Der Rebell
Laudanum und Chinin nach St. Augustine, und ihr Schiff hatte Waffen in den Hafen transportiert. Entschlossen verdrängte sie den Gedanken an den Mann, der sie inzwischen verachten würde — ihren Ehemann.
Seit ihrer Rückkehr nach St. Augustine war eine Woche verstrichen. Als sie eine Gemischtwarenhandlung verließ, wurde sie von einem Soldaten angesprochen. »Alaina!«
»Peter!« Verwirrt, aber nicht erschrocken, sah sie den jungen Mann an. Nachdem der Krieg ausgebrochen war, erschienen ihr die Ereignisse auf Cimarron, die schon so lange zurücklagen, wie alberne Kinderspiele.
»Captain Peter O'Neill, von der Florida-Kavallerie«, verkündete er und lüftete schwungvoll seinen Federhut.
»Herzlichen Glückwunsch. Du siehst wirklich gut aus, Peter.«
»Und du wirst immer schöner«, erwiderte er und küßte ihre Wange.
»Oh, vielen Dank.«
»Hast du deinen Mann verlassen?« fragte er hoffnungsvoll. Als er ihre gerunzelte Stirn sah, fuhr er hastig fort: »Verzeih mir. Es ist nur — nun ja, ich bin eifersüchtig auf ihn. Damals, auf Cimarron, habe ich mich in dir getäuscht und dich zu Unrecht verunglimpft. Das bedaure ich zutiefst.«
»Reden wir jetzt nicht mehr davon, Peter. Wie geht's Elsie?«
»Hast du's nicht gehört?«
»Was, Peter?«
»Vor sechs Monaten ist sie an Typhus gestorben;«
»Das tut mir leid.« Arme Elsie, dachte Alaina, sie war so jung gewesen. »Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man einen geliebten Menschen verliert.«
»Natürlich, dein Vater ist gestorben. Und falls dieser Krieg noch einige Zeit dauert, werden sehr viele Menschen schmerzliche Verluste erleiden.«
»Das fürchte ich auch. Nach der Schlacht von Manassas sah ich die Unionssoldaten in die Hauptstadt zurückkehren und ...«
»Denk nicht daran. Jetzt nicht mehr. Du bist daheim, in den Konföderierten Staaten.« Peter zögerte kurz, dann grinste er breit. »Einem Gerücht zufolge hast du uns bei Manassas zum Sieg verholfen.« Unbehaglich zuckte sie die Achseln, und er trat näher zu ihr. »Du ahnst nicht, wie sehr man deine Talente zu schätzen weiß.«
»Peter, ich ...«
»Nun bist du heimgekehrt, weil du dein Land liebst, nicht wahr? Weil du alles tun würdest, damit der Süden den Sieg erringt.«
»Ich bin hier, weil Florida meine Heimat ist ...«
»Und weil du loyal und tapfer bist. Ich glaube, du hast vor niemandem Angst.«
Doch, vor meinem Ehemann, dachte Alaina. Er würde sich zwar niemals an ihr vergreifen, aber da sie ihn liebte, konnte er ihre Seele verletzen.
»Wenn du meine Hilfe brauchst, gib mir Bescheid«, bat
Peter. Dann eilte er die Straße hinab, und Alaina schaute ihm beklommen nach. Offenbar war er über ihre Aktivitäten informiert. Nicht zum erstenmal erkannte sie, in welcher Gefahr sie schwebte.
An diesem Abend brannte nur eine einzige Kerze auf dem Schreibtisch ihres Schlafzimmers im Gästehäuschen, das neben Julians Arztpraxis lag. Alaina saß am Fußende des Betts und zog ihre Stiefel aus.
Auf Zehenspitzen schlich sie zum Bettchen ihres Sohns und neigte sich hinab. Einen Daumen im Mund, schlief er tief und fest. Behutsam zog sie ihm die Decke bis ans Kinn.
Plötzlich glaubte sie, ein Geräusch zu hören, und eine böse Ahnung jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Unsinn, sagte sie sich. Unsere Soldaten bewachen die Küste, und mehrere Konföderiertenschiffe ankerten in der Nähe des Hafens ...
Aber als sie sich umdrehte, sah sie, daß sie nicht mehr allein war. Ein Mann lehnte am Kaminsims, in nächtliche Schatten gehüllt. Trotzdem erkannte sie ihn sofort. Ian.
»Hallo, Mrs. McKenzie«, grüßte er. Jetzt spiegelte sich das Mondlicht in seinen Augen, entzündete ein blaues Feuer, und sie spürte seinen Zorn, der Hitzewellen zu verströmen schien. Sie wollte sich abwenden und fliehen. Aber er war mit zwei Schritten bei ihr, und seine Arme umschlangen sie wie Eisenklammern. »Willst du Soldaten holen und mich festnehmen lassen, meine süße Rebellin?«
»Ian ...«
»Schrei nicht!« warnte er sie mit eisiger Stimme und stieß sie aufs Bett.
25
Sofort sprang sie auf und starrte ihn an — so glücklich, ihn wiederzusehen, und so verängstigt. »Ich könnte schreien und dich einem Rebellentrupp übergeben.« Ehe sie zur Tür laufen konnte, packte er ihren Arm und preßte sie wieder an sich. »Und wenn ich so laut schreie, daß mich Präsident Davis in Richmond hört, wirst du ...«
»Halt den Mund, Alaina, ich habe nicht viel Zeit.«
»Ian ...«
Da brachte er sie mit
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