehr oder weniger mit Ihrem Spezialgebiet zu tun.«
    »Tatsächlich? Ich glaube nicht, daß ich
schon von ihm gehört habe.«
    »Nun ja, er ist kein richtiger Profi,
so wie Sie. Er versucht einfach nur, ein paar Sachen für die Freunde und
Förderer des Iolani-Palastes zu finden.«
    »Die Königsschätze aus Hawaii? An dem
Projekt arbeiten einige hervorragende Leute. Das Hühnchen ist übrigens
köstlich. Kennen Sie den Iolani-Palast?«
    »Nein, ich war noch nie in Honolulu.
Oder sonst irgendwo, wenn ich ehrlich sein soll. Mein Vater hat immer die
Haltung vertreten: ›Warum groß reisen? Wir sind doch schon hier.‹ Und Alexander
und ich konnten es uns nie leisten, irgendwo hinzufahren, selbst wenn wir Tante
Caroline irgendwo hätten unterbringen können. Ich nehme an, Sie waren schon
dort?«
    »Nur einmal, rein geschäftlich. Ich
stöberte gerade einen Kerl auf, der von irgendwelchen Leuten in Brookline einen
hübschen Degas hatte mitgehen lassen. Und außerdem einen Puvis de Chavannes,
obwohl mir schleierhaft ist, warum sie den zurückhaben wollten.« Bittersohn
hatte ein Ein-Mann-Detektivbüro, das auf das Auffinden von gestohlenen
Kunstgegenständen und Schmuck spezialisiert war, und arbeitete entweder für die
untröstlichen Besitzer oder für Versicherungsgesellschaften, die den Verdacht
hegten, daß die untröstlichen Besitzer den Einbruch selbst inszeniert hatten,
um kräftig absahnen zu können.
    »Und was hatte der Palast damit zu
tun?«
    »Reiner Zufall. Als der Knabe
herausfand, daß ich ihm auf den Fersen war, versuchte er, die Bilder
loszuwerden und sie dem Kustos anzudrehen, indem er ihn davon zu überzeugen
versuchte, daß König Kalakaua sie einer seiner Großtanten geschenkt hätte. Zu
seinem Pech ist der Kustos aber ein guter alter Bekannter von mir und wußte von
meinem Auftrag. Außerdem war der Degas ein Spätwerk, er wurde 1899 gemalt.
Kalakaua ist aber schon 1891 gestorben, und seine Schwester Liliuokalani, die seine
Nachfolgerin war, hat nur drei Jahre regiert, denn 1893 war bereits die
Revolution.«
    »Sie müssen aber wirklich viel wissen!«
    »Für mein Wissen werde ich schließlich
bezahlt. Möchten Sie irgendwann einmal mit mir ins Kunstmuseum gehen? Ich
könnte Sie mit meiner tiefsinnigen Gelehrsamkeit zu Tode langweilen.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«,
sagte Sarah und errötete aus unerfindlichen Gründen. »Aber stellen Sie sich
vor, daß irgend jemand einen Degas und einen Puvis de Chavannes geschenkt
bekommt. Hat König Kalakaua tatsächlich so etwas gemacht?«
    »Durchaus, ein Geizhals war er nicht.
Ich wünschte, Sie könnten den Palast sehen. Er hat 104 Zimmer.«
    »Das hat mir Mr. Hartler auch schon
erzählt. Er hat versprochen, mir Fotos zu zeigen, hoffentlich allerdings nicht
von allen 104 Zimmern. Er scheint bei diesem Projekt schrecklich engagiert zu
sein. Das war auch der Hauptgrund, warum er nach Boston zurückkommen wollte,
weil er nämlich dachte, daß man hier mehr finden könnte. Sie wissen, nehme ich
an, daß Königin Liliuokalani jemanden aus einer Bostoner Familie geheiratet
hat. Mr. Hartler behauptet, daß er auf der Seite seiner Mutter mit den
Dominises verwandt ist, obwohl er nicht genau erklärt hat, wie. Jedenfalls hat
Liliuokalani, als sie noch Prinzessin war, zusammen mit Königin Kapiolani, der
Frau von König Kalakaua, Boston besucht. Das war 1887, als sie auf dem Weg zu
Königin Victorias 50. Thronjubiläum waren. Alle wollten sie aufnehmen und
bewirten, und sie hat sich mit den kostbarsten Geschenken erkenntlich gezeigt.
Als ich Mr. Hartler erzählt habe, daß sie sogar in genau dem Zimmer, das er
hätte haben können, wenn Mr. Quiffen es nicht schon hätte, Tee getrunken haben,
sah er ganz so aus, als ob er jeden Moment in sich zusammensinken und in Tränen
ausbrechen würde.«
    »Vielleicht sollten wir besser
herausfinden, wo sich dieser Hartler befand,

Weitere Kostenlose Bücher