Der Rebell
über mich gesagt? Ich schrieb ihm
— und bekam keine Antwort.«
»Er ist dir sehr böse.«
»Aber ...«
»Trotzdem liebt er dich. Ich glaube, du erwiderst seine Gefühle.« Lächelnd strich Tara über Alainas Wange. »Und eure Liebe ist hoffentlich stärker als der Krieg.«
Am Neujahrstag traf Julian mit Alaina und Tia in St. Augustine ein. Zwei Wochen später, kurz nach Seans erstem Geburtstag, kam Dr. Percy zu ihr und erklärte, ein Konföderiertendampfer würde im Süden der Stadt ankern und sie zu ihrer Insel bringen.
Julian und Tia protestierten energisch gegen ihren Entschluß, nach Belamar zu fahren. »Überleg doch — du würdest an Bord eines Blockadebrechers gehen«, warnte ihr Schwager.
»Bitte, Julian, versteh mich doch! Ich muß meine Heimat Wiedersehen — und Jennifer, deinen Onkel und deine Tante — und Jerome.«
»Nein, das verstehe ich nicht.«
Letzten Endes setzte Alaina ihren Willen durch. Sean blieb in Lillys Obhut zurück. Als Julian und Tia ihre Schwägerin zum Schiff begleiteten, versprach der Kapitän, ein erfahrener alter Seemann namens Nasby, er würde gut auf sie aufpassen. Bis zur Ankunft in der Biscayne Bay würde er sie keine Sekunde lang aus den Augen lassen.
Eine Stunde lang fuhren sie nach Süden. Dann steuerten sie die Bahamas an.
Trotz der Blockade erreichten sie Freeport schon nach achtundvierzig Stunden.
Bei der Begegnung mit dem fast achtzigjährigen Engländer Dr. Bellamy, der seit vielen Jahren in der Stadt lebte, fand Alaina heraus, daß sie nicht nur Medikamente transportieren sollte. Er lud sie zu einer Dinnerparty ein, die er für ein paar britische Diplomaten gab. Zur Tarnung trug sie eine schwarze Perücke. Eindringlich bat sie die Gentlemen, die Konföderierten Staaten anzuerkennen, die Rebellen nach besten Kräften zu unterstützen und der Union zu zeigen, daß die Welt auf der Seite der Südstaaten stand.
Am nächsten Morgen verkündete Dr. Bellamy hochzufrieden: »Meine Liebe, sämtliche Gäste waren entzückt von Ihrer Schönheit und Ihrem Charme. Natürlich wollten sie wissen, wer Sie sind. Aber das wird niemand erfahren. Ich erklärte, Sie seien eine patriotische Rebellin. Mehr dürfe ich nicht verraten. Ah, meine teure Mokas
sinschlange, ich freue mich auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Geben Sie gut auf sich acht.«
Voller Genugtuung, einen prall gefüllten Lederbeutel mit Medikamenten in der Hand, verabschiedete sie sich von Dr. Bellamy.
Auf dem Weg zum Schiff besuchten Alaina, die wieder ihre schwarze Perücke trug, und ihre Leibwache eine Taverne. Während die Männer Whiskey, Wein und andere Vorräte entgegennahmen, saß sie an einem Tisch im Hintergrund der Schankstube und trank Kaffee. Wie sie erschrocken feststellte, hatten mehrere Soldaten von der US-Navy am Nebentisch Platz genommen. Sie sprachen über einen geplanten Angriff auf ihr Schiff.
Betont gleichmütig stand sie auf, verließ die Taverne und eilte zu Captain Nasby, um ihn zu warnen. Sie verschoben die Reise um einen Tag, und in der nächsten Nacht fuhren sie weiter, unbehelligt von den Kanonenbooten der Union.
Immer noch im Vollgefühl ihres Siegs, erreichte Alaina die Insel. Ein Ruderboot brachte sie anschließend zum Strand, wo sie von Jennifer erwartet und liebevoll umarmt wurde.
Abends saß sie mit Teela, James und Jennifer am Küchentisch. Mit keinem Wort erwähnte sie ihre Aktivitäten und erklärte nur, vorerst würde sie in St. Augustine leben, aber Belamar oft besuchen.
Immer wieder schilderte Jennifer die Schlacht, in der Lawrence gefallen war. Alaina vermutete, die Eltern der jungen Witwe würden bei ihr wohnen, weil sie um ihren Verstand bangten. Begierig erkundigte sich Jennifer nach den politischen Neuigkeiten, die nach St. Augustine gedrungen waren, und betonte, der Süden müsse den Krieg gewinnen.
Am nächsten Morgen wanderten die beiden Freundin
nen den Strand entlang. Vorsichtig spähte Jennifer in alle Richtungen, bevor sie Alaina erklärte: »Heute nachmittag rudere ich dich zum Festland hinüber. Dort wird eine Miliztruppe eintreffen und dich mitsamt deiner Schmuggelware nach St. Augustine bringen.«
»Oh, mein Gott!« flüsterte Alaina. »Also bist du meine Kontaktperson.«
»Natürlich«, bestätigte Jennifer lächelnd. »Meinst du, ich würde nach Lawrences Tod untätig dasitzen und das Kriegsgeschehen aus der Ferne verfolgen? O Alaina, ist es nicht wundervoll, daß wir unseren tapferen Soldaten beistehen?«
Alaina brachte Morphium,
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