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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sein. Ihr Büro liegt im dritten Stock eines modernen Betonbaus. Der Fahrstuhl ist überhitzt und langsam.
    Der Empfang ist überraschend nett eingerichtet, mit einem Orientteppich auf imitierten Hartholzdielen. Auf einem Glastisch liegen verschiedene Ausgaben von People und Us verstreut. Die Sekretärin legt den Telefonhörer auf und lächelt. »Guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja. Ich würde gern Mr. Nunley sprechen.«
    Immer noch lächelnd, wirft sie einen Blick auf einen dicken Terminkalender in der Mitte ihres aufgeräumten Schreibtisches. »Haben Sie einen Termin?« fragt sie, wohl wissend, daß ich keinen habe.
    »Nein.«
    »Mr. Nunley ist im Augenblick sehr beschäftigt.«
    Seit ich vorigen Sommer in einer Kanzlei gearbeitet habe, weiß ich, daß ich damit rechnen mußte, daß Mr. Nunley sehr beschäftigt sein würde. Das ist die absolute Standardbehauptung. Kein Anwalt auf der Welt wird jemals zugeben oder seine Sekretärin zugeben lassen, daß er nicht mit Arbeit überlastet ist.
    Könnte schlimmer sein. Er könnte heute morgen beim Bundesgericht zu tun haben.
    Roderick Nunley ist der Seniorpartner dieses Betriebs, dem Anwaltsverzeichnis zufolge hat er seinen Abschluß an der Memphis State gemacht. Ich habe versucht, möglichst viele Koabsolventen in meinen Feldzug einzubeziehen.
    »Ich warte gern«, sage ich mit einem Lächeln. Sie lächelt zurück. Wir lächeln beide. Eine auf einen kurzen Korridor führende Tür geht auf, und ein Mann ohne Jackett und mit aufgekrempelten Hemdsärmeln kommt auf uns zu. Er blickt auf, sieht mich, und plötzlich stehen wir uns dicht gegenüber. Er gibt der lächelnden Sekretärin eine Akte.
    »Guten Morgen«, sagt er mit dröhnender Stimme. »Was kann ich für Sie tun?« Was für eine netter Kerl.
    Sie will etwas sagen, aber ich komme ihr zuvor. »Ich möchte mit Mr. Nunley sprechen«, sage ich.
    »Das bin ich«, erwidert er und streckt mir die rechte Hand entgegen. »Rod Nunley.«
    »Ich bin Rudy Baylor«, sage ich, ergreife die Hand und schüttele sie. »Ich bin Jurastudent im dritten Jahr an der Memphis State, kurz vor der Graduierung, und ich wollte mit Ihnen über einen Job reden.«
    Wir schütteln uns immer noch die Hände, und sein Händedruck wird nicht spürbar schlaffer, als ich von Arbeitssuche spreche. »Ja«, sagt er. »Einen Job, wie?« Er schaut auf die Sekretärin hinunter, als wollte er sagen: »Wie konnten Sie das zulassen?«
    »Ja, Sir. Wenn Sie nur zehn Minuten erübrigen könnten. Ich weiß, daß Sie sehr beschäftigt sind.«
    »Ja, nun, in ein paar Minuten muß ich eine Zeugenaussage aufnehmen und dann so schnell wie möglich zum Gericht.« Er ist im Begriff, auf dem Absatz kehrtzumachen, schaut erst mich an, dann sie, dann auf die Uhr. Aber im Grunde ist er ein guter Kerl mit einem weichen Kern. Vielleicht hat er eines Tages vor noch nicht allzu langer Zeit selber auf dieser Seite der Schlucht gestanden. Ich bettele mit den Augen und strecke ihm die dünne Mappe mit meinen Unterlagen und meinem Brief entgegen.
    »Also gut, kommen Sie rein. Aber nur für eine Minute.«
    »Ich melde mich in zehn Minuten«, sagt sie schnell, ein Wiedergutmachungsversuch. Wie alle vielbeschäftigten Anwälte schaut er auf die Uhr, betrachtet sie eine Sekunde, dann weist er sie ernst an: »Ja, maximal zehn Minuten. Und rufen Sie Blanche an und sagen Sie ihr, daß ich ein paar Minuten später komme.«
    Sie sind gut aufeinander eingespielt, diese beiden. Sie tun mir den Gefallen, aber sie haben rasch mein schnelles Verschwinden arrangiert.
    »Kommen Sie mit, Rudy«, sagt er mit einem Lächeln. Während wir den Flur entlanggehen, klebe ich an seinem Rücken.
    Sein Büro ist ein quadratischer Raum mit einer Bücherwand hinter dem Schreibtisch und einer recht hübschen Ego-Wand gegenüber der Tür. Ich überfliege rasch die zahlreichen gerahmten Zertifikate – langjähriges Mitglied des Rotary Clubs, Förderer der Pfadfinder, Anwalt des Monats, ein Foto von Rod mit einem rotgesichtigen Politiker, Mitglied der Handelskammer. Dieser Mann rahmt alles ein.
    Ich kann die Uhr ticken hören, nachdem wir uns einander gegenüber an seinem riesigen Schreibtisch niedergelassen haben, der aussieht, als wäre er aus einem Versandhauskatalog ausgewählt worden. »Entschuldigen Sie, daß ich Sie so überfallen habe«, fange ich an, »aber ich brauche wirklich dringend einen Job.«
    »Wann graduieren Sie?« fragt er und lehnt sich auf den Ellenbogen vor.
    »Nächsten Monat. Ich

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