Der Rebell
viele?«
»Nur drei. Sie wollen ein paar miese Yankees von den Waffen weglocken. Das sind verdammte Bastarde, die behaupten, alle Rebellen müßten hängen. Und sie glauben, wir hätten letzte Woche in St. Augustine ein paar Yankees erschossen — und wir wären Spione.«
»Und? Seid ihr Spione?« Plötzlich wurde Ians Mund trocken.
»O nein — Patrioten, Sir!«
»Simon, Billy, Gerald — tragt die Waffen zu den Booten und nehmt den Jungen mit.«
»Bringen Sie mich in ein Kriegsgefangenenlager?« fragte Elisha.
»Nach St. Augustine.«
»Aber die Stadt wird von der Union besetzt.«
»Irgend jemand wird deine Mutter aufspüren.«
Jetzt schien er in Panik zu geraten, und Ian lächelte. Wenn die Mutter den Jungen wieder zwischen die Finger bekam, würde ihm in den nächsten Jahren gewiß nichts zustoßen.
Ian wandte sich zu seinen Männern. »Schauen wir uns um, Jungs.«
Eine halbe Stunde lang folgten sie ihm nach Norden. Dann hörten sie eine höhnische Männerstimme.
»Verdammter Rebell! Stechen Sie zu, Captain! Wir werden den Bastard ohnehin hängen und verscharren. Wer wird den Unterschied merken? Das ist Gottes Wille.«
Ian nickte Sam und den anderen zu. Sofort zogen sie ihre Waffen und umzingelten lautlos die Lichtung, wo der Ruf erklungen war. Hinter einem dicken Kiefernstamm verschanzt, zählte Ian die Unionssoldaten. Zehn Kavalleristen. Auf drei Pferden saßen gefangene Rebellen, unterhalb eines mächtigen tiefhängenden Eichenasts, die Hände am Rücken gefesselt, Schlingen um die Hälse.
Eifrig bestrebt, den Kommandanten anzufeuern, der die unglücklichen Männer mit einem Messer bedrohte, bemerkten die blauuniformierten Soldaten nicht, daß sie umstellt waren.
»Gottes Wille?« flüsterte Ian und gab Sam ein Zeichen. Dann trat er hinter dem Baum hervor, richtete seinen Colt auf den Feldwebel, einen grauhaarigen korpulenten Mann. »Was zum Teufel geht hier vor, Sergeant?«
Erschrocken fuhr der Kommandant herum, starrte ihn an und sah die anderen Neuankömmlinge zwischen den Büschen auftauchen. Dann seufzte er erleichtert. »Gott sei Dank! Yankees!«
Als Ian zu den Gefangenen ging, protestierte der Sergeant ärgerlich: »Hier habe ich das Kommando, Major!«
Einer der Kavalleristen meldete sich zu Wort. »Major, diese Rebellen haben letzte Woche einige unserer Kameraden ermordet. Die armen Jungs wurden zu einem Tanzfest auf der Framington-Plantage eingeladen und auf dem Heimweg kaltblütig niedergeknallt.«
»Wieso wissen Sie das?« fragte Ian.
»Weil's der Kerl auf dem dritten Pferd zugegeben hat.«
Ian wandte sich zu dem betreffenden Gefangenen, einem etwa dreißigjährigen Mann, der seinen Blick furchtlos erwiderte. »Ist das wahr?«
»Major, ich bin kein Mörder. Und ich habe niemanden kaltblütig niedergeschossen. Nachdem wir die Framington-Plantage verlassen hatten, lieferten wir den Unionssoldaten einen fairen Kampf. Dabei wurden sie getötet.«
Ian nickte. »Befreien Sie die Männer von den Schlingen, Sergeant.«
»Wollen Sie die Hundesöhne etwa laufenlassen, Sir?«
»Nein, wir nehmen sie als Kriegsgefangene mit.«
»Offenbar verstehen Sie nicht, was hier geschieht. Wir haben die Rebellen auf faire Weise festgenommen.«
»Aber wir sind das Militär, Sergeant, nicht das Gesetz.«
»Verdammt, Major ...«
»Ganz recht, ich bin Major McKenzie, und ich erteile Ihnen einen Befehl.«
»Hören Sie, der magere Bursche da drüben ist ein Spion. Das wissen wir. Neben mir steht Corporal Ader, der einzige, der das Massaker bei der Framington-Plantage überlebt hat. Kurz bevor unsere Leute in den Hinterhalt gerieten, sah er den Burschen aus dem Ballsaal schleichen. Und wir sind berechtigt, Spione zu hängen, Sir. Dazu wurden wir sogar aufgefordert, das will ich Ihnen beweisen.«
Triumphierend zog der Sergeant ein zerknittertes Papier aus der Tasche seiner Uniform und drückte es in die Hand des Majors, der Colonel Hirshhorns Unterschrift erkannte. »Wenn ein feindlicher Spion festgenommen wird, soll man ihn so bestrafen, wie es der Unionskommandant für richtig hält. Und dabei wird die Todesstrafe für überführte Mörder nicht ausgeschlossen.«
Seufzend schüttelte Ian den Kopf und gab dem Sergeant die Order zurück. »Jetzt bin ich der Kommandant. Hier wird niemand gelyncht. Ein letztes Mal — befreien Sie die Gefangenen von den Schlingen!«
»Ja, Sir«, erwiderte der Sergeant tonlos und salutierte
Plötzlich krachte ein Schuß.
Ian schaute nach allen Seiten, um
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