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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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stöhnen kann. »Rudy kommt morgen früh mit ein bißchen Papierkram wieder zu Ihnen. Sorgen Sie dafür, daß Ihre Frau uns noch heute anruft. Es ist sehr wichtig, daß wir mit ihr reden.« Er klopft Van Landel auf das gesunde Bein. Es wird Zeit, daß wir verschwinden, bevor er es sich anders überlegt. »Wir werden einen schönen Batzen Geld für Sie herausholen«, versichert ihm Deck.
    Wir verabschieden uns und verlassen schnell das Zimmer. Sobald wir auf dem Flur angekommen sind, sagt Deck stolz: »So wird’s gemacht, Rudy. Ein Kinderspiel.«
    Wir weichen einer Frau im Rollstuhl aus und bleiben stehen, damit ein Patient auf einem fahrbaren Bett fortgebracht werden kann. Auf dem Flur wimmelt es von Menschen. »Was wäre gewesen, wenn der Mann schon einen Anwalt gehabt hätte?« frage ich und versuche, wieder normal zu atmen.
    »Wir haben nichts zu verlieren, Rudy. Daran müssen Sie immer denken. Wir sind mit nichts hergekommen. Wenn er uns aus irgendeinem Grund vor die Tür gesetzt hätte, was hätten wir dann verloren?«
    Ein bißchen Würde, ein bißchen Selbstachtung. Seine Argumentation ist völlig logisch. Ich gehe schnell und mit ausholenden Schlitten und versuche, nicht hinzusehen, wie er sich ruckend und schlurfend vorwärtsbewegt. »Sehen Sie, Rudy, an der Universität wird Ihnen nicht beigebracht, was Sie wissen müssen. Nichts als Bücher und Theorien und hochtrabende Vorstellungen von der Juristerei als Beruf für Gentlemen. Einer Berufung, die sich an ganzen Büchern voller ethischer Grundsätze orientiert.«
    »Was haben Sie gegen ethische Grundsätze?«
    »Oh, nichts vermutlich. Ich meine, ich bin der Ansicht, ein Anwalt sollte für seinen Mandanten kämpfen, kein Geld stehlen, versuchen, nicht zu lügen, Sie wissen schon, das Grundlegende.«
    Deck über ethische Grundsätze. Wir haben Stunden damit verbracht, ethische und moralische Zweifelsfälle auszuloten, und Deck hat den ethischen Kanon einfach so, wamm, auf die Großen Drei reduziert: Kämpfe für deinen Mandanten, stehle nicht, versuche, nicht zu lügen.
    Wir biegen plötzlich links ab und gelangen auf einen weiteren Flur. St. Peter’s ist ein Labyrinth aus Flügeln und späteren Anbauten. Deck ist in Vortragsstimmung. »Aber das, was man euch an der Universität nicht beibringt, kann euch schaden. Nehmen wir zum Beispiel den Burschen da hinten, Van Landel. Ich hatte das Gefühl, daß Sie in seinem Zimmer ziemlich nervös waren.«
    »Ja, das war ich.«
    »Das sollten Sie nicht sein.«
    »Aber es ist unmoralisch, Fälle auf diese Art hereinzuholen. Unfallopfer so zu überrumpeln.«
    »Richtig. Aber wen kümmert das? Besser wir als der nächste. Ich versichere Ihnen, im Laufe der nächsten vierundzwanzig Stunden wird mindestens ein weiterer Anwalt bei Van Landel auftauchen und versuchen, ihn zum Unterschreiben eines Vertrags zu bewegen. Das ist einfach die Art, auf die es gemacht wird, Rudy. Es ist Wettbewerb, freie Marktwirtschaft. Da draußen schwirren Unmengen von Anwälten herum.«
    Als ob ich das nicht wüßte. »Wird der Mann bei der Stange bleiben?« frage ich.
    »Vermutlich. Bisher haben wir Glück gehabt. Wir haben ihn im richtigen Moment erwischt. Wenn man in so ein Zimmer kommt, steht es gewöhnlich fünfzig zu fünfzig, aber sobald sie auf der punktierten Linie unterschrieben haben, steht es achtzig zu zwanzig, daß sie dabeibleiben. Sie müssen ihn in ein paar Stunden anrufen, mit seiner Frau sprechen, sich erbieten, noch heute abend wiederzukommen und den Fall mit ihm durchzusprechen.«
    »Ich?«
    »Natürlich. Es ist ganz einfach. Ich habe ein paar Akten, die Sie sich ansehen können. Dazu brauchen Sie kein Gehirnchirurg zu sein.«
    »Aber ich weiß nicht …«
    »Nehmen Sie’s leicht, Rudy. Haben Sie keine Angst vor diesem Bau. Van Landel ist jetzt unser Mandant. Es ist Ihr gutes Recht, ihn zu besuchen, und niemand kann etwas dagegen tun. Niemand kann Sie hinauswerfen. Rudy. Entspannen Sie sich.«
    Wir trinken in einer kleinen Cafeteria im dritten Stock Kaffee aus Plastikbechern. Deck gibt ihr den Vorzug, weil sie in der Nähe der Orthopädischen Abteilung liegt, das Produkt einer kürzlich stattgefundenen Renovierung ist und nur wenige Anwälte wissen, daß sie existiert. Die Anwälte, erklärt er mit gedämpfter Stimme, während er sämtliche Patienten mustert, haben die Angewohnheit, in Krankenhauscafeterias herumzuhängen, wo sie sich direkt auf Verletzte stürzen können. Er sagt das mit einem gewissen Abscheu einem

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