Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rauchsalon

Der Rauchsalon

Titel: Der Rauchsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
das Vermögen Ihres Cousins aus ist, für was ist die denn
eine internationale Expertin, wenn ich fragen darf? Darf man erfahren, durch
wen um alles in der Welt Sie an diese Person geraten sind?«
    Sarah spielte ihren Trumpf aus. »Durch
Tante Marguerite.«
    »Marguerite? Aber sie hat sie niemals
erwähnt — wir waren immer so eng befreundet — wie kommt es denn, daß ich sie
nicht-«
    »Ich nehme an, Mrs. Sorpende kennt
Tante Marguerite nicht persönlich.« Das würden nur wenige Leute wollen, wenn
sie vorher wüßten, was sie erwartete, nachdem sie ihr erst einmal vorgestellt
worden waren, vermutete Sarah. »Sie hat von meinem Unternehmen über eine
gemeinsame Bekannte gehört.«
    »Oh? Dann kenne ich diese Person ganz
bestimmt auch. Wer war es denn?«
    Es gab offenbar nur eine Methode, die
Neugier dieses alten Ungeheuers ein für allemal zu stillen und diese
geschmacklose Unterhaltung zu beenden, nahm Sarah an. Sie zermarterte sich
krampfhaft das Hirn, um sich an den Namen zu erinnern, den Mrs. Sorpende ihr
genannt hatte. »Irgend etwas mit B, glaube ich. Brown? Baxter? Burns? Nein,
Bodkin, das war es. Mrs. G. Thackford Bodkin.«
    Miss Hartler stieß ein merkwürdiges
leises Wiehern aus. »Aber, meine liebe Sarah, wie ist denn das möglich? Vangie
Bodkin ist schon seit zwei Jahren tot. Es war die schönste Beerdigung, auf der
ich je gewesen bin.«
     
     

Kapitel
17
     
     
     
     
     
     
     
    S arah verbrachte eine weitere
schreckliche Nacht. Nachdem sie Miss Hartler beruhigt hatte, hatte sie den
höchst ungewöhnlichen Schritt unternommen, aus freien Stücken Tante Marguerite
anzurufen. Der offizielle Grund war, ihr mitzuteilen, daß Mr. Hartlers
Begräbnis bevorstand. In Wirklichkeit wollte sie allerdings herausfinden, ob
das von Vangie Bodkin bereits stattgefunden hatte.
    Ja, Mrs. Bodkin war wirklich und
wahrhaftig bereits verstorben. Ja, Joanna Hartler war ihre Busenfreundin
gewesen und hatte sich bei der Beerdigung die Augen ausgeweint. Nein,
Marguerite hatte noch nie eine Theonia Sorpende getroffen. Wie war sie denn,
und warum brachte Sarah sie denn nicht einmal vorbei?
    Die letzte Nachricht hatte Sarah tief
verstört. Tante Marguerite vergaß grundsätzlich niemals einen Namen und
leugnete nie eine Bekanntschaft, auch wenn sie noch so flüchtig war. Sie sah
sich nämlich gern als die umschwärmteste Gastgeberin in Newport. Da dies jedoch
beileibe nicht der Wahrheit entsprach, mußte sie sich selbst intensiv um Gäste
bemühen. Falls die verstorbene Vangie Bodkin jene Theonia Sorpende in ihrem
Beisein auch nur erwähnt hätte, hätte sie sofort darauf bestanden, daß sie die
Dame zu einer ihrer Teegesellschaften, Cocktailparties, Mittagessen,
Abendeinladungen, Wohltätigkeitsbälle und vor allem zu einem ihrer sogenannten
Sonntagnachmittagtreffen mitgebracht hätte.
    Selbst wenn Mrs. Sorpende sich als eine
arme Verwandte von Mrs. Bodkin, als deren Lieblingsmaniküre oder als die Dame
herausgestellt hätte, die ihre Kleider kürzte, Tante Marguerite hätte sie
bestimmt trotzdem eingeladen. Sie hätte sie sich zumindest angesehen und sich
mit ihr unterhalten, sie für durchaus vorzeigbar befunden und sie dann auf ihre
Spezialliste — von Sarah und Alexander heimlich als Verzweiflungsliste
bezeichnet — gesetzt, auf der sich diverse Unbekannte mit relativ guten
Manieren befanden, die man im Notfall als Lückenbüßer einsetzen konnte, wenn
viele bekannte Persönlichkeiten plötzlich zu schüchtern waren, sich öffentlich
zu zeigen. Wenn Mrs. Sorpende in einen Skandal verwickelt gewesen war, hätte
sie das als Gast nur um so begehrenswerter gemacht, weil man sie dann vorführen
und hinter ihrem Rücken über sie herziehen konnte. Tante Marguerite hatte nach
dem Vorbild einer berühmten Gastgeberin aus Washington auf ein Sofakissen
folgenden Satz gestickt: »Wenn du über niemanden mehr etwas Nettes zu sagen
hast, setz dich doch neben mich!«, und nach diesem Motto handelte sie auch.
    Wenn Mrs. Sorpende nicht viel Erfahrung
mit Spezialtechniken der Geisterbeschwörung hatte, mußte sie von jemand anderem
als von Vangie Bodkin erfahren haben, daß Sarah Kelling Zimmer vermietete.
Warum hatte sie aber dann nicht den richtigen Namen als Referenz genannt,
sondern eine Lüge riskiert, die so leicht auffliegen konnte? Es gab keine
zweite Mrs. G. Thackford Bodkin; der Witwer war immer noch Witwer und lebte,
soweit Miss Hartler bekannt war, ziemlich zurückgezogen.
    Aber wie zurückgezogen lebte er denn
wohl

Weitere Kostenlose Bücher