Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
würden. Ich hatte nur wenige eindeutige Antworten, tischte ihnen aber eine Menge Juristenjargon auf. Bisher bleiben sie bei der Stange. »Ein Bein gebrochen, ein Arm, mehrere Rippen, zahlreiche Schnittwunden. Der Arzt sagt, er wird zehn Tage im Krankenhaus bleiben müssen.«
    Das entlockt Bruiser ein Lächeln. »Bleiben Sie dran. Kümmern Sie sich um die Recherchen. Hören Sie auf Deck. Das könnte ein hübscher Vergleich werden.«
    Hübsch für Bruiser, aber ich werde keinen Anteil daran haben. Dieser Fall wird für mich kein Honorar abwerfen.
    »Die Polizei will Ihre Aussage über den Brand«, wirft er mir an den Kopf, während er nach einer Akte greift. »Habe gestern abend mit ihnen gesprochen. Sie machen es hier, in diesem Büro, in meiner Gegenwart.«
    Er sagt das, als wäre es bereits verabredet und ich hätte keine andere Wahl. »Und wenn ich mich weigere?« frage ich.
    »Dann werden Sie wahrscheinlich zum Verhör aufs Revier bestellt. Wenn Sie nichts zu verbergen haben, schlage ich vor, daß Sie Ihre Aussage machen. Ich werde dabeisein. Sie können sich mit mir beraten. Reden Sie mit ihnen, danach wird man Sie in Ruhe lassen.«
    »Sie glauben also, daß es Brandstiftung war?«
    »Sie sind ziemlich sicher.«
    »Und was wollen sie von mir wissen?«
    »Wo Sie waren, was Sie getan haben, Zeiten, Orte, Alibis und so weiter.«
    »Ich kann nicht alles beantworten, aber ich werde die Wahrheit sagen.«
    Bruiser lächelt. »Dann wird die Wahrheit dafür sorgen, daß Sie freikommen.«
    »Lassen Sie mich das aufschreiben.«
    »Sagen wir zwei Uhr heute nachmittag.«
    Ich nicke zustimmend, sage aber nichts. Es ist merkwürdig, daß ich in diesem Zustand der Verletzlichkeit volles Vertrauen zu Bruiser Stone habe, einem Mann, dem ich in anderen Dingen nicht über den Weg trauen würde.
    »Ich brauche ein bißchen Freizeit, Bruiser«, sage ich.
    Seine Hände erstarren in der Luft, und er mustert mich fassungslos. Dru, in einer Ecke an einem Aktenschrank beschäftigt, hält inne und schaut auf. Einer der Haie scheint mich gehört zu haben.
    »Sie haben gerade erst angefangen«, sagt Bruiser.
    »Ja, ich weiß. Aber ich habe das Anwaltsexamen direkt vor mir. Bin mit dem Lernen ziemlich im Rückstand.«
    Er neigt den Kopf zu einer Seite und streichelt seinen Bart. Bruiser hat ziemlich harte Augen, wenn er trinkt und seinen Spaß hat. Jetzt sind sie wie Laser. »Wieviel Freizeit?«
    »Also, ich würde gern jeden Morgen kommen und bis Mittag arbeiten. Und dann, je nachdem, was auf meiner Prozeßliste und in meinem Terminkalender steht, in die Bibliothek verschwinden und lernen.« Mein Versuch, witzig zu sein, fällt nicht auf fruchtbaren Boden.
    »Sie könnten mit Deck lernen«, sagt Bruiser mit einem plötzlichen Lächeln. Es ist ein Witz, also lache ich pflichtschuldig. »Ich werde Ihnen sagen, was Sie tun können«, sagt er, jetzt wieder ernst. »Sie arbeiten bis Mittag, dann packen Sie Ihre Bücher ein und machen sich in die Cafeteria von St. Peter’s auf. Lernen Sie, soviel Sie wollen, aber halten Sie gleichzeitig die Augen offen. Ich möchte, daß Sie das Examen bestehen, aber im Augenblick liegt mir wesentlich mehr an neuen Fällen. Nehmen Sie ein Handy mit, damit ich Sie jederzeit erreichen kann. Ist das ein faires Angebot?«
    Weshalb habe ich das getan? Ich gebe mir selbst einen Tritt in den Hintern, weil ich das Anwaltsexamen erwähnt habe. »Ja«, sage ich mit einem Stirnrunzeln.
    Letzte Nacht in der Hängematte habe ich gedacht, daß es mir mit ein bißchen Glück gelingen könnte, St. Peter ‘s zu meiden. Jetzt bin ich dort stationiert.
    Dieselben beiden Polizisten, die auch in meiner Wohnung waren, melden sich bei Bruiser, um seine Zustimmung zu meinem Verhör einzuholen. Wir vier sitzen an einem kleinen, runden Tisch in einer Ecke seines Büros. Zwei Tonbandgeräte stehen darauf, beide eingeschaltet.
    Es wird ziemlich rasch langweilig. Ich wiederhole dieselbe Geschichte, die ich den beiden Clowns bei ihrem ersten Besuch erzählt habe, und wir vergeuden eine Unmenge Zeit damit, jeden winzigen kleinen Aspekt davon immer wieder durchzukauen. Sie versuchen, mich in Widersprüche über völlig belanglose Details zu verwickeln – »dachte, Sie hätten gesagt, Sie hätten ein dunkelblaues Hemd getragen, und jetzt sagen Sie, es wäre blau gewesen« -, aber ich sage die reine Wahrheit. Es gibt keine Lügen zu bemänteln, und nach einer Stunde scheinen sie begriffen zu haben, daß ich nicht ihr Mann bin.
    Bruiser ist

Weitere Kostenlose Bücher