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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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wieder still. Die typische Sonntagsruhe.
    Als er eintrat, hörte er lediglich den Dreck unter seinen Sohlen knirschen. Langsam strich sein Blick über den Boden, in dem zylindrische, vollkommen verrostete Tanks eingelassen waren.
    Die Häsin kauerte vor ihm. Ihr Köpfchen richtete sich starr auf einen Punkt an der rechten Wand, wahrscheinlich die Außenmauer zum Nachbarhaus.
    Atemlos ging er in die Knie und streichelte sie. Dieses Mal floh sie nicht. »Was hast du nur, du verrücktes Tier?«
    Er hob sie hoch und küsste ihren Kopf. Sie fühlte sich kalt und feucht an. Eines ihrer Ohren richtete sich auf.
    »Na danke, nicht in die Nase.«
    Sie kratzte an seinem Arm. Noch immer starrte sie die Wand an.
    Auf den spinnweben - und staubverdreckten Steinen ließ sich nur erkennen, dass sich flockiger Kalk und Schimmel abgesetzt hatten. Er kniff die Augen zusammen.
    Schade, dass Daniel nicht gefolgt war. Seine Taschenlampe wäre eine Hilfe gewesen.
    Er hob den Blick. Über ihm wölbte sich ein nachträglich eingezogenes Tonnengewölbe, aus dem die Stahlstreben herausrosteten. Kalkblumen wucherten, sonst schien nichts Interessantes hier zu sein.
    Enttäuscht ließ er den Kopf wieder sinken.
    Trotzdem drehte er sich einmal um seine Achse. Nichts, oder doch? Dicht neben dem Durchgang war etwas. Es wirkte wie eine Einkerbung.
    Etwas stand dort …
    »Olli?«
    Daniels Stimme klang aus dem Hauptgang. Mit ihm kam auch das Licht. Erleichtert atmete er auf.
    »Hier hinten.«
    Dreck knirschte unter Daniels Stiefeln, als er sich rasch näherte. Er leuchtete mit der Taschenlampe in den Ölkeller . Das Licht blendete. Oliver schirmte die Augen ab.
    »Darf ich?« Er verlagerte das Gewicht der Häsin auf einen Arm und deutete auf die Lampe.
    Wortlos reichte Daniel sie ihm.
    Helligkeit bündelte sich in Kreisen an der gemauerten Wand, strich über alte, rote Backsteine und ausgebluteten Mörtel. Im ersten Moment kam ihm die Stelle falsch vor. Da war nichts, nur die Kratzer. Kratzer? Nein, es waren unbeholfene, linkische Buchstaben, gerade so, wie das Werkzeug und der Stein es zugelassen hatten.
    Oliver trat zurück, um besser lesen zu können.
    Daniel folgte ihm. Er keuchte. »Rachel + Walter.«
    Mithilfe seiner Handykamera fotografierte Daniel den Schriftzug. Leider war auf dem Bild kaum mehr als ein schwacher Hauch davon zu erkennen.
    »Schade, dass das schon so alt ist.« Daniel machte ein weiteres Bild. »Wie bist du eigentlich hierauf gekommen?«
    Oliver hielt die Häsin hoch. »Sie hat erst hier angehalten und die ganze Zeit die Wand angestarrt.«
    Daniel musterte das Tier. In seiner Mimik lag Verwirrung, zugleich aber auch Wissen. Er nickte, ohne weitere Worte zu verlieren.
    Oliver fragte vorsichtshalber nicht nach, sondern betrachtete die zweite, minimal bessere Aufnahme.
    Walter und Rachel. Rachel – der Name stammte aus dem Hebräischen, womit sich die Frage über ihre Glaubenszugehörigkeit beinahe selbst erklärte. Wenn dieser Walter wirklich mit seinem Großvater identisch war, musste er vor langer Zeit in eine Jüdin verliebt gewesen sein.
    Wie alt er wohl damals war? Zumindest war sie keine seiner Ehefrauen gewesen. Davon abgesehen ritzten Erwachsene selten ihre Namen in den Stein. Das geschah eher aus der allerersten Verliebtheit heraus.
    Wie wahrscheinlich war es, dass Rachel den Krieg überlebt hatte? Vielleicht befand sich ihre Leiche unter den sieben?
    Eine andere Situation nahm Gestalt an. Wie oft mochte es im Krieg vorgekommen sein, dass sich Menschen, die andere versteckt hatten, ineinander verliebten? In seinem Kopf schien sich eine Blockade zu lösen. Hatte der alte Markgraf nicht seine Partnerin Helene Hirsch geheiratet? Was, wenn Rachel ihre Tochter war?
    Möglich, dass die Theorie nicht zutraf, aber die Vermutung lag nah. Alles verzahnte sich ineinander.
    Er schüttelte den Kopf. Nein, so simpel war die Lösung sicher nicht. Schließlich handelte es sich hier um einen Komplex aus Opfern und Tätern. Typisches, schwer vereinfachtes Schwarz-Weiß-Denken griff an dieser Stelle nicht. Sein Blick strich über die Häsin, die sich nun wieder vollkommen ruhig verhielt. Besonders der ganze übersinnliche Kram verwusch die Grenzen. Die Erscheinungen wiesen auf bestimmte Dinge hin. Nur auf welche? Ohne einen Rechner und Zugang zum Internet würde er kaum eine Chance haben, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
    Daniel tippte ihn an. »Olli, noch da?«
    »Bin nur am Überlegen …«
    »Zieh besser keine allzu

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