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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Blick verlor sich jenseits des Parkplatzes, irgendwo in einem der prächtigen Villenvorgärten.
    »Wie fühlst du dich? Was geht dir durch den Kopf, Kleiner?«
    »Ich habe Angst.« Er blinzelte, als erwache er aus seiner Trance. »Das ganze unheimliche Zeug ist mir beinahe egal, solange wir zusammenbleiben können. Ich will nicht mehr zu Opa zurück.«
    Glücklicherweise hörte die Häsin nicht auf ihren neuen Namen – zumindest im Moment nicht.
    Micha verdrehte den Kopf und sah zu ihm hoch. Angst lag in seiner Mimik. Die großen, sonst so hellen Augen wirkten dunkel.
    »Können wir nicht irgendwo neu anfangen, nur wir drei?«
    Oliver lachte humorlos auf. Neu anfangen, ohne all diese mordgierigen Verrückten, leise, unerkannt, geschützt vor den neugierigen Blicken und dem Tuscheln, was fraglos kommen würde, fern von all den Freunden, die sich nicht mehr meldeten, was für eine schöne Vorstellung.
    »Das wünsche ich mir auch, Micha. Aber ich bin noch nicht volljährig. Wir werden wahrscheinlich in eine Wohneinheit gesteckt oder getrennt.«
    »Wenn wir drei getrennt werden, laufen wir weg, gemeinsam …«
    »Du weißt, dass das nicht geht. Die Kollegen hier«, er wies über die Schulter. »hätte uns sofort wieder eingesammelt.«
    »Und wenn wir bei Daniel oder Matthias leben könnten?«
    Die Vorstellung entsprach wohl seinem letzten Rettungsanker.
    Oliver zuckte mit den Schultern. »Glaubst du etwa, dass Matthias und seine Nathalie sich ausgerechnet zwei Elfjährige und einen Sechzehnjährigen ans Knie nageln wollen?« Er schüttelte den Kopf. »Sicher nicht. Matthias hat selbst einen Sack voll Sorgen. Der braucht uns nicht auch noch, um sein Unglück zu vervollständigen.«
    »Und Daniel?« Micha klang kleinlaut.
    »Möglich, dass er sich nicht daran stören würde. Er ist unheimlich locker. Aber er ist auch nur ein paar Jahre älter als ich. Sein Studium liegt gerade mal knapp ein Jahr hinter ihm. Wir wären eine zu große finanzielle und nervliche Belastung für ihn.«
    Das alles stimmte. Andererseits fühlten sich die Worte falsch an. Er wollte nichts lieber, als an Daniels Seite zu leben. Großer Gott, wie das klang, als stünde die Hochzeit ins Haus. Dabei fühlte er sich in Daniels Nähe einfach nur wohl, liebte die Aufmerksamkeit und Wärme, die er ihm schenkte, wollte ihn …
    Daniel hatte Frank verdrängt. Dieser liebenswerte Kerl mit seiner Gutmütigkeit, seinem Witz, seiner Ernsthaftigkeit und seiner unverblümten Art, erwärmte jeden Gedanken. Vielleicht blieben die Schmetterlinge auch für immer aus, aber aus der nahen, ehrlichen Freundschaft wuchs ein neues, tiefes, sehnsüchtiges Gefühl, etwas, das ein unsichtbares Band knüpfte. Daniel, er hatte sich in ihn verliebt.
    Die Wandlung stand schon eine Weile fest, schon vor Tagen, als die erste Berührung nicht einfach spurlos vorübergegangen war, sondern sich in seine Haut gebrannt hatte.
    Micha kniff erneut in seinen Oberschenkel.
    Die kribbelnde Woge des Hochgefühls rann durch einen unsichtbaren Abfluss. Trottel …
    »Was ist mit Onkel Amman?«
    »Halbhoher, wenn du mich noch mal an empfindlichen Stellen zwickst, kriegen wir Ärger miteinander, verstanden?«
    Unbeeindruckt hob Micha die Schultern. »Amman war doch in letzter Zeit besonders oft da. Er würde uns sicher alle drei aufnehmen. Dann wären wir zusammen und bei Papas bestem Freund.«
    Stellte sich die Frage, ob Aboutreika denselben Enthusiasmus aufbrachte, drei Halbwaisen bei sich wohnen zu lassen. Davon abgesehen gefiel ihm die Vorstellung nicht. Amman einzuschätzen war beinahe unmöglich. Was verbarg sich hinter den dunklen Augen und der aalglatten Art des Ägypters? Welche Teufelei heckte er aus?
    Die andere Frage lautete, ob die Zwillinge überhaupt bei Amman leben wollten.
    Chris mit Sicherheit, Jamal war ja da. Der Kleine war nur ein halbes Jahr jünger als Chris und Micha. Sie hingen aneinander. Das würde vielleicht harmonieren. Aber wäre er dabei nicht ein Störfaktor?
    »Hat Amman denn entsprechende Anmerkungen gemacht?«
    Micha lächelte zuversichtlich. »Er nimmt uns sicher auf.«
    Oliver atmete tief durch.
    Wollte er das? Ein Leben bei Aboutreika wäre verschwenderisch und überheblich, durch und durch gut und sicher, nach außen hin.
    Ammans Geschäftspraxis in Sachen Kunst wiederum sprach dagegen, zuzüglich zu der Tatsache etwas darstellen zu müssen, was Oliver nicht war, ein folgsamer Mensch.
    Jemand Rechenschaft ablegen, der seinem Vater ähnelte? –

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