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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Anwälte bemühen würden. Das habe ich tatsächlich geglaubt. Ich wußte, daß ich die Welt nicht würde verändern können, aber ich träumte davon, in einer auf Hochdruck laufenden Umgebung mit scharfsinnigen Leuten zusammenzuarbeiten, die sich an erhabene Maßstäbe hielten. Ich wollte hart arbeiten, in meinem Beruf vorankommen und auf diese Weise Mandanten anziehen, nicht durch reißerisches Inserieren, sondern durch meinen Ruf. Und im Laufe der Zeit, während meine Fähigkeiten und Honorare wuchsen, würde ich in der Lage sein, auch unpopuläre Fälle und Mandanten anzunehmen, die mir nichts einbrachten. Solche Träume sind bei angehenden Jurastudenten keine Seltenheit.
    Zu Ehren der Fakultät muß gesagt werden, daß wir Stunden mit dem Einprägen und Diskutieren ethischer Grundsätze verbrachten. Dieses Thema wurde mit so viel Nachdruck behandelt, daß wir annahmen, die Profession wäre eifrig darauf bedacht, sich an ein starres System von Richtlinien zu halten. Und jetzt bin ich deprimiert von der Wahrheit. Im letzten Monat mußte ich erleben, wie ein Anwalt nach dem anderen Pfeile in meinen Ballon schoß. Jetzt bin ich zu einem Wilderer in Krankenhauscafeterias herabgesunken, für tausend Dollar im Monat. Mir ist speiübel bei dem Gedanken, was aus mir geworden ist, und ich bin benommen von der Geschwindigkeit, mit der ich gefallen bin.
    Mein bester Freund im College war Craig Balter. Wir haben zwei Jahre zusammengewohnt. Voriges Jahr war ich bei seiner Hochzeit. Als wir mit dem College anfingen, hatte Craig nur ein Ziel, und das war, an einer High-School Geschichte zu unterrichten. Er war sehr intelligent, und das College fiel ihm leicht. Wir hatten lange Diskussionen darüber, was wir mit unserem Leben anfangen würden. Ich fand, er bliebe unterhalb seiner Fähigkeiten, wenn er unterrichten wollte, und er wurde wütend, wenn ich meinen künftigen Beruf mit seinem verglich. Ich war auf viel Geld und den steilen Aufstieg zum Erfolg aus. Sein Ziel war das Klassenzimmer, in dem sein Gehalt von Faktoren abhing, über die er nicht zu bestimmen hatte.
    Craig machte seinen Master of Arts und heiratete eine Lehrerin. Jetzt unterrichtet er Geschichte und Sozialkunde in der neunten Klasse. Sie ist schwanger und unterrichtet in der Vorschule. Sie haben ein hübsches Haus auf dem Lande mit ein paar Morgen Land und einem Garten, und sie sind die glücklichsten Menschen, die ich kenne. Zusammen verdienen sie vermutlich ungefähr fünfzigtausend im Jahr.
    Aber Craig ist das Geld gleichgültig. Er tut genau das, was er schon immer tun wollte. Ich dagegen habe keine Ahnung, was ich tue. Craigs Job ist überaus befriedigend, weil er es mit jungen Menschen zu tun hat. Er hat feste Vorstellungen vom Sinn und Zweck seiner Arbeit. Ich dagegen werde morgen ins Büro gehen in der Hoffnung, daß ich auf die eine oder andere Weise über einen arglosen Mandanten herfallen kann, dem es sowieso schon ziemlich schlechtgeht. Wenn Anwälte soviel verdienen würden wie Lehrer, müßten neun von zehn juristischen Fakultäten sofort geschlossen werden.
    Es kann nicht so bleiben. Aber bevor sich etwas ändern kann, muß ich auf mindestens zwei weitere mögliche Katastrophen gefaßt sein. Erstens könnte ich wegen des Lake-Brandes verhaftet oder sonstwie behelligt werden, und zweitens könnte ich beim Anwaltsexamen durchfallen.
    Gedanken an beides halten mich bis in die frühen Morgenstunden in der Hängematte wach.
    Bruiser ist zeitig im Büro, rotäugig und verkatert, aber in seiner besten Anwaltskluft – teurer Kammgarnanzug, gestärktes weißes Baumwollhemd, elegante Seidenkrawatte. Seine wehende Mähne scheint heute morgen eine Extrawäsche erhalten zu haben. Sie schimmert vor Sauberkeit.
    Er ist auf dem Weg zum Gericht, um bei der Vorverhandlung in einer Drogensache zu plädieren, und er ist ganz Hektik und Aktion. Ich bin vor seinen Schreibtisch zitiert worden, um meine Instruktionen entgegenzunehmen.
    »Gute Arbeit bei Van Landel«, sagt er, in eine Flut von Papieren und Akten versunken. Dru hantiert hinter ihm herum, gerade außerhalb seiner Reichweite. Die Haie mustern sie hungrig. »Ich habe vor ein paar Minuten mit der Versicherung gesprochen. Massenhaft Deckung. Die Haftung scheint klar. Wie schwer ist der Junge verletzt?«
    Gestern abend habe ich eine nervenaufreibende Stunde mit Dan Van Landel und seiner Frau im Krankenhaus verbracht. Sie hatten Unmengen von Fragen, bei denen es vor allem darum ging, wieviel sie bekommen

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