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Der Rebell - Schattengrenzen #2

Der Rebell - Schattengrenzen #2

Titel: Der Rebell - Schattengrenzen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Rettungsanker.
    Michael aber auch Christian, der noch immer Bettruhe hielt, löcherten ihn mit Fragen, besonders wegen der Häsin. Beide erkannten das Tier, schließlich hatten sie sich in den letzten Monaten um sie gekümmert.
    Lauter zerplatzte Tierleiber? Zwei Elfjährigen zu erzählen, dass sie die letzte Überlebende war, fiel Oliver schwer.
    In dem Fall bot sich eine Notlüge an.
    Die kommende halbe Stunde war er mit Erklärungen und Ausflüchten beschäftigt, während er die Häsin notdürftig von dem Kellerdreck befreite und ihr in der Küche Salat und Wasser gab.
    Camilla war noch mal losgefahren, um Käfig, Tränke, Heu, Streu und Trockenfutter zu besorgen – natürlich alles aus ihren eigenen Beständen. Anscheinend hatte sie viele Tiere. Erst als sie wieder zurückkam, fand Oliver ein wenig Unterstützung.
    Gemeinsam richteten sie der Häsin – die laut Michael keinen Namen hatte – ihr neues Zuhause ein. Der Dicken schien die Gefängnissituation nicht zu passen. Sie knabberte unablässig an den Stäben, sodass das Geräusch bis in gewisse Zimmer zu hören war. Aber frei herumhoppeln lassen konnte er sie nun auch nicht. George warf ihm ohnehin ständig strenge Blicke zu.
    Nach einer Weile dröhnte Olivers Kopf. Er bat um eine Ruhepause, damit er sich Schweiß und Dreck abwaschen konnte.
    Beinahe fluchtartig verließ er den Raum.
    Das warme Wasser half. Es wärmte ihn auf.
    Erst jetzt bemerkte er, wie verspannt er war. Seine Nacken- und Rückenmuskulatur löste sich. Langsam verwehte der dumpfe Druck, den er die ganze Zeit gespürt, aber nicht als solche Belastung realisiert hatte. Er schloss die Augen und ließ sich in der Wanne nach hinten sinken. Das Wasser rann über Brust und Bauch. Eigentlich ein schönes, erregendes Gefühl. Er spülte einmal über seinen ganzen Körper, bevor er seine Hand …
    Die Tür sprang auf.
    Erschrocken fuhr er zusammen. Camilla ließ die Häsin aus ihren Armen plumpsen.
    »Sag mal bist du vollkommen bescheuert?«
    Sie richtete sich auf und betrachtete ihn unbeeindruckt.
    Automatisch legte er eine Hand vor sein halb erigiertes Glied und setzte sich auf. Sein nasses Haar klebte an Rücken, Armen und Brust.
    »Opa wollte zu dir.«
    Opa? Wovon redete sie?
    Neben der Wanne setzte sich die Häsin auf die Hinterläufe. Sie war groß genug, um über den Rand zu schauen.
    »Opa.« Sie deutete auf den dicken Fellball . »Deine Brüder haben ihr den Namen gegeben.«
    »Ach.« Das war die dämlichste Antwort der Welt. Zu diesem Namen blieb nichts weiter zu sagen, weil er kindisch war, typisch für Chris und Micha, die all ihre Plüschtiere nach denen benannten, die sie ihnen schenkten.
    Camilla lächelte. »Fällt dir nichts Schlaueres ein?«
    Er sah demonstrativ an sich herab. »Nein. In der Situation wohl kaum.«
    »Mach dir nichts draus.« Sie ließ sich auf dem Wannenrand nieder und reichte ihm ein Badetuch. »Vor zwei Wochen kam meine Ma rein, als ich mit meinem Freund gerade im Bett war. Es gibt peinlichere Momente.«
    Dezenter konnte sie den Hinweis wohl nicht verpacken. Er nahm die Hand zwischen seinen Beinen fort. Da stand ohnehin nichts mehr. Sollte sie ihn doch nackt sehen. Sie schien sich nicht daran zu stören. Langsam hievte er sich aus der Wanne. »Wusstest du eigentlich, dass es so was wie Privatsphäre gibt?«
    »Was, das geht mit vier Geschwistern?«
    Kalt erwischt. Selten. Allerdings hütete er sich davor, den Gedanken auszusprechen. Er gab sich redlich Mühe, sie beim Ausdrehen seiner Haare nass zu spritzen.
    »Ich bin auch sonst nicht so. Aber ich wollte mit dir reden, allein, ohne George und die Zwillinge.«
    »Dafür platzt du also einfach ins Bad?«
    »Hier bist du in jedem Fall allein.« Ihr Blick strich ungeniert hoch und runter.
    »Du hast einen Freund. Ich bin Off-Topic.«
    Sie betrachtete seine Schulter.
    »Die Narben?«
    Sie nickte. »Die sind schlimm.«
    Ihre warmen Finger strichen sacht über eine der zentimetertiefen Kerben, die bis auf den Knochen reichten. Die Berührung tat gut, auch wenn sie vom falschen Menschen mit dem vollkommen falschen Geschlecht kam.
    Er genierte sich nicht. Aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich ihr verbunden. Bei ihr bestand auch kein Grund zur Sorge.
    »Ich wünschte, ich hätte das verhindern können.«
    »Die Mail von Matthias, nicht?«
    Sie nickte.
    Oliver setzte sich neben sie auf den Wannenrand. »Er ist mein Cousin, hat er mir vorhin gebeichtet.«
    Überrascht zuckte sie zurück. »Wirklich?«
    Er nickte.

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