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Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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aufgesucht, doch Sarah wußte, wie einfach es für sie gewesen wäre, sich
heimlich über die Hintertreppe wieder nach unten zu schleichen. In der
Zwischenzeit waren alle anderen ihrer Wege gegangen. Sarah war im ersten Stock
gewesen, Mariposa und Charles hatten sich entweder in der Küche oder im
Kellergeschoß aufgehalten. Mrs. Sorpendes Mantel hing in der Garderobe in der
Eingangshalle, sie hätte ihn also lediglich anzuziehen brauchen und hätte dann
hinausgehen können. Wenn irgend jemand sie tatsächlich gesehen hätte, hätte sie
immer noch vorgeben können, daß sie zum Drugstore mußte oder ein wenig frische
Luft schnappen oder einen kranken Freund besuchen wollte. Sarah hatte ihren
Pensionsgästen wohlweislich keine Schlüssel gegeben, doch Mrs. Sorpende hätte
nur den Riegel zurückzuschieben brauchen, so daß sie zurückkehren konnte, ohne
klingeln zu müssen, vorausgesetzt, daß sie es geschafft hätte, bevor Charles
irgendwann gegen Mitternacht den Nachtriegel vorgeschoben hätte.
    Mr. Hartler hatte ihr möglicherweise
erzählt, wo er sich diese Stühle ansehen würde. Mrs. Sorpende besaß die
angenehme, freundliche Angewohnheit, sich immer wenigstens ein paar Minuten mit
jedem Pensionsgast zu unterhalten. Es wäre also überhaupt nicht aufgefallen,
wenn sie kurz einen Satz wie »Hoffentlich brauchen Sie nicht sehr weit zu
gehen, es ist immerhin ziemlich kalt draußen« eingeflochten hätte oder irgend
etwas Ähnliches. Und er würde etwas wie »Oh nein, bloß bis drüben in die
Fairfield Street« oder wo immer es auch gewesen sein mochte, geantwortet haben.
    Dann hätte sie genau gewußt, wie und wo
sie das angeblich zufällige Treffen zu arrangieren hatte, und für den Heimweg
einen gemütlichen kleinen Spaziergang durch den Park vorgeschlagen. Es war auch
wirklich sehr schön dort, mit den Lichtern in den Bäumen und der goldenen
Kuppel des Parlamentsgebäudes im Hintergrund. Er hätte bestimmt angenommen,
entweder um der hochverehrten Lady einen Gefallen zu tun oder weil er glücklich
war, daß die Stühle echt waren, oder weil er völlig am Ende war, weil sie nicht
echt waren. Der Schlag auf den Kopf war zwar eine äußerst undamenhafte Tat für
sie, aber es war der glaubwürdigste Tod, der ihn dort hätte ereilen können, und
es wäre für sie ein leichtes gewesen, weil sie viel größer, jünger und stärker
war als er. Bei seiner Herzschwäche hätte der Schock durch den Schlag
wahrscheinlich bereits genügt.
    Und sie hätte zum Haus zurückeilen, die
Hintertreppe heraufkommen, Tante Carolines elegantes Negligé anziehen und die
Hilfreiche spielen können, als Sarah zusammenbrach, nachdem sie von Hartlers
Tod erfahren hatte. Wieso war sie überhaupt wach gewesen, wo doch alle anderen
im oberen Stockwerk während der ganzen Ereignisse ruhig und friedlich
weitergeschlafen hatten?
    Mr. Bittersohn war aber auch wach
gewesen. Er war an jenem Abend auch aus gewesen und hatte bis jetzt nicht
gesagt, wo er gewesen war. Vielleicht hätte er selbst gern sein Glück mit den
sieben Stühlen versucht, wenn sie wirklich soviel wert waren, wie Mr. Hartler
anscheinend angenommen hatte. Aber Mr. Bittersohn würde so etwas niemals tun!
    Und wie stand es um die restlichen
Pensionsgäste? Woher sollte Sarah wissen, ob Professor Ormsby wirklich einen
Vortrag am MIT gehalten hatte? Oder ob Mr. Porter-Smith und Miss LaValliere
tatsächlich den ganzen Abend in einem Café gesessen hatten? Oder ob nicht ein
völlig Unbekannter vorbeigekommen war und ganz zufällig den Mord begangen
hatte, lediglich um sich das Geld zu verschaffen, das in Mr. Hartlers
Brieftasche fehlte? Warum regte sie sich überhaupt derart auf, bloß weil Mrs.
Sorpende zufällig ein bißchen geschwindelt hatte, was ihre gesellschaftlichen
Beziehungen betraf?
    Aber als kleine Schwindelei konnte man
es eigentlich nicht bezeichnen. Es mochte zwar zu Beginn eine harmlose Lüge
gewesen sein, doch inzwischen sah die Sache anders aus. Wenn Sarah auch nur ein
winziges bißchen Menschenkenntnis hatte, war Joanna Hartler ein ähnlicher Charaktertyp
wie Cousine Mabel. Cousine Mabel hätte nicht eher geruht und gerastet, egal ob
ihr geliebter Bruder oder der gesamte riesige Kelling-Clan dahingeschieden war,
bis sie mit Tante Marguerite und mit sämtlichen Leuten gesprochen hätte, die
Vangie Bodkin gekannt hatten, und genau herausgefunden hätte, welche Verbindung
sie mit dieser Theonia Sorpende gehabt hatte. Und wenn es keine gegeben hatte,
hätte sie

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