Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
grunzt er durch zusammengebissene Zähne. Zusammengebissen, weil sie verdrahtet sind.
    Das ist nicht fair.
    Deck lächelt und zeigt seine vier glänzenden Hauer. »Deck Shifflet, Kanzlei Lyman Stone.« Er sagt dies mit erstaunlicher Selbstsicherheit, als würde von ihm erwartet, daß er hier ist.
    »Sie haben doch wohl noch nicht mit irgendeiner Versicherung gesprochen, oder?«
    Einfach so hat Deck die bösen Buben abgestempelt. Das sind nicht wir. Das sind die Versicherungstypen. Damit hat er schon mal eine Menge Boden gutgemacht. Jetzt ist er der Vertraute. Wir gegen die ändern.
    »Nein«, grunzt Van Landel.
    »Gut. Reden Sie nicht mit ihnen. Die wollen Sie nur aufs Kreuz legen«, sagt Deck. Er schiebt sich noch näher heran, erteilt bereits Ratschläge. »Wir haben uns den Unfallbericht angesehen. Klarer Fall von Mißachtung einer roten Ampel. Wir werden in ungefähr einer Stunde hinfahren«, sagt er, wichtigtuerisch auf seine Uhr schauend, »und den Unfallort fotografieren, mit Zeugen reden, Sie wissen schon, alles, was dazugehört. Wir müssen das schnell tun, bevor die Ermittler der Versicherung an die Zeugen herankommen. Es ist schon vorgekommen, daß sie sie bestechen, damit sie falsch aussagen, wissen Sie, und andere solche Mätzchen. Wir müssen schnell handeln, aber dazu müssen wir von Ihnen bevollmächtigt sein. Haben Sie einen Anwalt?«
    Ich halte den Atem an. Wenn Van Landel jetzt sagt, daß sein Bruder Anwalt ist, bin ich draußen.
    »Nein«, sagt er.
    Deck setzt zum Todesstoß an. »Also, wie ich schon sagte, wir müssen schnell handeln. Unsere Kanzlei bearbeitet mehr Verkehrsunfälle als sonst jemand in Memphis, und wir holen gewaltige Vergleichssummen heraus. Die Versicherungen haben Angst vor uns. Und wir verlangen keinen Groschen. Wir nehmen nur das übliche Drittel von dem, was wir herausholen.« Während er das sagt, zieht er langsam einen Vertrag aus der Mitte eines Notizblocks heraus. Es ist ein Kurzvertrag -eine Seite, drei Paragraphen, gerade genug, um ihn an die Angel zu bekommen. Deck schwenkt ihn auf eine Weise vor seinem Gesicht, daß Van Landel ihn nehmen muß. Er hält ihn mit seinem heilen Arm, versucht, ihn zu lesen.
    Der arme Kerl. Er hat gerade die schlimmste Nacht seines Lebens hinter sich, ist heilfroh, daß er noch lebt, und jetzt soll er, mit verschwollenen Augen und völlig benommen, ein juristisches Dokument lesen und eine intelligente Entscheidung treffen.
    »Können Sie auf meine Frau warten?« fragt er fast flehend.
    Sind wir im Begriff, ertappt zu werden? Ich umklammere das Bettgeländer und stoße dabei unabsichtlich gegen ein Kabel am Flaschenzug, wodurch sein Bein mit einem Ruck ein paar Zentimeter höher gezogen wird. »Ahhh!« stöhnt er.
    »Tut mir leid«, sage ich schnell und reiße meine Hände zurück. Deck sieht mich an, als würde er mich am liebsten umbringen, dann ist er wieder Herr der Lage. »Wo ist Ihre Frau?« fragt er.
    »Ahhh!« stöhnt der arme Kerl abermals.
    »Tut mir leid«, wiederhole ich, weil ich nicht anders kann. Meine Nerven sind in Fetzen.
    Van Landel mustert mich angstvoll. Ich schiebe beide Hände tief in die Hosentaschen.
    »Sie kommt bald wieder«, sagt er, ganz offensichtlich bei jeder Silbe schmerzgepeinigt.
    Deck hat für alles eine Antwort. »Ich spreche später mit ihr, in meinem Büro. Ich brauche tonnenweise Informationen von ihr.« Deck schiebt gekonnt seinen Block unter den Vertrag, damit das Unterschreiben leichter geht, und zieht die Kappe von einem Kugelschreiber ab.
    Van Landel murmelt etwas, dann nimmt er den Kugelschreiber und kritzelt seinen Namen. Deck schiebt den Vertrag wieder in den Block und gibt dem neuen Mandanten eine Geschäftskarte. Sie identifiziert ihn als Anwaltsgehilfen der Kanzlei J. Lyman Stone.
    »Nun ein paar Dinge«, sagt Deck. Sein Ton ist gebieterisch. »Reden Sie mit niemandem außer Ihrem Arzt. Es werden Versicherungsleute kommen und Sie belästigen, vermutlich schon heute, sie werden versuchen, Sie dazu zu bringen, daß Sie Formulare und solches Zeug unterschreiben. Kann sogar sein, daß sie Ihnen einen Vergleich anbieten. Reden Sie unter gar keinen Umständen mit diesen Leuten, und unterschreiben Sie nichts, bevor ich es mir angesehen habe. Sie haben meine Nummer. Sie können mich Tag und Nacht anrufen. Auf der Rückseite steht die Nummer von Rudy Baylor hier, den können Sie auch jederzeit anrufen. Wir bearbeiten den Fall gemeinsam. Noch Fragen?«
    »Gut«, sagt Deck, bevor er grunzen oder

Weitere Kostenlose Bücher