Der Rauchsalon
diesen Haien, und packen Sie Ihren
Rückenkratzer. Ihr Zimmer wird Montagmorgen schon auf Sie warten.«
Kapitel
8
E s war ziemlich viel Arbeit, aber am
Montag war die weiße Farbe an den Wänden getrocknet, und das Zimmer, das so
viele kummervolle Jahre lang Ediths Höhle gewesen war, wartete auf den neuen
Mieter. Es sah doppelt so geräumig und hell aus wie vorher. Sarah und Mr. Lomax
hatten die besten Stücke aus dem jetzt völlig leeren Haus in Ireson’s Landing
zusammengetragen: eine Kiefernkommode, einen gemütlichen Sessel mit Fußpolster,
ein paar Lampen, einen Stuhl mit lederbezogener Rückenlehne und einen robusten
Tisch, von dem sie hoffte, daß er einen angenehmen Schreibtischersatz
darstellte. Mr. Bittersohn mußte für seine seltsame Arbeit bestimmt eine Menge
Papierkram erledigen.
Sie leistete sich sogar eine neue
Matratze mit Federkern, ließ durch Mr. Lomax Holzfüße an das Bettgestell schrauben
und setzte sich dann an ihre alte Singernähmaschine und nähte ein paar
leuchtendrot gemusterte Kissenbezüge, um dem Bett mehr das Aussehen einer Couch
zu geben und dem verblaßten blauen Denimüberwurf etwas Farbe hinzuzufügen. Sie
nähte kleine Vorhänge passend zu den Kissen und stellte Töpfe mit Nephthytis
und Sansevierien auf die hohen schmalen Fensterbänke, die auf gleicher Höhe mit
dem Bürgersteig lagen, weil sie wußte, daß empfindlichere Pflanzen dort kaum
überleben würden. Charles schrubbte und wachste den abgenutzten alten
Ziegelfußboden, und Mariposa reinigte die am wenigsten ausgebleichten
Flickenteppiche, die Sarah in Ireson’s finden konnte. Als Sarah schließlich das
Zimmer hergerichtet hatte, behaupteten ihre beiden Helfer, es sei das schönste
Zimmer im ganzen Haus, und schlugen vor, mehr Miete dafür zu verlangen.
»Mr. Bittersohn ist in seinem Beruf ein
sehr bekannter Mann«, erwiderte Sarah förmlich, »wir können ihm wohl kaum
zumuten, in einer Bruchbude zu hausen.«
»Richtig vornehmer Herr, was?«
»Vornehm ja, aber keineswegs steif. Ihr
werdet ihn sicher mögen.«
»Sie mögen ihn wohl selbst auch?«
fragte Mariposa eine Nuance zu unschuldig.
»Er hat vor kurzem unter anderem
immerhin mein Leben gerettet. Ein bißchen Dankbarkeit bin ich ihm wohl schuldig.«
»Die Miete kassieren wir aber trotzdem,
oder?« Mariposa nahm sich die Familienfinanzen sehr zu Herzen.
»Natürlich tun wir das. So dankbar bin
ich nun auch wieder nicht.«
In Wirklichkeit war sie es natürlich
doch. Aber Sarah hatte instinktiv gewußt, daß Mr. Bittersohn entsetzt sein
würde, wenn sie auch nur andeutete, daß er das Zimmer umsonst haben könnte,
obwohl sie durchaus Leute kannte, die weitaus vornehmer waren und die
Gelegenheit sofort beim Schopf gepackt hätten. Ihr Kompromiß bestand darin, einen
niedrigeren Preis zu veranschlagen, als sie ursprünglich geplant hatte. Mr.
Bittersohn hatte jedoch eisern auf einer höheren Summe bestanden und seinen
eigenen Vorschlag gemacht. Schließlich hatten sie sich in der Mitte geeinigt
und den Preis festgemacht, den Onkel Jem von vorneherein als angemessen
angesetzt hatte. Sarah hatte kapituliert und es ihm erzählt, woraufhin sie
gelacht hatten und im gegenseitigen Einverständnis auseinandergegangen waren.
Jedenfalls hoffte Sarah, daß es
gegenseitig war. Was sie betraf, erübrigte sich jede Frage. Je länger sie
Professor Ormsby beim Herunterschlingen des Essens beobachtete und Mr.
Porter-Smiths endlose Aufzählung der Berge anhörte, die er bereits erklommen
hatte, desto ungeduldiger erwartete sie die Gegenwart von Mr. Bittersohn an
ihrem Abendbrottisch.
Was Mr. Hartler betraf, war dieser
bereits mit einem Armvoll persönlicher Habseligkeiten auf der Schwelle
erschienen, fast noch bevor Sarah dazu gekommen war, ihm zu sagen, er könne
einziehen. Das Zimmer rechtzeitig für ihn vorzubereiten war kein Problem. Mr.
Quiffen hatte kaum lange genug darin gelebt, um seine Spuren auf dem Teppich zu
hinterlassen, und die Erben hatten nur zu bereitwillig die persönliche Habe des
Verstorbenen an sich genommen.
Anora hatte Sarah darin bestärkt,
schnell zu handeln. George übrigens ebenfalls, nachdem es seiner Gattin endlich
gelungen war, ihn lange genug wach zu halten, um die offizielle Genehmigung für
die Herausgabe von Mr. Quiffens Habseligkeiten zu geben. Sogar Dolph äußerte widerwillig
seine Bewunderung für den Geschäftssinn seiner kleinen Cousine, sich nicht um
die Miete für eine Woche prellen zu lassen,
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