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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Aufgabe oder die Welt?
    Vielleicht lag es auch an der Angst vor dem Danach. Schließlich wusste niemand, was nach dem Tod folgte. Vielleicht eine weitere Chance durch Wiedergeburt, vielleicht das endgültige Nichts oder ein Spiegel dessen, in dem sie zuvor lebten. Allein die Unsicherheit darüber bedeutete sicher eine Fessel an diese Welt … oder erwartete jeden dieses Halbleben?
    Die Minuten, in denen er tot gewesen war, hatte er sich in einem unerträglich hellen Spiegel der Realität befunden. Schließlich hatte alles wie eine heruntergekommene Variante der Wirklichkeit angemutet. Die Welt war in den Hintergrund getreten, während die Personen, Marc und Elli, in den Vordergrund gerückt waren.
    Jemand griff an ihm vorbei.
    Erschrocken fuhr er zusammen.
    »Bevor die beiden auch anbrennen …« Den Rest des Satzes ließ Daniel offen.
    »Danke.«
    »Du bist vollkommen in Gedanken. Worüber grübelst du, Olli?«
    Er übernahm von Daniel den Bratenheber und wendete die Pfannkuchen. »Ich versuche zu begreifen, wie diese Wesen ticken. Wie denkt und fühlt ein Geist?«
    »Nicht anders als wir. Sie waren ja mal Menschen.«
    Wie passte das mit den Wächtern zusammen?
    »Was macht dann den Unterschied zwischen Geist und Wächter aus?« Das Äußere? Sicher nicht allein.
    »Wächter halten Geister davon ab, in der Realität zu großen Schaden anzurichten.«
    »Soweit ich diese Dinger einschätzen kann, sind sie aggressiv und grausam. Aber einer von ihnen ist mir eher wie ein Hund vorgekommen, weder böse noch aggressiv. Er verhielt sich unglaublich herzlich.«
    Daniel musste nicht wissen, dass diese Erfahrung nur aus einem Traum stammte. Ihn interessierte viel mehr, wie er darauf reagieren würde.
    »Dasselbe wie dich und mich. Die gerechtigkeitsliebende Grundeinstellung.«
    Oliver griff nach zwei weiteren Tellern und füllte um. »Das kann ich mir nicht vorstellen, Daniel. Gerechtigkeit ist nicht die Sicht von Schwarz und Weiß, sondern das, was eine Einzelperson für sich definiert.« Er setzte beide Pfannen wieder auf. Daniel beobachtete ihn interessiert.
    »Das sehe ich besonders an meinen Brüdern. Sie sind sehr unterschiedlich, weswegen sie auch eine eigene Vorstellung von gut und schlecht haben. Christian empfindet es als ungerecht, wenn er nicht zuerst genannt wird, weil er einige Minuten älter ist. Michael ist das vollkommen egal. Allerdings zeigt er kein Verständnis, wenn unser Vater …«
    »Das sind persönliche Kleinigkeiten.« Daniel schüttelte den Kopf. »Die Wächter differenzieren nicht. Sie teilen alles in Gut und Böse. Wenn eine Seele aus eigennützigen Grundgedanken handelt, verroht oder schädlich wird, greifen sie ein, wenn es das tägliche Leben – im Sinne von Leben – beeinflusst und demjenigen gefährlich wird.«
    »Also sind sie so etwas wie Schutzgeister?«
    Daniel nickte. »Meiner Erfahrung nach ja.«
    Oliver musterte ihn eingehend. »Wodurch wusstest du, dass deine Seele zu einem Wächter wurde?«
    Als Daniel zu einer Antwort ansetzte, hob Oliver eine Hand. »Ich meine, es kommt doch niemand zu dir und sagt dir das. Du hast kein Zertifikat oder irgendwelche anderen Dinge, Artefakte, Waffen, was weiß ich. Du verwandelst dich auch nicht zu einem der Graulinge. Wodurch weißt du also so sicher, dass du zu ihnen gehörst?«
    »Du verstehst demnach noch nicht, was sie dir sagen, richtig?«
    »Sagen?« Oliver schüttelte den Kopf.
    »Sie kommunizieren über Eindrücke und Empfindungen.« Daniel lehnte sich an die Kante der Anrichte.
    Schaudernd erinnerte sich Oliver an die vollkommen unverständlichen, schmerzhaften Zugriffe der Wächter.
    Sicher, es waren Gefühle und Eindrücke von Wesen, die jenseits des Lebens existierten, aber sie erinnerten eher an eine vollkommen unmenschliche, fremdartige Existenz, bar der grundlegenden Emotionen und Bedürfnisse. Das konnte man begreifen? Niemals. Alles, was aus den jeweiligen Zusammentreffen resultierte, waren Schmerzen und Unverständnis. Er schüttelte sich instinktiv.
    »Deren Kommunikation ist extrem.« Das Wort passte nicht wirklich. »Nein, sie ist surreal, bizarr.«
    Daniels Lippen zuckten. Er schwieg allerdings.
    »Es ist, als wolltest du in abstrakten Gleichungen reden wollen.«
    »Genau das, Olli. Das Gefühl des Fremden verschwindet irgendwann, spätestens dann, wenn du sie nicht mehr blockst.«
    Diese Vorstellung war der blanke Horror. Sie griffen brutal in die Gedanken, wühlten darin herum, zerstörten, metzelten … Oliver

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