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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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»Während der Observation meiner Mutter kam er auf die Familienverbindung.« Er hob die Schultern. »Sie hätten ihn von dem Fall abgezogen.«
    Camilla hob skeptisch die Brauen. »Die Erklärung mag ja passen, aber sie ist zumindest für mich nicht stimmig.«
    »Warum?«
    Er wand sich das Handtuch um die Schultern. Ungefragt zog sie seine Haare darunter hervor. Dankbar nickte er.
    »Es ist nicht seine Art, panisch zu reagieren, wie in der Mail.«
    Neugier kribbelte in seinem Bauch. »Kannst du mir die Mail zeigen?«
    Sie nickte. »Wenn du meinen Laptop von George freibekommst, gern. Deshalb habe ich das Gerät ja mit.«
    »Schauen wir doch mal.« Er lächelte. »Internet bräuchte ich ohnehin, um ein paar Recherchen in Sachen Geistern zu betreiben.«
    Als er die Beine über den Rand schwingen wollte, hielt sie ihn fest. »Was war eigentlich wirklich in Markgrafs Wohnung los?«
    »Verdammt viel, Camilla.«
    Während er sich anzog, erzählte er ihr alles, was sich zugetragen hatte. Camilla unterbrach ihn trotz ihrer unersättlichen Neugier nicht. Stumm hockte sie auf dem Wannenrand, die Arme vor der Brust verschränkt und lauschte. Opa kauerte zu ihren Füßen. Je nach Inhalt der Erzählung reagierte sie verblüffend menschlich mit ärgerlichem Klopfen oder zustimmendem Zähneklappern. Offenbar fiel Camilla dieses Verhalten auch auf. Mit zusammengezogenen Brauen hob sie die schwere Häsin auf ihre Knie.
    »Du verstehst wohl ganz genau, was wir sagen.«
    Opas Pfoten lagen auf ihrem Unterarm. Sie hob ihren Kopf und witterte, wobei sie Camilla eine Weile aufmerksam musterte. Ihre Ohren hoben und senkten sich, als würde sie Dinge hören, die außerhalb von Olivers Hörweite lagen.
    Was nahm sie wahr? Camilla legte den Kopf schräg und lächelte. Behutsam kraulte sie Opas Köpfchen. Die Häsin legte die Ohren an und sank auf ihre Knie.
    »Sie mag dich.«
    Camilla nickte. »Ich sie auch. Sie ist ein ganz besonderes Tier.« Lächelnd fügte sie hinzu: »Sie scheint einen besonderen Bezug zu dir zu haben, fast wie ein Vertrauter, ein Hexentier.«
    Oliver beobachtete sie über den Spiegel, während er sich die nassen Locken auskämmte. »Daniel sagte auch so was. Mein Familliari .«
    »Richtig.« Nachdenklich betrachtete Camilla das Tier. »Das hat sie bewiesen, indem sie dir überall hin folgte und dich führte.«
    Er ging nicht darauf ein. »Was meinst du, warum sie als Einzige überlebt hat?« Oliver wandte sich um und lehnte sich gegen das Waschbecken.
    Camilla hob kurz den Kopf, konzentrierte sich dann aber wieder auf Opa. Sie zuckte nach einer Weile die Schultern.
    »Weil sie anders ist, nehme ich an. Sie dürfte sich in nahezu allem von ihren Artgenossen unterscheiden.«
    »In nahezu allem«, wiederholte Oliver. »In was? Sie frisst Salat, sorgt für ganz normale Hasenköttel und hoppelt durch die Gegend.«
    Andererseits verhielt sie sich menschlich. Anscheinend verstand Opa, was sie sagten, wusste, wo Gefahren lagen, und wo sich Wissenswertes versteckt hielt. Sie trotzte dem Ding, was immer alle Hasen und Tauben getötet hatte, ohne eine Verletzung.
    Damit stellte sich eine weitere Frage. War sie Walter auch so zugetan gewesen?
    Bei der Erwägung dieses Gedankenganges ruckte Opas Kopf herum. Aus zusammengekniffenen Augen musterte sie ihn.
    Mochte sie Walter nicht? Er schüttelte nachdenklich den Kopf. Warum hielt der Alte überhaupt Tiere? Für ihn musste es doch eine starke Belastung sein, sie täglich zu füttern, alle paar Tage die Ställe zu reinigen und vor allem den Tierbedarf bis auf den Boden zu schleppen.
    »Warum …?«
    »Warum was?«, fragte Camilla.
    Er schüttelte den Kopf und wies auf Opa.
    »Walter – mein Großvater – ist neunzig, fast einundneunzig. Er muss doch einen Grund gehabt haben, sich all die Tiere zuzulegen. Die Pflege allein ist anstrengend und zeitaufwendig.«
    Camilla nickte. »Das ging mir vorhin schon durch den Kopf.«
    Sie setzte Opa auf dem Boden ab und schüttelte den Wannenvorleger aus, um Haare und Staub zu entfernen.
    »Hatte er schon so viele Tiere, als du noch klein warst?«
    Oliver nickte.
    »Vielleicht ist es schlicht Gewohnheit.«
    Camillas Vorschlag klang zwar logisch, war es aber nicht. Immerhin ging Walter seit Jahren am Stock. Genau genommen besaß er die Bewegungsrate einer Schlaftablette.
    Oliver schüttelte den Kopf. »Er ist gehbehindert, arthritisch und kommt ohne seinen Stock nicht klar. Verrat mir mal, wie er die schweren Futtersäcke, Streu, Heu und

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