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Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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sie
größer ist und zum Hinterhof hinausgeht, wo sie im nächsten Frühjahr einen
kleinen Garten anlegen wollen, falls wir alle dann noch hier sind. Ich hoffe,
ich kann das vordere Zimmer, das früher Ediths Schlafzimmer war, möglichst bald
an jemanden vermieten, sobald ich es hergerichtet habe. Allerdings habe ich
keine Ahnung, wem ich es geben soll. Studenten möchte ich lieber nicht, weil
dieses ganze Unternehmen, wie Sie wahrscheinlich bereits bemerkt haben, Gäste
mit einem Sinn fürs Höhere anziehen soll. Bei Jennifer LaValliere habe ich es
riskiert, weil ihre Verwandten ganz in der Nähe wohnen und sie sofort zu ihren
Eltern zurückschicken würden, wenn ihnen irgend etwas Schlechtes zu Ohren käme,
und das weiß sie auch. Aber wenn ich an jemandem komme, der Hasch raucht,
Discomusik spielt und noch Schlimmeres tut, würde das die Szene schmeißen, wie
Charles sich hinter den Kulissen ausdrückt. Ich brauche also jemanden, der
bereit ist, die Hausordnung zu akzeptieren, dem die Kellertreppe nichts
ausmacht und der auch das Bad mit einem Paar teilt, das lediglich befreundet
ist.«
    »Die Hochzeitsglocken werden also nicht
für sie geläutet?«
    »Nicht, wenn es nach Mariposa geht. Sie
scheint mit der Situation völlig zufrieden zu sein. Außerdem ist sie sich nicht
so ganz sicher, was ihre letzten beiden Scheidungen betrifft. Die hat sie bei
einer Art Versandhaus irgendwo in Uruguay durchbekommen, und das klingt schon
etwas riskant, meinen Sie nicht?«
    »Sogar mehr als riskant.« Bittersohn
betrachtete den letzten Pilz auf seinem Teller. »Wie schade, daß ich nicht
genug hermache für eine Pension wie diese.«
    »Oh, aber Sie machen doch mehr als
genug her!« stieß Sarah hervor. »Mr. Bittersohn, Sie — Sie würden doch nicht
allen Ernstes in Erwägung ziehen — ach herrjeh, ich weiß doch, daß Sie bereits
eine Wohnung haben, und ich benehme mich — bitte vergessen Sie schnell, was ich
da gerade gesagt habe. Ich hole den Nachtisch. Mögen Sie etwas Käse zu Ihrem
Apfelkuchen?«
    »Käse ist teuer, nicht wahr? Wissen Sie
was, wo Sie mich doch gerade als möglichen Mieter in Betracht gezogen haben,
könnten Sie die Mahlzeit doch als Geschäftskosten verbuchen, oder?«
    »Wie könnte ich bei Ihnen jemals an
Geschäftskosten denken? Aber als Mieter — Mr. Bittersohn, ist das Ihr Ernst?«
    »Sie brauchen einen Mieter, der daran
gewöhnt ist, unter allen Umständen ein ungerührtes Gesicht zu machen, richtig?
Und ich brauche ein Zimmer, in dem ich bleiben kann, wenn ich in der Stadt bin,
nicht wahr?«
    »Aber Sie haben doch bereits eins.«
    »Falsch. Ich hatte. Man ist dabei, alle
Apartments des Gebäudes in Eigentumswohnungen zu verwandeln, und ich muß
entweder mit geborgtem Geld ein Apartment kaufen, das ich überhaupt nicht haben
will, oder ich muß zum ersten ausgezogen sein. Sie möchten mich doch nicht mit
meinem gesamten Hab und Gut mitten auf der Bowdoin Street sitzen sehen — als da
wären zwei Koffer und ein handgeschnitzter Teakholz-Rückenkratzer, den mir ein
dankbarer Kunde als Zeichen seiner Wertschätzung überreicht hat?«
    »Natürlich nicht, aber — ich kann es
einfach nicht glauben!«
    »Dann rufen Sie doch die Makler an! Ich
gebe Ihnen die Nummer. Sie würden Ihnen meine Wohnung auf der Stelle verkaufen,
falls es Ihnen nichts ausmacht, sich wirtschaftlich zu ruinieren für zwei
lausige Zimmer mit Ausblick auf mehrere Quadratmeter Taubendreck. Vielleicht
bin ich schon obdachlos, wenn ich jetzt zurückgehe, wer weiß. Mrs. Kelling, ich
bin Nichtraucher, poliere meine Schuhe nicht mit der Bettdecke, weil meine
Mutter mich ordentlich erzogen hat, ich besitze keine Schallplatten mit
Discomusik, und wenn, würde ich sie nicht spielen. Ich bezahle meine Miete
immer einen Monat im voraus, weil ich nie genau weiß, wann man mich aus der
Stadt ruft und wie lange ich wegbleiben werde, und was Sie auch verlangen, kann
kaum schlimmer sein als das, was ich im Moment bezahlen muß. Ich müßte
allerdings ein Privattelefon installieren lassen, aber das würde ich selbst
bezahlen. Manchmal habe ich etwas merkwürdige Besucher zu etwas ungewöhnlichen
Zeiten, aber ich könnte dafür sorgen, daß sie durch die Hintertür kommen, um
Ihren Ruf nicht zu gefährden. Ich wäre sowieso lieber im Kellergeschoß, weil
ich mich wahrscheinlich bei den Dienstboten wohler fühlen würde als bei den
zahlenden Gästen. Machen wir also ein Geschäft?«
    Sarah zögerte und lachte dann.
»Kündigen Sie Ihre Wohnung bei

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