Der Regenmacher
erwarten. Doch darüber zerbreche ich mir später den Kopf. Ich sitze am Samstag vormittag allein in meinem Büro und warte auf einen Reporter und seinen Fotografen, als das Telefon läutet. »Hier ist Cliff Riker«, sagt eine rauhe Stimme, und ich drücke sofort auf den Knopf des Aufnahmegeräts.
»Was wollen Sie?«
»Wo ist meine Frau?«
»Sie haben Glück, daß sie nicht im Leichenschauhaus ist.«
»Ich werde Ihnen den Arsch aufreißen, Sie Großmaul.«
»Reden Sie ruhig weiter, mein Junge. Das Band läuft.«
Er legt rasch auf, und ich starre das Telefon an. Es ist ein billiges Modell, das die Kanzlei in einem K-Markt gekauft hat, aber es ist sauber.
Ich rufe Butch zu Hause an und informiere ihn über mein kurzes Gespräch mit Mr. Riker. Butch hat wegen der gestrigen Auseinandersetzung, als er ihm die Papiere überbrachte, noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Cliff hat ihm unflätige Beschimpfungen an den Kopf geworfen und sogar seine Mutter beleidigt. Nur die Anwesenheit zweier Kollegen von Cliff auf dem nahe gelegenen Parkplatz hatte Butch daran gehindert, über ihn herzufallen. Butch hat mir gestern abend gesagt, wenn es zu irgendwelchen Drohungen käme, würde er gern eingreifen. Er hat einen Freund, der Rocky heißt und stundenweise als Rausschmeißer arbeitet, und zusammen sind sie ein beeindruckendes Paar, hat Butch mir versichert. Er muß mir versprechen, daß er dem Jungen nur Angst einjagt, ihn aber nicht verletzt. Butch sagt mir, er hätte vor, Cliff irgendwo allein aufzuspüren, das Telefongespräch zu erwähnen, ihm zu sagen, daß sie meine Leibwächter wären und daß auch nur eine einzige Drohung schwerwiegende Folgen hätte. Dabei würde ich gern zuschauen. Ich bin entschlossen, nicht in Angst zu leben.
Das ist Butchs Vorstellung von einem netten Zeitvertreib.
Der Reporter von der Memphis Press kommt um elf. Wir unterhalten uns, während der Fotograf einen ganzen Film verknipst. Er will alles über den Fall und den Prozeß wissen, und ich sage ihm, was er hören will. Das ist jetzt öffentliche Information. Ich sage nette Dinge über Drummond, wundervolle Dinge über Kipler, grandiose Dinge über die Geschworenen.
Es wird eine große Story in der Sonntagsausgabe, verspricht er.
Ich beschäftige mich im Büro, lese die Post und höre die paar Telefonanrufe ab, die im Laufe der letzten Woche hereingekommen sind. Ich bin außerstande zu arbeiten, und mir wird bewußt, wie wenige Mandanten und Fälle ich habe. Die Hälfte der Zeit verbringe ich damit, den Prozeß noch einmal ablaufen zu lassen, die andere Hälfte vergeht mit Träumen über meine Zukunft mit Kelly. Kann ich noch mehr Glück haben?
Ich rufe Max Leuberg an und erzähle ihm alles haarklein. Ein Schneesturm hatte O’Hare außer Betrieb gesetzt, deshalb konnte er nicht rechtzeitig zum Prozeß nach Memphis kommen. Wir unterhalten uns eine Stunde lang.
Unser Zusammensein am Samstag abend ist dem am Freitag sehr ähnlich, nur etwas anderes zu essen und ein anderer Film. Sie liebt chinesisches Essen, und ich bringe eine große Tüte voll mit. Wir sitzen in der gleichen Position auf dem Bett, sehen uns eine Komödie an und lachen hin und wieder.
Aber es ist alles andere als langweilig. Sie kommt langsam aus ihrem privaten Alptraum heraus. Ihre körperlichen Verletzungen heilen. Das Lachen kommt ein wenig leichter, ihre Bewegungen sind ein wenig rascher. Wir berühren uns öfter, aber nicht viel öfter. Bei weitem nicht genug.
Sie möchte heraus aus dem Jogginganzug. Sie waschen ihn zwar jeden Tag, aber sie hat ihn satt. Sie sehnt sich danach, wieder hübsch zu sein, und möchte ihre Kleider. Wir reden davon, uns in ihre Wohnung zu schleichen und ihre Sachen herauszuholen.
Über die Zukunft reden wir immer noch nicht.
51
Montag morgen. Jetzt, da ich ein vermögender Mann bin und Zeit habe, schlafe ich bis neun, ziehe eine bequeme Khaki-Hose und Turnschuhe an, keine Krawatte, und bin gegen zehn im Büro. Mein Partner ist damit beschäftigt, die Black-Akte in Kartons zu packen und die Tische zusammenzuklappen, die unser vorderes Büro monatelang verstopft haben. Wir grinsen beide und lächeln über alles mögliche. Der Druck ist weg. Wir sind ausgeruht, jetzt können wir uns freuen. Er läuft hinunter und holt Kaffee, dann sitzen wir an meinem Schreibtisch und lassen unsere schönste Stunde noch einmal Revue passieren.
Deck hat den Artikel aus der gestrigen Memphis Press ausgeschnitten für den Fall, daß ich ein zweites
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