Der Regenmacher
von Cooper Jackson. Er und seine Freunde haben heute morgen vor dem Bundesgericht in Charlotte Klage eingereicht. Sie vertreten mehr als zwanzig Inhaber von Policen, die 1991, im Jahr des großen Systems, von Great Benefit aufs Kreuz gelegt wurden. Wenn ich nichts dagegen hätte, würde er bei Gelegenheit gern zu mir kommen und meine Akte durchsehen. Gern, sage ich, jederzeit.
Deck und ich gehen zum Lunch zu Moe’s, einem alten Restaurant in der Nähe der Gerichte, in dem vorzugsweise Anwälte und Richter verkehren. Ich bekomme ein paar Blicke, ein Händeschütteln, einen Schlag auf den Rücken von einem ehemaligen Mitstudenten. Ich sollte öfter hier essen.
Unsere Aktion ist für heute abend, Montag, angesetzt, weil der Boden trocken ist und die Temperatur bei fünf Grad plus liegt. Die letzten drei Spiele sind wegen schlechten Wetters ausgefallen. Was sind das für Irre, die im Winter Softball spielen? Kelly beantwortet meine Frage nicht. Es liegt auf der Hand, mit was für einem Irren wir es zu tun haben. Sie ist sicher, daß sie heute abend spielen werden, weil es sehr wichtig für sie ist. Sie haben zwei Wochen ohne Sieg hinter sich, also keine Bierparties hinterher und keine Heldentaten, deren sie sich rühmen konnten. Cliff würde es nicht wagen, das Spiel zu versäumen.
Es fängt um sieben an, und sicherheitshalber fahren wir an dem Softballfeld vorbei. PFX Freights spielt tatsächlich. Ich gebe Gas. Ich habe so etwas noch nie gemacht, und ich bin ziemlich nervös. Wir sind beide nervös. Wir reden nicht viel. Je näher wir der Wohnung kommen, desto schneller fahre ich. Ich habe einen .38er unter dem Sitz und bin entschlossen, sie griffbereit zu halten.
Kelly meint, daß wir in zehn Minuten drinnen und wieder draußen sein können, wenn er nicht die Schlösser ausgewechselt hat. Sie will die meisten ihrer Kleider holen und noch ein paar andere Sachen. Zehn Minuten ist das Maximum, erkläre ich ihr, weil Nachbarn uns beobachten könnten. Und diese Nachbarn könnten auf die Idee kommen, Cliff anzurufen. Und wer weiß, was dann passiert.
Ihre Verletzungen wurden ihr vor fünf Tagen beigebracht, und das Schlimmste ist überstanden. Sie kann fast ohne Schmerzen laufen. Sie behauptet, sie wäre kräftig genug, um ihre Sachen zusammenzuklauben und sich schnell zu bewegen. Aber wir müssen es schon gemeinsam tun.
Die Wohnanlage ist eine Viertelstunde von dem Softballfeld entfernt. Sie besteht aus einem halben Dutzend dreistöckiger Häuser, zwischen denen es einen Pool und zwei Tennisplätze gibt. Achtundsechzig Wohnungen, verkündet das Schild. Gott sei Dank liegt ihre Wohnung im Erdgeschoß. Ich kann nicht in der Nähe der Haustür parken, also beschließe ich, daß wir zuerst in die Wohnung gehen und alles holen, was sie haben will, dann fahre ich auf den Rasen, werfe alles auf den Rücksitz, und wir verschwinden.
Ich stelle den Wagen ab und hole tief Luft.
»Hast du Angst?« fragt sie.
»Ja.« Ich greife unter den Sitz und hole die Waffe hervor.
»Beruhige dich, er ist auf dem Spielfeld. Er würde es um nichts in der Welt versäumen.«
»Wenn du meinst. Also, dann los.«
Wir schleichen durch die Dunkelheit zu ihrer Wohnung, ohne jemanden zu sehen. Ihr Schlüssel paßt, die Tür ist offen, wir sind drinnen. In der Küche und auf dem Flur ist eine Lampe eingeschaltet, und das Licht reicht aus. Auf zwei Stühlen im Wohnzimmer liegen Kleidungsstücke. Die Beistelltische und der Fußboden sind übersät mit leeren Bierdosen und Chipstüten. Cliff, der Strohwitwer, ist ein ziemlicher Liederjan. Sie bleibt eine Sekunde stehen und sieht sich angewidert um. »Tut mir leid«, meint sie.
»Beeil dich, Kelly«, sage ich. Ich lege die Waffe auf die schmale Durchreiche zwischen Wohnzimmer und Küche. Wir gehen ins Schlafzimmer, wo ich eine kleine Lampe einschalte. Das Bett ist seit Tagen nicht gemacht. Noch mehr Bierdosen und eine Pizzaschachtel. Ein Playboy. Sie zeigt auf die Schubladen einer kleinen, billigen Kommode. »Da sind meine Sachen«, sagt sie. Wir füstern.
Ich ziehe die Kopfkissenbezüge ab und fange an, sie mit Wäsche, Strümpfen und Schlafanzügen vollzustopfen. Kelly holt Kleider aus dem Schrank. Ich trage eine Ladung davon ins Wohnzimmer und hänge sie über einen Stuhl, dann kehre ich ins Schlafzimmer zurück. Sie sagt nichts, gibt mir eine weitere Ladung, und ich bringe sie ins Wohnzimmer. Wir arbeiten schnell und schweigend.
Ich komme mir vor wie ein Dieb. Jede Bewegung macht zuviel Lärm.
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