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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Kanzleien wollten Lake nicht haben, also mietete er ein paar Räume und brachte ein Schild an, auf dem stand, daß er bereit war, zu prozessieren. Er hungerte ein paar Monate, dann stürzte er eines Abends mit seinem Motorrad und wachte mit einem gebrochenen Bein in St. Peter’s, dem Wohlfahrtskrankenhaus der Stadt, wieder auf. Bald danach wurde das Bett neben ihm mit einem Mann belegt, der ebenfalls einen Motorradunfall gehabt hatte. Dieser Mann hatte mehrere Knochenbrüche und außerdem erhebliche Brandwunden. Seine Freundin hatte sogar noch schlimmere Verbrennungen erlitten und starb nach ein paar Tagen. Lake und der Mann freundeten sich an. Lake übernahm beide Fälle. Wie sich herausstellte, war der Fahrer des Jaguars, der ein Stoppschild überfahren und das Motorrad gerammt hatte, auf dem Lakes neue Mandanten saßen, zufällig der Seniorpartner der drittgrößten Kanzlei von Memphis. Außerdem war er derselbe Mann, der sechs Monate zuvor das Vorstellungsgespräch mit Lake geführt und ihn abgewiesen hatte. Und er war betrunken, als er das Stoppschild überfuhr.
    Lake stürzte sich in den Prozeß. Der betrunkene Seniorpartner hatte tonnenweise Versicherungen, mit denen seine Kanzlei Lake sofort zu überschütten begann. Alle wollten einen schnellen Vergleich. Sechs Monate, nachdem er das Anwaltsexamen bestanden hatte, schloß Lake die Fälle mit einer Vergleichssumme von zwei Komma sechs Millionen Dollar ab. In bar, keine langfristigen Auszahlungsvereinbarungen. Bar auf die Hand.
    Der Legende zufolge hatte der Motorradfahrer, während sie beide im Krankenhaus lagen, gesagt, weil Lake so jung wäre und gerade mit dem Studium fertig, sollte er die Hälfte von dem bekommen, was er herausholte. Lake hatte es nicht vergessen. Der Motorradfahrer hielt Wort. Lake strich eins Komma drei Millionen ein, der Legende zufolge.
    Was mich betrifft – ich würde mich mit meinen eins Komma drei Millionen in die Karibik absetzen, meine eigene Yacht segeln und Rumpunsch trinken.
    Nicht so Lake. Er baute sich ein Büro, füllte es mit Sekretärinnen und Anwaltsgehilfen und Boten und Ermittlern und machte sich ernsthaft an die Arbeit. Er schuftete achtzehn Stunden am Tag und scheute sich nicht, jedermann vor Gericht zu bringen, der sich etwas hatte zuschulden kommen lassen. Er studierte fleißig, lernte ständig hinzu und wurde bald der schärfste Prozeßanwalt in ganz Tennessee.
    Jetzt, zwanzig Jahre später, arbeitet Jonathan Lake immer noch achtzehn Stunden am Tag, besitzt eine Kanzlei mit elf angestellten Anwälten, hat keine Partner, verhandelt mehr große Fälle als jeder andere Anwalt in der Stadt und verdient, der Legende zufolge, so an die drei Millionen Dollar im Jahr.
    Und er gibt sie mit vollen Händen aus. Drei Millionen Dollar im Jahr sind in Memphis schwer zu verheimlichen, also ist Jonathan Lake immer eine brandheiße Neuigkeit. Und seine Legende wächst. Alljährlich schreibt sich eine unbekannte Anzahl von Studenten nur wegen Jonathan Lake an dieser Fakultät ein. Sie haben den Traum. Und ein paar Graduierte verlassen diesen Laden hier ohne Jobs, weil sie sich nichts sehnlicher wünschen als eine Bude in der Innenstadt mit ihrem Namen an der Tür. Sie wollen hungern und die Pfennige zusammenkratzen, genau wie Lake.
    Ich vermute, sie fahren sogar Motorrad wie er. Vielleicht ist es das, was vor mir liegt. Vielleicht besteht noch Hoffnung. Ich und Lake.
    Ich erwische Max Leuberg in einem ungünstigen Moment. Er ist am Telefon, redet mit den Händen und flucht wie ein betrunkener Matrose. Irgend etwas über einen Prozeß in St. Paul, bei dem er aussagen soll. Ich tue so, als machte ich mir Notizen, betrachte den Fußboden, versuche, nicht zuzuhören, während er hinter seinem Schreibtisch herumstapft und an der Telefonschnur zerrt.
    Er legt auf. »Sie haben sie beim Genick«, sagt er schnell zu mir und greift gleichzeitig nach irgend etwas in dem Chaos auf seinem Schreibtisch.
    »Wen?«
    »Great Benefit. Ich habe gestern abend die ganze Akte gelesen. Typischer Fall eines Debetversicherungsbetrugs.« Er greift sich eine Akte von einer Ecke seines Schreibtisches und läßt sich mit ihr auf seinen Stuhl sinken. »Wissen Sie, was eine Debetversicherung ist?«
    Ich glaube es zu wissen, aber ich fürchte, er will Details. »Nicht genau.«
    »Das sind billige kleine Policen, die von Haustür zu Haustür an Leute mit geringem Einkommen verkauft werden. Die Agenten, die die Policen verkaufen, kommen alle ein oder zwei Wochen

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