Der Regenmacher
wundervolle Neuigkeit mitgeteilt hatte, aber ich habe es einfach nicht fertiggebracht. Da ich bestanden hatte, beschloß ich, abzuwarten, bis Booker mich anruft. Ich dachte mir, wenn er sich in den nächsten Tagen nicht melden würde, wäre ja klar, daß er durchgefallen war.
Jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich kann ihn vor mir sehen, jetzt, in diesem Moment, wie er Charlene hilft, die Kinder für die Kirche anzuziehen, sich ein Lächeln abquält und um Haltung ringt und sie beide davon zu überzeugen versucht, daß es nur ein vorübergehender Rückschlag ist, beim nächsten Anlauf würde er das Examen bestimmt bestehen.
Aber ich weiß, daß er todunglücklich ist. Er ist verletzt und wütend auf sich selbst. Er macht sich Sorgen, was Marvin Shankle wohl dazu sagen wird, und ihm graust davor, morgen ins Büro zu gehen.
Booker ist ein ungeheuer stolzer Mann, der immer geglaubt hat, er könnte alles erreichen. Ich würde nur zu gern zu ihm fahren und gemeinsam mit ihm trauern, aber es würde nicht funktionieren.
Er wird morgen anrufen und mir gratulieren. Nach außen hin wird er so tun, als ließe er sich davon nicht unterkriegen, und nur geloben, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Ich lese die Liste noch einmal durch, und plötzlich fällt mir auf, daß Sara Plankmores Name fehlt. Eine Sara Plankmore Wilcox kommt auch nicht vor. Mr. S. Todd Wilcox hat das Examen bestanden, aber die ihm frisch Angetraute nicht.
Ich lache laut auf. Es ist gemein und niederträchtig, gehässig, kindisch, rachsüchtig, sogar abscheulich. Aber ich kann einfach nicht anders. Sie hat dafür gesorgt, daß sie schwanger wurde, damit sie geheiratet wird, und ich wette, der Druck war zu groß. Sie hatte in den letzten drei Monaten andere Dinge im Kopf, mußte ihre Hochzeit arrangieren und die Einrichtung fürs Kinderzimmer aussuchen. Da hat sie wohl ihre Studien vernachlässigt.
Ha, ha, ha. Nun bin ich doch derjenige, der zuletzt lacht.
Der Betrunkene, der Dan Van Landel angefahren hat, hatte eine Haftpflichtversicherung mit einem Limit von hunderttausend Dollar. Deck hat die Versicherung des Betrunkenen überzeugt, daß Van Landel mit seiner Klage Anrecht auf eine sehr viel höhere Entschädigung hat, und das sieht er ganz richtig. Also hat sich die Versicherung bereit erklärt, mit der gesamten Summe herauszurücken. Bruiser wurde nur in der letzten Minute gebraucht, um mit Klage zu drohen und dergleichen. Deck hat achtzig Prozent der Arbeit erledigt, ich höchstens fünfzehn Prozent. Den Rest billigen wir stillschweigend Bruiser zu. Aber nach dem Vergütungsschema in Bruisers Kanzlei werden weder Deck noch ich am Profit beteiligt sein. Bruiser hat nämlich klare Vorstellungen, was das Hereinholen von Profiten betrifft. Van Landel ist sein Fall, weil er zuerst davon gehört hat. Deck und ich sind zwar ins Krankenhaus gefahren, um seine Unterschrift zu besorgen, aber das ist sowieso unsere Aufgabe als Bruisers Angestellte. Wenn wir den Fall als erste aufgetan und uns den Vertrag gesichert hätten, ja dann stünde uns ein Teil des Honorars zu.
Bruiser ruft uns beide in sein Büro und macht die Tür zu. Er gratuliert mir zum bestandenen Anwaltsexamen. Er selber hat auch gleich beim ersten Anlauf bestanden; ich bin sicher, daß sich Deck dabei noch dämlicher vorkommt. Aber Deck läßt sich nichts anmerken, hält den Kopf ununterbrochen zur Seite geneigt und leckt sich über die Zähne. Bruiser plaudert einen Moment über den Van-Landel-Vergleich. Er hat heute morgen den Scheck über hunderttausend Dollar bekommen, und die Van Landels werden am Nachmittag zur Auszahlung erscheinen. Na ja, und da hat er sich gedacht, daß, vielleicht, auch wir etwas von dem Geschäft haben sollten.
Deck und ich tauschen nervöse Blicke.
Bruiser meint, das sei für ihn bisher ohnehin ein gutes Jahr gewesen, er hätte schon jetzt mehr Geld eingenommen als im ganzen Vorjahr zusammen, und er möchte doch, daß seine Leute glücklich sind. Außerdem sei es ein sehr schneller Vergleich gewesen. Er selbst habe weniger als sechs Stunden daran gearbeitet.
Deck und ich fragen uns, was er in diesen sechs Stunden gemacht hat.
Und deshalb, aus reiner Herzensgüte, will er uns beteiligen. Sein Anteil ist ein Drittel, also dreiunddreißigtausend Dollar, aber er wird nicht die gesamte Summe für sich behalten. Er wird sie mit uns teilen. »Ich gebe euch ein Drittel von meinem Anteil, von dem jeder die Hälfte bekommt.«
Deck und ich rechnen stumm. Ein
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