Der Rebell
Washington geschehen ist, weiß ich nicht. Risa weigert sich, mich einzuweihen. Und Rose gesteht nur ihre eigene Schuld — stolz und unbeugsam.«
»Man macht sich nicht schuldig, wenn ...«
»Streiten wir nicht über Glaubensfragen«, unterbrach er sie. »Mach dir keine Sorgen — ich werde dich nicht in die Hauptstadt zurückbringen. Aber du mußt mir versprechen, in St. Augustine zu bleiben.«
Erleichtert atmete sie auf. Sie liebte die Konföderation
— und Ian. Und plötzlich erschien es ihr möglich, beide Gefühle zu verbinden. »Gut, ich gebe dir mein Wort.«
»Und du wirst dich anständig benehmen.«
»Keine Ahnung, was du meinst . ..«
»Doch, das weißt du.«
»Ian, ich assistiere deinem Bruder im Lazarett und betreue die verwundeten Soldaten. Heute abend kam mit meiner Hilfe ein Baby zur Welt. Und ich habe deine Familie besucht ...«
Er nickte. »Sei vorsichtig. Setz dein und Seans Leben nicht aufs Spiel.«
»Natürlich nicht. Aber du mußt dich auch in acht nehmen.«
Er richtete sich auf, schlang seinen Waffengurt um die Taille und schnallte ihn fest. »Keine Bange, ich weiß, was ich tue.«
»O ja«, seufzte sie, »du bist ein grandioser McKenzie, und deshalb prallen alle Kugeln von dir ab.«
»Unsinn, aber ich lasse mich nicht von Rebellenkugel treffen. Um mich mußt du dich nicht sorgen. Nur um dich selbst. Alaina, ich warne dich. Keine Spionage — hörst du?«
Mühsam schluckte sie. »O Ian ...«
Nach einem letzten Kuß ging er zum Kinderbettchen und betrachtete seinen schlafenden Sohn. Dann nahm er seinen Federhut vom Tisch, schlüpfte in den Garten und verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht.
Im Februar 1862 erlitten die Konföderierten Staaten katastrophale Niederlagen in Forts Donelson und Henry in Tennessee. Der Heeresminister befahl General Robert E. Lee, alle Streitkräfte abzuziehen, die Floridas Ostküste verteidigten, und Albert Sidney Johnston in Tennessee zu unterstützen.
Gemeinsam mit dem Militär bereitete Julian seine Abreise aus St. Augustine vor.
Alaina glaubte, Ian müßte gewußt haben, wie hilflos sich die Ostküste Floridas dem Feind ausliefern würde, als er ihr das Versprechen abgenommen hatte, in St. Augustine zu bleiben. Während sie beobachtete, wie Julian seine Arzttasche packte, erwog sie, ihn zu begleiten. Immerhin hatten sich die Umstände inzwischen geändert.
Bevor Peter O'Neill mit seiner Kompanie ausrückte, besuchte er Alaina. »Was hier geschieht, ist wirklich beklagenswert. Aber verzweifle nicht, meine Liebe. Am anderen Flußufer halten wackere Rebellensoldaten Wache.«
»Das weiß ich.«
»Du bist doch keine Verräterin geworden, Alaina?«
»Wie kannst du mir eine solche Frage stellen? Mein Herz gehört der Konföderation.«
»Ja, gewiß«, stimmte er ihr bewundernd zu, »du bist der gute Engel aller Rebellen. Bald werden wir uns Wiedersehen. In absehbarer Zeit kämpfe ich wieder in diesem Staat — und ...«
»Was?«
Ein paar Sekunden lang zögerte er. »Tut mir leid — ich muß deinen Mann töten. Ich werde ihn durch seinen Sumpf jagen, in die Enge treiben und erschießen. Noch bevor der Krieg ein Ende findet, wird der Panther sterben.«
Entsetzt wich sie vor ihm zurück.
»So sehr ich es auch bedauere«, fuhr er hastig fort, »er ist unser Feind.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Bevor ich mich verabschiede, will ich dir noch versichern, daß ich immer für dich dasein werde.«
»Sag so etwas nicht, Peter.«
»Eines Tages wirst du mich brauchen.« Formvollendet verneigte er sich und verließ das Zimmer.
Bis zur letzten Minute überlegte Alaina, was sie tun sollte.
Als Dr. Percy zu ihr kam, wirkte er tief bekümmert, alt und müde. »Um in einem Krieg gute Arbeit zu leisten, braucht ein Arzt Medikamente, Morphium, Chinin und Chlorophorm, adstringierende, stimulierende und schorfbildende Mittel wie Salpetersäure, die das infizierte Gewebe aus den Wunden herausbrennt. Wir müssen unsere Soldaten am Leben erhalten und die Attacken der Union abwehren.«
»Das verstehe ich, Dr. Percy, und deshalb zögere ich, St. Augustine zu verlassen.«
»Um Gottes willen, meine Liebe, Sie dürfen nicht abreisen. Ich werde Julians Praxis in diesem Haus übernehmen. Bleiben Sie hier und helfen Sie mir. Auf der anderen Seite des St. Johns River werden ein paar Freiwillige Stellung beziehen. Wenn wir sie stets über alle bevorstehenden Ereignisse informieren, was uns unter dem Deckmantel medizinischer Notwendigkeit leichtfallen müßte,
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