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Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Titel: Der Regen in deinem Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sagen lassen, was ich tun soll? Nee, vielen Dank, nicht mit mir. Da bin ich lieber auf dem Bau, an der frischen Luft.« – »Und wie kommst du darauf, dass du auf dem Bau freier bist?«, gebe ich zurück. »Glaubst du, da sagt dir keiner, was du tun sollst?« – »Da ist es mir egal, wenigstens bin ich im Freien und kann atmen. Übrigens hast du mir noch nicht geantwortet, was machst du hier?« – »Hab ich doch gesagt, ich war in der Nähe und hab vorbeigeschaut.« Ich sage ihm nicht, dass ich bei seinen Eltern war, bestimmt würde er stinkwütend werden. »Aber sicher doch«, murmelt er, »du wohnst auf der anderen Seite der Stadt und warst in derNähe.« – »Ich kann ja wieder gehen«, sage ich leise. Einen Moment lang sieht er mich an, dann rückt er zur Seite und macht mir auf dem Bett Platz. »Komm her.« Er klopft auf die Bettdecke. Ich lasse den Rucksack von den Schultern gleiten, ziehe die Tennisschuhe aus und lege mich neben ihn. Als ich die Augen schließe, fragt er mich wieder: »Was machst du hier?« – »Ich wollte dich sehen, du hast mir ein bisschen gefehlt«, flüstere ich und warte auf seine Reaktion. »Wieso, hat dir keiner einen Stift geliehen?« Ich drehe mich zu ihm um und umarme ihn. »Komm wieder in die Schule«, sage ich. »Lass uns das Jahr zusammen beenden.« Ich spüre ein leises Lachen in seiner Brust. »Gehst du dann mit mir auf den Bau?« – »Wenn du wieder in die Schule kommst.« – »Nein, in die Schule gehe ich nicht mehr. Ich hab die Schnauze voll. Das braucht kein Schwein.« Ich schon, würde ich am liebsten sagen, aber ich traue mich nicht, ich bin eh schon zu weit gegangen. Dafür, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, ist es nicht schlecht, dass ich jetzt in seinem Bett liege. »Und was hat das für einen Sinn, jetzt zu schmeißen?«, beharre ich, auf die Gefahr hin, ihn wütend zu machen. Er rückt ein Stück von mir ab, um mich besser ansehen zu können. »Was gibst du mir, wenn ich wieder hingehe?« Er prustet los. »Blödmann.« Ich muss auch lachen. Plötzlich klopft es, und wir fahren zusammen. Ich steige aus dem Bett, um die Tür aufzumachen. Vor mir steht Petrit in einer großen blauen Winterjacke, er sieht aus wie ein moderner Engel. Er sagt, er gehe arbeiten und sei morgen früh wieder hier. Petrit macht oft Nachtschichten in einer Konservenfabrik, hat mir Gabriele erzählt. Er habe eingekauft, sagt er, der Kühlschrank sei voll, wir können nehmen, was wir wollen. Gabriele sagt nur okay und hebt grüßend denArm. Als die Tür sich schließt, schmeiße ich mich wieder aufs Bett und schmiege mich an ihn. Er fährt mir sanft mit der Hand durchs Haar. Das Thema Schule ist endgültig erledigt.
    Ich tue nichts mehr. Ich sage nichts mehr. Ich liege da, ganz vertieft in die Bewegung seiner Hand, und halte den Atem an. Als ich wieder Luft hole, tue ich es ganz vorsichtig und hoffe, dass er nicht spürt, wie aufgeregt ich bin. Mein Herz schlägt so heftig, als hätte ich zwei. Es ist, als wäre ich auf einem anderen Stern und müsste meine Lungen an eine neue Sauerstoffmenge gewöhnen. Vielleicht ist es tatsächlich so, wenn ich mit Gabriele zusammen bin. Ein anderer Stern, ein anderer Ort. Weit weg von allem, was ich kenne, eine andere Welt, eine verborgene Nische, wie damals, wenn ich mich neben meine Mutter legte, um eine andere Zeit in der Zeit zu finden. Es ist wie in der Nacht am Meer, ein Ort nur für uns, ohne nichts und niemanden. Wir sind in Zerolandia.
    Als mein Handy klingelt, schrecke ich hoch und merke, dass wir eingeschlafen sind. Ich löse mich aus Gabrieles Umarmung und taste mich im Dunkeln Richtung Klingelton. Dann macht Gabriele das Licht an, ich sehe die Tasche auf dem Boden und greife danach. Auf dem Display lese ich den Namen der Person, die ich jetzt am allerwenigsten sprechen will: Sonia. Ich schmeiße das Handy in die Tasche zurück, bleibe wie eine Blöde stehen und warte, dass es zu klingeln aufhört. Dann lasse ich die Tasche wieder auf den Boden fallen und kehre ins Bett zurück. »Wer war das?« – »Niemand«, antworte ich, doch als ich Gabrieles stutziges Gesicht sehe, sage ich: »Diese Nervkuh von Sonia, bestimmt wegen der Hausaufgaben«, und lege wieder die Arme um ihn. Kurz darauf fällt mir die Diskussion vonvorhin wieder ein, und ich überlege, wie es ab morgen in der Schule sein wird. Wenn er nicht mehr kommt, bleibe ich ganz allein in Zerolandia. Komme ich dann wieder mit Sonia zusammen? Niemals, hasta siempre . Ich

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