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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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reiße schwungvoll den Sack auf und mache mich daran, mit einer Mistgabel Mulch zu verteilen.
    Mein T-Shirt ist schweißdurchtränkt, als ich eine Viertelstunde später mit dem ersten Sack fertig bin. Sie folgt mir und der Schubkarre zurück an den Rand der hinteren Terrasse, wo wir nachladen. Sie zeigt mir genau, welchen Sack ich als nächsten nehmen soll, und wir karren ihn zu einer Stelle in der Nähe des Briefkastens.
    In der ersten Stunde verteilen wir fünf Säcke. Und ich leide. Um neun beträgt die Temperatur achtundzwanzig Grad. Um halb zehn überrede ich sie zu einer Wasserpause, und nach zehn Minuten Sitzen fällt es mir schwer, wieder aufzustehen. Eine Weile danach befallen mich glaubwürdige Rückenschmerzen, aber ich beiße die Zähne zusammen und zwinge mich dazu, nur ganz leicht das Gesicht zu verziehen. Sie nimmt es nicht zur Kenntnis.
    Ich bin kein Faulpelz, und auf dem College, vor nicht allzu langer Zeit, war ich in bester körperlicher Verfassung. Ich bin gejoggt und habe Hallensport betrieben, aber dann kam das Jurastudium, und in den letzten drei Jahren hatte ich nur wenig Zeit für derartige Aktivitäten. Nach ein paar Stunden harter Arbeit komme ich mir vor wie der letzte Schwächling.
    Zum Lunch füttert sie mich mit zweien ihrer geschmacklosen Truthahnsandwiches und einem Apfel. Ich esse sehr langsam unter dem Ventilator auf der Terrasse. Mein Rücken tut weh, meine Beine sind taub, und meine Hände zittern regelrecht, während ich an dem Apfel nage wie ein Kaninchen.
    Während sie die Küche aufräumt, schaue ich über die kleine Rasenfläche, um den Mulchberg herum, auf meine unschuldig über der Garage liegende Wohnung. Ich war so stolz auf mich, als ich die geringe Summe von hundertfünfzig Dollar Miete pro Monat ausgehandelt hatte, aber wie clever war ich dabei wirklich? Wer hat bei diesem Handel das bessere Geschäft gemacht? Ich erinnere mich, daß ich mich fast ein wenig geschämt habe, diese reizende kleine alte Dame so auszunutzen.
    Jetzt würde ich sie am liebsten in einen leeren Mulchsack stopfen.
    Einem uralten, an die Garage genagelten Thermometer zufolge beträgt die Temperatur um eins vierunddreißig Grad. Um zwei streikt mein Rücken endgültig, und ich erkläre Miss Birdie, daß ich ausruhen muß. Sie mustert mich traurig, dann dreht sie sich langsam um und betrachtet den nicht wesentlich kleiner gewordenen Haufen weißer Säcke. Wir haben kaum eine Delle hineingemacht. »Na ja, wenn es unbedingt sein muß.«
    »Nur eine Stunde«, flehe ich.
    Sie läßt sich erweichen, aber um halb vier schiebe ich abermals die Schubkarre, mit Miss Birdie auf den Fersen.
    Nach acht Stunden Schwerarbeit habe ich genau neunundsiebzig Säcke Mulch verteilt, weniger als ein Drittel der Ladung, die sie hat anliefern lassen.
    Kurz nach dem Lunch habe ich den ersten Hinweis darauf fallen lassen, daß ich um sechs im Yogi’s sein müßte. Das war natürlich eine Lüge. Vorgesehen ist, daß ich von acht bis Geschäftsschluß an der Bar arbeite. Aber das braucht sie nicht zu wissen, und ich bin entschlossen, mich von dem Mulch zu befreien, bevor es dunkel wird. Um fünf mache ich einfach Schluß. Ich sage ihr, mir reicht es, mein Rücken tut weh. Ich muß zur Arbeit. Ich schleppe mich die Treppe hinauf, und sie schaut mir von unten traurig nach. Von mir aus kann sie mir kündigen. Mir ist alles egal.
    Am späten Sonntagmorgen weckt mich das majestätische Dröhnen von Donner, und ich liege steif im Bett und höre dem Regen zu, wie er auf mein Dach prasselt. Mein Kopf ist in guter Verfassung – ich habe gestern abend bei der Arbeit nichts getrunken. Aber der Rest meines Körpers ist in Beton eingegossen und unfähig, sich zu bewegen. Die leichteste Regung löst heftige Schmerzen aus. Sogar das Atmen tut weh.
    Irgendwann während der gestrigen Plackerei hat Miss Birdie mich gefragt, ob ich mit ihr am Gottesdienst teilnehmen wollte. Kirchenbesuch war keine Bedingung meines Mietvertrags, aber warum nicht, dachte ich. Wenn diese einsame alte Frau möchte, daß ich mit ihr in die Kirche gehe, dann ist das das mindeste, was ich tun kann. Es könnte mir bestimmt nicht schaden.
    Dann habe ich sie gefragt, welche Kirche sie besucht. Abundance Tabernacle in Dallas, antwortete sie. Live über Satellit. Sie betet mit dem Reverend Kenneth Chandler, und zwar in der Abgeschiedenheit ihres eigenen Hauses.
    Ich habe abgelehnt. Sie schien verletzt zu sein, faßte sich aber rasch wieder.
    Als ich ein kleiner Junge

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