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Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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sagte: »Da haben Sie verdammt recht, das
hätte er ganz bestimmt.«
    Mrs. Sorpende tat freundlicherweise so,
als hätte sie den Satz nicht gehört.
    McNaughton nickte Mrs. Sorpende zu und
wandte sich wieder an Sarah. »Diese Dame gibt an, sie habe ihn erst seit kurzem
gekannt, und wie ist es mit Ihnen, Mrs. Kelling?«
    »Ich habe ihn im Laufe der letzten
Jahre mehrmals bei meiner Tante Marguerite getroffen. Eigentlich ist sie nur
eine angeheiratete Tante, aber ich nehme an, das ist nicht wichtig für Sie. Jedenfalls
hatte Mr. Hartler von irgendwo gehört, und ich vermute, er hat es von ihr
erfahren, daß ich Pensionsgäste suchte, und hat sich mit mir in Verbindung
gesetzt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber das Zimmer bereits an Mr. Quiffen
vermietet. Und als Mr. Quiffen ums Leben kam — würde es Sie sehr stören, wenn
ich wieder in Ohnmacht fiele?«
    »Machen Sie keinen Unsinn«, knurrte
Bittersohn. »Charlie, können Sie nicht irgend etwas anderes für sie zu trinken
finden als diesen gottverdammten Benediktiner? McNaughton, glauben Sie, es läßt
sich irgendwie vermeiden, daß diese Geschichte in die Zeitungen kommt?«
    »Jessas, das weiß ich auch nicht, Max.
Sie meinen, der alte Mr. Hartler wohnte im selben Zimmer wie dieser Quiffen,
der unter den Zug geraten ist? Menschenskind, das wäre ein Fressen für die
Zeitungen!«
    »Erinnern Sie mich daran, daß ich Sie
für die Medaille für besonderes Taktgefühl vorschlage, Mac. Warum verschwinden
Sie nicht und beglücken andere Menschen mit Ihrer Gegenwart?«
    »Na ja, Max, wenn Sie meinen. Mrs.
Kelling, es tut mir leid, daß ich Sie derart belästigen muß, aber haben Sie
eine Ahnung, ob es Verwandte gibt, die wir benachrichtigen können?«
    »Mr. Hartler hat eine Schwester, aber
er hat uns gesagt, daß sie gerade eine Freundin in Rom besucht. Bestimmt ist
die Adresse irgendwo in seinem Zimmer. Charles, haben Sie die Tür wieder
zugeschlossen, nachdem Sie nachgesehen hatten, ob er da war? Falls ja, seien
Sie doch bitte so nett und holen den Schlüssel.«
    »Bleiben Sie genau da, wo Sie jetzt
sind, Mrs. Kelling«, sagte Bittersohn. »Dazu sind Sie nicht in der richtigen
Verfassung.«
    »Weiß ich. Aber ich bin ja schließlich
für alles hier verantwortlich, nicht?« Sarah befreite sich aus dem Mantel und
stand auf, wobei sie auf der einen Seite von Mrs. Sorpende und auf der anderen
Seite von Mr. Bittersohn gestützt wurde. »Sie können genausogut mitkommen,
Sergeant McNaughton, es ist gleich gegenüber.«
    Sarah hatte absichtlich die Zimmer
ihrer Gäste nie selbst betreten und das Aufräumen Mariposa überlassen, um nicht
in den Ruf einer neugierigen Pensionswirtin zu kommen. Seit sie Mr. Quiffens
Sachen ausgeräumt und den Raum für Mr. Hartler hergerichtet hatten, hatte sie
keinen Fuß mehr in das Zimmer gesetzt. Das Zimmer sah schrecklich aus. Während
seines kurzen Aufenthalts war es dem alten Herrn gelungen, den Raum in eine
furchtbare Unordnung zu versetzen.
    Auf Onkel Gilberts schönem Schreibtisch
häuften sich Papierstapel. Die Schubladen des Aktenschranks, die sie ausgeräumt
hatte, um Mr. Quiffens ordentlich sortierte Schmähschriften aufzunehmen,
standen halboffen und enthüllten ein Durcheinander von Zeitungsausschnitten,
Reisemappen und hawaiianischen Blütenkränzen aus Plastik. Dazwischen lag aus
unerfindlichen Gründen noch ein ramponierter Filzwimpel mit der Aufschrift »Hoch
lebe Hawaii!«.
    Vasen, Pappkartons, Souvenirs,
Jardinieren, kleine Stückchen von echten oder beinahe echten Antiquitäten waren
überall verstreut. Der zwar etwas abgenutzte, aber trotzdem noch wertvolle
Orientteppich, den Sarah für viel Geld fachmännisch hatte reinigen lassen,
bevor sie die Räume vermietet hatte, sah inzwischen aus, als könne ihn nur noch
ein Sandstrahlgebläse retten.
    »Er wollte mich ja nicht saubermachen
lassen«, verteidigte sich Mariposa. »Das habe ich Ihnen doch gestern erzählt.«
    »Ich weiß«, antwortete Sarah. »Darüber
wollte ich ihn auch noch zur Rede stellen. Wenn man sich das vorstellt... Ich
glaube, am besten nehmen wir uns als erstes diesen schrecklichen Schreibtisch
vor.«
    Diese Aufgabe, die zunächst unlösbar
erschien, stellte sich als Kinderspiel heraus. Fast ganz zuoberst lag nämlich
bereits ein Brief auf dünnem Luftpostpapier, der die Aufschrift eines
italienischen Hotels trug.
    »Lieber Wumps«, fing der Brief an, »wie
immer hast du recht gehabt!!! Es war völlig idiotisch herzukommen, und wie du
am Briefkopf erkennen

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