Der Regenmacher
mit dem Scheck?« frage ich Lufkin. Er weiß es nicht.
Die andere Hälfte des Systems findet sich in Abschnitt U des Haftungshandbuches, und zu diesem Thema werde ich mich morgen mit einem anderen Vizepräsidenten beschäftigen.
Es ist im Grunde nicht notwendig. Wenn wir jetzt aufhörten, würden die Geschworenen mir geben, was immer ich haben will, und dabei haben sie noch nicht einmal Donny Ray gesehen.
Um halb fünf unterbrechen wir für eine kurze Pause. Ich hatte Lufkin zweieinhalb Stunden im Zeugenstand, und es wird Zeit, ihm den Rest zu geben. Als ich auf dem Weg zur Toilette auf den Flur trete, sehe ich, wie Drummond wütend auf ein Zimmer deutet, in das Lufkin und Underhall eintreten sollen. Ich würde das Schlachtfest gern miterleben.
Zwanzig Minuten später sitzt Lufkin wieder im Zeugenstand. Für heute bin ich mit den Handbüchern fertig. Die Geschworenen können das Kleingedruckte lesen, wenn sie sich beraten.
»Nur noch ein paar kurze Fragen«, sage ich, lächelnd und erfrischt. »Wie viele Krankenversicherungspolicen hat Great Benefit 1991 ausgestellt?«
Wieder wirft Lufkin einen hilflosen Blick auf seine Anwälte. Diese Information hätte ich schon vor drei Wochen erhalten sollen.
»Ich weiß es nicht«, sagt er.
»Und wie viele Ansprüche wurden 1991 geltend gemacht?«
»Ich weiß es nicht.«
»Sie sind der Vizepräsident der Schadensabteilung, und Sie wissen es nicht?«
»Es ist eine große Gesellschaft.«
»Wie viele Ansprüche wurden 1991 abgewiesen?«
»Ich weiß es nicht.«
An diesem Punkt, genau auf das Stichwort hin, sagt Richter Kipler: »Der Zeuge wird für heute entlassen. Wir unterbrechen jetzt für ein paar Minuten. Die Geschworenen können nach Hause gehen.«
Er verabschiedet sich von den Geschworenen, dankt ihnen abermals und erteilt ihnen ihre Anweisungen. Einige von ihnen lächeln mir zu, als sie an unserem Tisch vorbeikommen. Wir warten, bis sie gegangen sind, und nachdem der letzte Geschworene durch die Doppeltür verschwunden ist, sagt Kipler: »Zurück zum Protokoll. Mr. Drummond, sowohl Sie als auch Ehre Mandanten haben sich der Mißachtung des Gerichts schuldig gemacht. Ich habe verfügt, daß diese Informationen dem Anwalt der Anklage bereits vor mehreren Wochen zugeleitet werden sollten. Das ist nicht geschehen. Sie sind überaus relevant und sachdienlich, und Sie haben sich geweigert, sie zu liefern. Sind Sie und Ihre Mandanten darauf vorbereitet, in Haft genommen zu werden, bis wir die betreffenden Informationen erhalten haben?«
Leo ist auf den Beinen, sehr erschöpft, er altert zusehends. »Euer Ehren, ich habe versucht, diese Informationen zu bekommen. Ich habe alles getan, was in meinen Kräften stand.« Armer Leo. Er versucht immer noch, Abschnitt U zu begreifen. Und in diesem Moment ist er völlig glaubwürdig. Sein Mandant hat gerade vor aller Welt deutlich gemacht, daß er Dokumente vor ihm geheimhält.
»Ist Mr. Keeley in der Nähe?« fragt Seine Ehren.
»Im Zeugenraum«, sagt Drummond.
»Holen Sie ihn her.« Sekunden später führt der Gerichtsdiener den Generaldirektor in den Gerichtssaal.
Dot hat genug. Sie muß auf die Toilette und eine Zigarette rauchen.
Kipler deutet auf den Zeugenstand. Er vereidigt Keeley selbst, dann fragt er ihn, ob es irgendwelche guten Gründe dafür gäbe, daß seine Gesellschaft sich geweigert hat, mir die angeforderte Information zur Verfügung zu stellen.
Er stottert, stammelt, versucht, die Schuld auf die Regionalbüros und die Zweigstellen zu schieben.
»Wissen Sie, was Mißachtung des Gerichts bedeutet?« fragt Kipler.
»Vielleicht, nun ja, nicht genau.«
»Es ist ganz simpel. Ihre Gesellschaft hat sich der Mißachtung des Gerichts schuldig gemacht, Mr. Keeley. Ich kann Ihre Gesellschaft entweder zu einer Geldstrafe verurteilen oder Sie, den Generaldirektor, ins Gefängnis stecken. Was ziehen Sie vor?«
Ich bin sicher, daß ein paar seiner Freunde schon einige Zeit in Bundesgefängnissen abgesessen haben, aber Keeley weiß, daß es hier um ein Gefängnis in der Innenstadt mit massenhaft Straßentypen geht. »Ich möchte wirklich nicht ins Gefängnis, Euer Ehren.«
»Das habe ich mir gedacht. Ich verurteile Great Benefit hiermit zu einer Geldstrafe von zehntausend Dollar, fällig und zahlbar an den Anwalt der Anklage bis morgen nachmittag fünf Uhr. Rufen Sie Ihre Zentrale an und weisen Sie sie an, einen Scheck per FedEx zu schicken, okay?«
Keeley kann nichts anderes tun als nicken.
»Außerdem, wenn
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