Der Rauchsalon
können wir Sie
nicht mit allem Drum und Dran bewirten, dann würden Sie das Vergnügen haben,
sich von Mariposa das Brötchen schmieren zu lassen und Charles in seiner
Butlerkluft zu erleben, aber vielleicht können Sie bald einmal zum Abendessen
hereinschauen. Nehmen Sie sich bitte selbst von dem Salat, da der Lakai heute
frei hat. Sie mögen doch hoffentlich Hühnchen?«
»Das müßte meine Mutter hören! Sie
gehört noch zur echten alten Hühnersuppengarde.«
»Ach ja, das soll ja ein richtiges
Allheilmittel sein, nicht wahr? Am besten koche ich auch welche, um mir meine
restlichen Pensionsgäste zu erhalten.«
»Erzählen Sie mir doch mal etwas mehr
über sie.«
Sarah war erstaunt, wie wenig sie im
Grunde zu erzählen wußte. »Also, da wäre Jennifer LaValliere. Sie ist die
Enkelin einer Dame, die hier auf dem Hill lebt, und sie besucht das Katherine-Gibbs-Institut.
Das nehme ich jedenfalls an, denn sie bringt ab und zu Lehrbücher mit nach
Hause. Und ein gewisser Mr. Porter-Smith, der irgend etwas mit Buchhaltung zu
tun hat und in der Firma arbeitet, an der ein Cousin dritten Grades von mir
beteiligt ist.«
»Wie heißt die Firma?«
»Ach je, das weiß ich gar nicht.
Kelling und irgendwas, nehme ich an.«
»Wie alt ist dieser Porter-Smith?«
»Geht auf die 30 zu, glaube ich.«
»Oh?« sagte Bittersohn in einem Ton,
der Sarah irgendwie übertrieben unbeteiligt vorkam. »Sieht er gut aus?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Es geht.
Er ist auffallend gut angezogen und eigentlich ganz nett, nur redet er ziemlich
viel. Jedenfalls weiß ich genau, daß Percy mir niemanden schicken würde, der
finanziell unzuverlässig ist, und das ist momentan alles, was für mich zählt.
Und dann ist da noch Professor Ormsby, der am Massachusetts Institute of
Technology Aerodynamik unterrichtet, und eine charmante Dame namens Mrs.
Theonia Sorpende, die ich, glaube ich, bereits erwähnt habe. Sie und Professor
Ormsby sind beide mittleren Alters, und er scheint von ihr höchst angetan zu
sein. Mrs. Sorpende ist eine Frau, die mein Onkel Jem als eine stattliche
Erscheinung bezeichnen würde.«
»Wo haben Sie sie denn aufgetrieben?«
»Sie hat über eine Freundin von Tante
Carolines Schwester Marguerite von uns gehört, deshalb hat sie uns angerufen
und gefragt, ob sie kommen und sich das Zimmer ansehen kann. Da sie so eine
angenehme Abwechslung zu den anderen Interessenten war und ihr die Treppe
nichts ausmachte, habe ich sie genommen.«
»Ohne ihre Referenzen zu überprüfen?«
»Eigentlich ja. Ich habe zugesagt,
bevor sie es sich anders überlegen konnte. Mrs. Sorpende ist eine kinderlose
Witwe.«
»Woher wissen Sie das?«
»Das hat sie mir erzählt. Sonst spricht
sie wenig über sich.«
»Ach, tatsächlich?« Aus irgendeinem
Grund sah Bittersohn keineswegs zufrieden aus. Vielleicht schmeckte ihm das
Hühnchen nicht so gut wie bei seiner Mutter.
Kapitel 7
S arahs Gast aß eine Zeitlang schweigend
weiter. Dann fragte er: »Wie haben die anderen Pensionsgäste auf Mr. Quiffens
Tod reagiert?«
»Sie haben die richtigen Geräusche von
sich gegeben, als sie es erfuhren, außer Professor Ormsby, der sowieso kaum
redet, aber niemand schien besonders erschüttert zu sein. Um ganz ehrlich zu
sein, ich glaube, wir waren alle ein klein wenig erleichtert, ihn los zu sein,
auch wenn das Ganze auf so schreckliche Weise passiert ist. Und obwohl mir Miss
Smith alles erzählt hat und ich mich darüber wahnsinnig aufrege, überlege ich
trotzdem schon, wie lange ich anstandshalber warten muß, bis ich sein Zimmer
wieder vermieten kann, weil ich das Geld so dringend brauche. Was meinen Sie,
Mr. Bittersohn?«
Er zuckte mit den Schultern. »Wie
schnell können Sie denn einen neuen Mieter finden?«
»Oh, ich habe schon jemanden. Es ist
ein ziemlich alter Herr, etwa so alt wie Mr. Quiffen, aber bedeutend
angenehmer. Seltsamerweise war es wieder Tante Marguerite, die ihn mir
vermittelt hat. Er war bitter enttäuscht, als er herausfand, daß ich kein
Zimmer mehr frei hatte, weil der Salon genau dem entsprach, was er sich
vorgestellt hatte. Es gehört ein eigenes Badezimmer dazu, und der Raum liegt im
Erdgeschoß. Er darf nämlich keine Treppen steigen, wissen Sie, und er möchte so
gerne wieder auf dem Hill wohnen. Ich glaube, er und seine Schwester haben
früher hier irgendwo gewohnt, bevor sie nach Newport gezogen sind. Dann wollten
sie wieder zurück, aber eine alte Freundin hat die Schwester eingeladen,
Weitere Kostenlose Bücher