Der Regenmacher
Exemplar brauche. Ich bedanke mich bei ihm, sage, es könnte sein, daß ich es brauche; dabei liegt in meiner Wohnung ein Dutzend Exemplare der Zeitung. Der Bericht stand auf der Titelseite des Lokalteils, ein langer, gut geschriebener Artikel über meinen Triumph, mit einem ziemlich großen Foto von mir an meinem Schreibtisch. Ich konnte gestern den ganzen Tag den Blick nicht davon abwenden. Die Zeitung wurde in dreihunderttausend Haushalte geliefert. So viel Werbung kann man mit Geld nicht kaufen.
Es sind ein paar Faxe eingegangen. Zwei von ehemaligen Studienkollegen mit Glückwünschen. Ein sehr nettes von Madeline Skinner in der Juristischen Fakultät. Und zwei von Max Leuberg. Das erste ist die Kopie eines kurzen Artikels aus einer Zeitung in Chicago über das Urteil. Das zweite ist die Kopie eines Artikels, der gestern in einer Zeitung in Cleveland gestanden hat. Darin wird der Black-Fall ausführlich beschrieben und dann auf die wachsenden Schwierigkeiten verwiesen, in denen Great Benefit steckt. Mindestens sieben Staaten, darunter Ohio, ermitteln inzwischen gegen die Firma. Überall im Lande werden Klagen von Inhabern von Policen eingereicht, und viele weitere werden erwartet. Man rechnet damit, daß das Urteil von Memphis eine Flut von Prozessen auslösen wird.
Ha, ha, ha. Wir freuen uns über den Jammer, den wir ausgelöst haben. Wir lachen, als wir uns Mr. Wilfred Keeley vorstellen, wie er abermals seine Bilanz studiert und versucht, mehr Geld darin zu finden. Irgendwo muß es doch stecken!
Ein Bote erscheint mit einem prächtigen Blumenarrangement, einem Glückwunsch von Booker Kane und seinen Kollegen in der Kanzlei von Marvin Shankle.
Ich hatte damit gerechnet, daß das Telefon ununterbrochen läuten und Mandanten anrufen würden, denen es um eine solide juristische Vertretung zu tun wäre. Bisher ist nichts dergleichen passiert. Deck sagt, vor zehn wären zwei Anrufe gekommen, von denen einer falsch verbunden war. Ich mache mir keine Sorgen.
Um elf ruft Kipler an, und ich wechsle zu dem sauberen Telefon über, nur für den Fall, daß Drummond immer noch mithört. Er hat eine interessante Story, eine, die auch mich betreffen könnte. Vor Beginn des Prozesses am vorigen Montag, als wir alle in seinem Amtszimmer saßen, hatte ich zu Drummond gesagt, daß wir einen Vergleich über eins Komma zwei Millionen abschließen könnten. Drummond hatte es empört abgelehnt, und der Prozeß nahm seinen Lauf. Allem Anschein nach hat er es unterlassen, die Leute von Great Benefit über dieses Angebot zu informieren, und die behaupten jetzt, sie hätten ernsthaft erwogen, mir zu zahlen, was ich haben wollte. Ob die Firma zu jenem Zeitpunkt dem Vergleich zugestimmt hätte, weiß der Himmel, aber in der Rückschau sind eins Komma zwei Millionen wesentlich leichter zu verdauen als fünfzig Komma zwei. Auf jeden Fall behauptet die Firma jetzt, sie hätte dem Vergleich zugestimmt, und sie behauptet außerdem, ihr Anwalt, der große Leo F. Drummond, hätte einen schwerwiegenden Fehler begangen, als er es unterließ oder sich weigerte, sie über mein Angebot zu informieren.
Underhall, der Firmenanwalt, hat den ganzen Morgen am Telefon gehangen und mit Drummond und Kipler gesprochen. Great Benefit ist wütend, gedemütigt und verletzt und offensichtlich auf der Suche nach einem Sündenbock. Drummond hat zuerst abgestritten, daß es je passiert ist, aber das hat Kipler gleich im Keim erstickt. Und das ist der Punkt, an dem ich ins Spiel komme. Es könnte sein, daß sie eine eidesstattliche Erklärung von mir brauchen, in der ich die Fakten so schildere, wie sie mir in Erinnerung sind. Gern, sage ich. Ich mache mich gleich an die Arbeit.
Great Benefit hat Drummond und Trent & Brent bereits entlassen, und es könnte noch viel schlimmer kommen. Underhall hat davon gesprochen, die Kanzlei wegen sträflichen Fehlverhaltens zu verklagen. Die Folgen wären katastrophal. Wie alle Kanzleien hat auch Trent & Brent eine Haftpflichtversicherung, aber die hat ihre Grenzen. Eine Police über fünfzig Millionen Dollar ist undenkbar. Ein Fünfzig-Millionen-Dollar-Fehler von Leo F. Drummond würde die Kanzlei in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten stürzen.
Ich kann nicht anders – ich muß lächeln, als ich das höre. Nachdem ich den Hörer aufgelegt habe, erzähle ich Deck den Inhalt des Gesprächs. Der Gedanke, daß Trent & Brent von einer Versicherungsgesellschaft verklagt wird, ist einfach umwerfend.
Der nächste Anruf kommt
Weitere Kostenlose Bücher