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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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die offizielle Kopie der Information über die Schadensabteilung und frage ihn, ob er sie identifizieren kann.
    »Es ist ein Ausdruck einer Computerzusammenfassung verschiedener Zahlen der Schadensabteilung.«
    »Erstellt von den Computern von Great Benefit.«
    »Das ist richtig.«
    »Wann?«
    »Gestern am Spätnachmittag und Abend.«
    »Unter Ihrer Direktive als Vizepräsident der Schadensabteilung?«
    »So könnte man es ausdrücken.«
    »Gut. Und nun, Mr. Lufkin, sagen Sie den Geschworenen bitte, wie viele Krankenversicherungspolicen 1991 existierten.«
    Er zögert, dann beginnt er, mit dem Ausdruck herumzuspielen. Wir warten, während er darin herumsucht. Das einzige Geräusch während einer langen, peinlichen Pause ist das Rascheln von Papier auf Lufkins Schoß.
    Das »Abkippen« von Dokumenten ist eine Lieblingstaktik von Versicherungsgesellschaften und ihren Anwälten. Sie lieben es, bis zur letzten Minute zu warten, wenn es geht, bis einen Tag vor Prozeßbeginn, und dann vier große Kartons voller Papierkram an der Haustür des Vertreters der Anklage abzuladen. Das ist mir dank Tyrone Kipler erspart geblieben.
    Dies ist nur ein Vorgeschmack davon. Vermutlich haben sie geglaubt, sie könnten heute morgen hier hereinspaziert kommen, mir siebzig Seiten Computerausdruck überreichen, von denen das meiste offensichtlich bedeutungslos ist, und damit hätte es sich dann.
    »Das ist wirklich schwer zu sagen«, erklärt er, kaum hörbar. »Wenn ich etwas mehr Zeit hätte …«
    »Sie haben zwei Monate Zeit gehabt«, sagt Kipler laut, und sein Mikrofon funktioniert prächtig. Ton und Lautstärke seiner Stimme sind bedrohlich. »Und nun beantworten Sie die Frage.« Am Tisch der Verteidigung winden sie sich bereits.
    Weitere Seiten werden umgeblättert. »Wenn ich mich recht entsinne, hatten wir so an die siebenundneunzigtausend Policen.«
    »Sie können sich nicht Ihre Zahlen hier ansehen und es uns genau sagen?«
    Es ist offensichtlich, daß er das nicht kann. Er tut so, als wäre er so in das Material versunken, daß er meine Frage nicht beantworten kann.
    »Und Sie sind der Vizepräsident der Schadensabteilung?« sage ich höhnisch.
    »Der bin ich«, erwidert er.
    »Lassen Sie mich folgendes fragen, Mr. Lufkin. Ist Ihres Wissens die Information, die ich haben will, in diesem Ausdruck enthalten?«
    »Ja.«
    »Also geht es nur darum, sie zu finden.«
    »Wenn Sie eine Sekunde den Mund halten, dann finde ich sie.« Er faucht mich an wie ein waidwundes Tier, und das kommt sehr schlecht an.
    »Ich brauche nicht den Mund zu halten, Mr. Lufkin.«
    Drummond steht auf, fleht mit den Händen. »Euer Ehren, in aller Fairneß, der Zeuge versucht, die Information zu finden.«
    »Mr. Drummond, der Zeuge hat zwei Monate Zeit gehabt, sich diese Information zu beschaffen. Er ist Vizepräsident der Schadensabteilung, und als solcher kann er doch bestimmt Zahlen lesen. Abgelehnt.«
    »Vergessen Sie den Ausdruck eine Minute, Mr. Lufkin«, sage ich. »Wie sieht in einem durchschnittlichen Jahr das Verhältnis zwischen Policen und Ansprüchen aus? Nennen Sie uns einfach eine Prozentzahl.«
    »Im Durchschnitt werden bei acht bis zehn Prozent unserer Policen Ansprüche geltend gemacht.«
    »Und wieviel Prozent der Ansprüche werden endgültig abgewiesen?«
    »Ungefähr zehn Prozent aller Ansprüche werden abgewiesen«, sagt er. Obwohl er plötzlich über die Antworten verfügt, gefällt es ihm doch ganz und gar nicht, sie liefern zu müssen.
    »Auf welchen Betrag beläuft sich ein durchschnittlicher Anspruch, ob gewährt oder abgewiesen?«
    Es tritt eine lange Pause ein, während er darüber nachdenkt. Ich glaube, er hat aufgegeben. Er will es einfach hinter sich bringen und so schnell wie möglich den Zeugenstand und Memphis verlassen können.
    »Im Durchschnitt ungefähr fünftausend Dollar pro Anspruch.«
    »Manche Ansprüche belaufen sich nur auf ein paar hundert Dollar, richtig?«
    »Ja.«
    »Und andere auf Zehntausende, richtig?«
    »Ja.«
    »Also ist es schwer zu sagen, wo der Durchschnitt liegt, richtig?«
    »Ja.«
    »Also, diese Durchschnitte und Prozentzahlen, die Sie mir eben genannt haben, sind die halbwegs typisch für die gesamte Branche, oder gelten sie nur für Great Benefit?«
    »Ich kann nicht für die Branche sprechen.«
    »Sie wissen es also nicht?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Sie wissen es also? Bitte beantworten Sie die Frage.«
    Seine Schultern sacken ein wenig herab. Der Mann will nur raus aus diesem Saal.

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