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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Jetzt drehte er vollkommen am Rad. Wahrscheinlich wäre es klüger, alle freilaufende Fantasie wieder einzufangen.
    Er schüttelte den Kopf und folgte dem Lichtkegel.
    Daniel leuchtete in die Kammer. Auf dem Boden lag Staub. Verschiedene Aufsteller mit Nummern standen noch, ganz ähnlich, wie er es aus Filmen kannte. An diesen Stellen fehlte der allgegenwärtige Dreck. In deren Umkreis gab es vermehrt Fußabdrücke, allerdings nur wenige, vielleicht von einer oder zwei Personen, weswegen die Lage der Leichen gut zu erkennen war. Die Toten hatten Verfärbungen im Boden zurückgelassen. Einige waren groß, die von Erwachsenen, andere kleiner. Kinder? Eine schreckliche Vorstellung. Der Lichtkegel zuckte durch den Raum und fing Fragmente des kalten, unheimlichen Grabes ein. An den Wänden entdeckte er Kerben, zu akkurat, um normal entstanden zu sein. Es waren nicht viele, nur ein paar.
    Er schauderte. »Ob sie tot waren, als man sie eingemauert hat?« Der Gedanke war schrecklich.
    Daniel schüttelte den Kopf. Mit dem Licht fing er das Schild mit der Nummer 3 ein. Der Aufsteller befand sich besonders nah an der Position eines Toten. Winzige Kratzer im Boden unterstützten Daniels Annahme. Die Kerben stammten wahrscheinlich von Fingernägeln.
    Seine Kehle schnürte sich zu. »Grauenhaft.«
    »Ich kann auch nur raten, Olli, aber wenn du mich fragst, wurde ein Teil von ihnen lebendig eingemauert.«
    »Sie sind verhungert und verdurstet?«
    »Oder an ihren Krämpfen eingegangen.«
    Wie konnte man nur so abgrundtief böse sein? Eisiges Grauen breitete sich in ihm aus. Der Boden wankte bedenklich unter seinen Füßen. Er klammerte sich an dem Fallrohr fest.
    »Wahrscheinlich sind sie in ihrem Todeskampf zurückgelassen worden.« Daniel wandte sich ihm zu. »Schrecklich, nicht wahr?«
    Oliver nickte.
    Die Häsin begann sich umständlich in seinem Arm zu verrenken, als wolle sie einen letzten Blick auf die Szenerie werfen. Sie wurde zu schwer. Oliver griff mit der anderen Hand wieder nach. Sie wand sich, bis er sie absetzte.
    Super, ein Hase im Staub, am besten noch einer, der die Spuren zerstörte?
    Daniels strafenden Blick musste er sich gar nicht erst antun. Trotzdem unternahm sein Freund keinen Versuch, das Tier wieder hochzuheben.
    Anscheinend wollte sie sich das alles ebenfalls anschauen. Sie blieb auf der Schuttrampe hocken und schnüffelte.
    »Was für ein eigenartiges Tier.« Oliver kniff die Augen zusammen. War sie ein normales Tier?
    Die Häsin richtete ihre Ohren auf. Spannung trat in ihre Haltung. Von einem Augenblick zum anderen schien sie in Alarmbereitschaft zu sein. Automatisch spannte Oliver sich und verdrängte die Schwäche, so gut er konnte. Die Instinkte eines Tieres übertrafen die seinen sicher um Längen. Er musterte sie nervös. Hatte sie einen Wächter entdeckt?
    Vielleicht.
    Was mochten die großen Graulinge wohl mit einem neugierigen Hasen anstellen?
    Er wollte es lieber nicht herausfinden. Rasch ging er in die Knie und griff nach ihr. Die Häsin sprang zur Seite und schlug einen Haken, bei dem sie beinahe einen Salto machte. Sie brachte Abstand zwischen sich und ihn. Einen Herzschlag später wetzte sie los.
    Verdammt! Oliver fuhr herum und rannte hinterher. Das Flatterband, unter dem er zuvor hindurchgetaucht war, riss, als er voranstürzte.
    Kurz blieb er stehen, um sich zu orientieren. Wo war das elende Vieh?
    Sie hoppelte den Gang weiter, schlug Haken und eckte mehrfach an der Wand an.
    Hinterher! Er sprintete los.
    Der Weg gabelte sich. Sie wirbelte ungebremst nach links. Oliver folgte ihr. Von irgendwoher rauschte Wasser. Der Geruch nach Heizöl und Rost stieg ihm in die Nase.
    Vor sich sah er mehrere gemauerte Durchgänge, die keine Türen hatten. Schwaches, natürliches Licht fiel herab. Offenbar dienten sie einst als Kohlekeller.
    Er konnte nicht riskieren, die Hasendame in einem Berg Braunkohle zu verlieren. Sein Blick blieb starr auf ihren braun bepelzten Hintern gerichtet.
    Sie schlug wieder einen Haken in den letzten Kellerraum, aus dem es erstickend nach Öl roch. Um sich zu bremsen, griff er nach der Wand und fing seinen Schwung ab. Nasser Putz, Spinnweben und Staub bröckelten unter seinen Fingern.
    Mattes Licht fiel durch einen Lichtschacht schräg nach unten. Draußen prasselte der Regen auf das Trittschutzgitter über dem Lichtschacht. Kalte Feuchtigkeit wehte mit nebelfeinen Tröpfchen herab. Der Boden dröhnte, als einer der Stadtbusse vorbeifuhr. Einen Moment später wurde es

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