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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Man muß nur dafür sorgen, daß genügend Bier vorn und genügend Hackfleisch in der Küche ist, dann läuft der Laden mit erstaunlicher Präzision. Prince zieht es vor, die Honneurs zu machen. Er begrüßt die hübschen Studentinnen und geleitet sie zu ihren Plätzen. Er flirtet mit ihnen und macht sich dabei in der Regel zum Narren. Besonders gern sitzt er an einem Tisch in der Nähe des großen Fernsehers und nimmt Wetten auf die Spiele an. Er ist ein gewaltiger Mann mit kräftigen Armen und bricht schon mal eine Schlägerei vom Zaun.
    Prince hat auch eine dunklere Seite. Gerüchten zufolge mischt er in der Pornoszene mit. Die Oben-ohne-Clubs sind eine prosperierende Industrie in dieser Stadt, und seine angeblichen Partner haben lange Vorstrafenregister. Stand alles in den Zeitungen. Zweimal mußte er vor Gericht, wegen Glücksspiel und wegen Buchmacherei, aber beide Jurys haben sich hoffnungslos festgefahren. Nachdem ich drei Jahre für ihn gearbeitet habe, bin ich von zweierlei überzeugt: Erstens, daß Prince von den Rechnungen bei Yogi’s den größten Teil der Einnahmen abschöpft. Meiner Schätzung nach sind es mindestens zweitausend pro Woche, hunderttausend im Jahr. Zweitens benutzt Prince Yogi’s als Fassade für sein eigenes, korruptes kleines Imperium. Er benutzt es als Geldwäscherei und weist jedes Jahr Verluste aus, die er dann schön von der Steuer absetzen kann. Sein Büro hat er im Keller, einen ziemlich geschützten, fensterlosen Raum, in dem er sich mit seinen Kumpanen trifft.
    Mich kümmert das nicht im geringsten. Zu mir war er immer nett. Ich bekomme fünf Dollar die Stunde, und ich arbeite ungefähr zwanzig Stunden pro Woche. Unsere Gäste sind Studenten, deshalb fallen die Trinkgelder bescheiden aus. Wenn ich Prüfungen habe, kann ich mir meine Arbeitszeiten danach einteilen. Täglich fragen hier mindestens fünf Studenten nach Arbeit, deshalb schätze ich mich glücklich, daß ich diesen Job habe.
    Und abgesehen davon, was es sonst noch alles sein mag, ist Yogi’s eine super Studentenkneipe. Prince hat es schon vor Jahren in Blau und Grau, den Farben der Memphis State, dekorieren lassen, und überall an den Wänden hängen Mannschaftswimpel und gerahmte Fotos von Sportstars. Außerdem liegt es nur wenige Minuten vom Campus entfernt, und die Kids kommen scharenweise, um stundenlang zu reden, zu lachen und zu flirten.
    Heute abend sieht er sich ein Spiel an. Die Baseball-Saison hat gerade erst begonnen, aber Prince ist schon jetzt überzeugt, daß die Braves in die Endausscheidung kommen werden. Er wettet auf alles, aber sein Favorit sind die Braves. Es spielt keine Rolle, gegen wen sie spielen und wo, wer wirft und wer verletzt ist – Prince setzt auf die Braves.
    Heute abend bin ich für die Bar zuständig, und meine Hauptaufgabe besteht darin, dafür zu sorgen, daß sein Glas mit Rum und Tonic nie leer wird. Er brüllt, als Dave Justice einen tollen Home Run hinlegt. Dann kassiert er ein bißchen Geld von einem Studenten. Die Wette bestand darin, wer den ersten Home Run schaffen würde – Dave Justice oder Barry Bonds. Ich habe schon erlebt, daß er darum wettete, ob der Fänger den Ball des zweiten Schlägers im dritten Inning erwischen würde oder nicht.
    Ich bin froh, daß ich heute abend nicht an den Tischen bedienen muß. Mein Kopf tut immer noch weh, und ich versuche, ihn sowenig wie möglich zu bewegen. Außerdem kann ich mir hin und wieder ein Bier aus dem Kühlschrank holen, das gute Zeug in den grünen Flaschen, Heineken und Moose-head. Prince erwartet von seinen Barkeepern, daß sie ein bißchen trinken.
    Der Job wird mir fehlen. Oder doch nicht?
    Eine Nische im vorderen Teil füllt sich mit Jurastudenten, vertrauten Gesichtern, denen ich lieber aus dem Weg ginge. Es sind Kommilitonen von mir, Studenten im dritten Jahr, vermutlich alle mit Jobs.
    Es ist okay, ein Barkeeper und Kellner zu sein, solange man ein bescheidener Student ist. Die Arbeit bei Yogi’s ist sogar mit einigem Prestige verbunden. Aber das Prestige wird sich in Luft auflösen, wenn ich in ungefähr einem Monat graduiere. Dann bin ich etwas viel Schlimmeres als ein Student, der sich mit Jobs durchschlägt. Dann bin ich ein auf der Strecke Gebliebener, Teil einer Statistik, noch ein Jurastudent, für den sich in der eigenen Zunft keine Verwendung finden lassen wollte.

7
    Ich weiß beim besten Willen nicht mehr, warum ich mir die Kanzlei von Aubrey H. Long and Associates als erstes Opfer aussuchte, aber

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