Der Rauchsalon
Gottes
und kam auf dem schnellsten Weg angesaust, inklusive Tragetaschen und allem.
Das war natürlich äußerst unvorsichtig von ihr, und als ich daran dachte, was
damals alles passiert ist, habe ich mir um sie natürlich schreckliche Sorgen
gemacht.«
»Sie wissen doch, daß die Sache damals
nicht Ihre Schuld war.«
»Das weiß ich natürlich, aber ich kann
das Gefühl trotzdem nicht loswerden. Jedenfalls ist Miss Smith völlig
entgangen, daß sie eine ziemlich auffällige Person ist, mit ihren
Plastiktaschen und all diesen Lumpenschichten übereinander. Und die Erben von
Mr. Quiffen oder was ich zumindest für seine Erben halte, waren gerade vorher
hier aufgekreuzt wie hungrige Wölfe bei ihrer Beute, und ich erwartete meine
Pensionsgäste zum Abendessen. Ich mußte sie irgendwie hinausbugsieren, und da
fiel mir nichts anderes ein, als Sie anzurufen. Nach dieser Episode werden Sie
sich wahrscheinlich eine neue Telefonnummer zulegen.«
Bittersohn lächelte wieder. »Darauf
würde ich mich nicht verlassen. Darf ich Ihnen eine etwas peinliche Frage
stellen? Wollten Sie nicht, daß Ihre Mieter Miss Smith sahen, weil sie so
heruntergekommen aussah oder weil Sie befürchteten, daß sie jemand als die
Zeugin, die so ein Aufsehen verursacht hatte, wieder erkennen könnte? Ich nehme
an, Sie haben ihr die Geschichte geglaubt?«
»Das mußte ich doch, oder? Was die
Pensionsgäste betrifft, ist es mir völlig egal, was sie denken. Im Notfall
hätte ich sie immer noch als eine meiner reichen Verwandten ausgeben können.
Ich habe nur Angst, daß sie einer von ihnen als die Person identifizieren
könnte, die versucht hat, eine Zeugenaussage zu machen.«
»Irgend jemand Bestimmtes?«
»Nein, aber sehen Sie, ich kenne sie
doch alle nicht. Sie kamen zwar alle mit irgendwelchen Empfehlungen, und wir
haben Auswahlgespräche geführt, aber was sagt das schon? Ich kenne sie nicht
gut genug, um genaue Aussagen machen zu können, ob sie so etwas getan haben
könnten oder nicht. Und Mr. Quiffen hat jeden von uns irgendwann auf die Palme
getrieben. Wir haben uns zwar bei Tisch nicht gerade mit Kartoffelpüree
bombardiert, aber das lag hauptsächlich daran, daß Charles und ich und Mrs.
Sorpende, eine wirklich liebe Frau, uns verbündet haben, sobald er völlig außer
Kontrolle zu geraten drohte. Wie die Beziehungen untereinander außerhalb des
Hauses aussahen, weiß ich natürlich nicht und konnte ich wohl auch kaum
herausfinden.«
»Sie sagten, die Erben seien hier
gewesen. Hat er viel Geld hinterlassen?«
»Das glaube ich schon, nach dem, was
meine Freunde gesagt haben. Wenn Sie wollen, kann ich aber leicht
herausbekommen, wieviel es genau ist, weil George Protheroe sein
Testamentsvollstrecker ist. George und seine Frau Anora waren es auch, die mir
Quiffen überhaupt auf den Hals gehetzt haben. Anora hat mir gesagt, ich könnte
ihn ruhig schröpfen, da er sowieso genug hätte, und hat noch hinzugefügt, daß
er schon dafür sorgen würde, daß ich es mir redlich verdiene, was weiß Gott die
Wahrheit war. Ich habe sie gestern abend noch angerufen, weil ich nicht wußte,
wie ich seine Verwandten erreichen konnte. Heute morgen sind alle hiergewesen,
auch ein Neffe und ein Cousin, die bereit waren, alles wegzukarren, was sie in
die Finger kriegen konnten. Glücklicherweise hatte Anora mir den Tip gegeben,
bloß die Tür abzuschließen und so lange nicht aufzuschließen, bis George da
wäre.«
»Tatsächlich?«
»Ja, aber wenn Sie jetzt das denken,
was ich vermute, können Sie es getrost vergessen. Die Protheroes brauchen von
niemandem Geld zu stehlen. Und als ich dann schließlich die ganze Versammlung
sah, hielt ich es für besser, einen Vertreter der eigenen Familie dabeizuhaben,
also habe ich Cousin Dolph gerufen. Sie sind alle gleichzeitig wie eine wilde
Meute in den Raum gestürmt. Ich nehme also kaum an, daß einer von ihnen die
Möglichkeit hatte, irgend etwas von Mr. Quiffens Sachen einzustecken, ohne daß
der Rest es ihm wieder aus der Hand riß. Sollen wir jetzt essen?«
»In der Küche?«
»Nein, im Eßzimmer.« Sarah erinnerte
sich, daß das letzte Essen, das sie für Mr. Bittersohn zubereitet hatte, ein
Frühstück gewesen war und daß er sein Spiegelei am liebsten so zäh wie Leder
mochte. Diesen kleinen Teil ihres gemeinsamen Abenteuers hatte sie niemals
preisgegeben, nicht einmal Tante Emma wußte davon.
»Wir sind sehr vornehm geworden«, fuhr
sie mit einem schüchternen Anflug von Übermut fort. »Leider
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