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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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redewillig. Ich überbringe die gute Nachricht, daß wir uns mit der Versicherung des anderen Fahrers in Verbindung gesetzt haben und daß dort eine hübsche Police auf uns wartet. Sein Fall hat alles, was dazugehört, erkläre ich, das wiederholend, was Deck mir zuvor gesagt hat: eindeutige Haftpflicht (sogar ein betrunkener Fahrer), reichlich Deckung durch die Versicherung und gute Verletzungen. Gut bedeutet ein paar zu Bruch gegangene Knochen, die sich leicht zu dem magischen Zustand eines bleibenden Schadens auswachsen könnten.
    Dan bringt ein erfreutes Lächeln zustande. Er zählt bereits sein Geld. Aber noch steht ihm das Teilen des Kuchens mit Bruiser bevor.
    Ich verabschiede mich und verspreche, morgen wieder hereinzuschauen. Da ich ins Krankenhaus beordert worden bin, kann ich mich um all meine Mandanten kümmern. Das nennt man Service!
    Bei meiner Rückkehr ist die Cafeteria wieder ziemlich voll. Ich setze mich wieder an meinen Tisch in der Ecke. Ich habe meine Bücher dort liegengelassen, und auf einem von ihnen ist deutlich Elton Bar Review zu lesen. Das hat die Aufmerksamkeit einer Gruppe junger Ärzte erregt, die am Nebentisch sitzen und mich argwöhnisch mustern, als ich mich hinsetze. Sie verstummen sofort, also weiß ich, daß sie sich ausführlich über meine Arbeitsunterlagen unterhalten haben. Kurz darauf gehen sie. Ich hole mir noch einen Kaffee und vertiefe mich in die Wunder der Prozeßordnung bei den Bundesgerichten.
    Die Zahl der Gäste verringert sich auf eine Handvoll. Ich trinke jetzt koffeinfreien Kaffee und staune, durch wieviel ich mich in den letzten vier Stunden hindurchgewühlt habe. Um Viertel vor zehn ruft Bruiser abermals an. Hört sich an, als säße er in irgendeiner Bar. Er braucht mich morgen früh um neun im Büro, damit wir über einen juristischen Punkt reden können, zu dem er für seinen gegenwärtigen Drogenprozeß einen Schriftsatz braucht. Ich werde dasein, sage ich.
    Schrecklich, wenn ich mir vorstellen müßte, daß mein Anwalt sich die Linie zu meiner Verteidigung ausdenkt, während er in einem Oben-ohne-Club sitzt und sich einen Drink nach dem anderen hinter die Binde gießt.
    Aber Bruiser ist mein Anwalt.
    Um zehn bin ich der einzige Gast in der Cafeteria. Sie hat die ganze Nacht geöffnet, also läßt die Kassiererin mich in Ruhe. Ich bin tief in das Thema Vorverhandlungen versunken, als ich das leise Niesen einer jungen Frau höre. Ich schaue auf, und zwei Tische entfernt sitzt eine Patientin in einem Rollstuhl, die einzige andere Person außer mir in der Cafeteria. Ihr rechtes Bein steckt vom Knie abwärts in Gips und ist waagerecht hoch gelegt, so daß sie mir die Unterseite des weißen Verbandes entgegenstreckt. Er scheint frisch zu sein, nach dem zu urteilen, was ich an diesem Punkt meiner Karriere über Gips weiß.
    Sie ist sehr jung und ungeheuer hübsch. Ich kann nicht anders, ich muß sie ein paar Sekunden lang ansehen, bevor ich wieder auf meine Notizen schaue. Dann sehe ich noch einmal ein bißchen länger hin. Ihr Haar ist dunkel und im Nacken locker zusammengerafft. Ihre Augen sind braun und scheinen feucht zu sein. Sie hat ein gutgeschnittenes Gesicht, das trotz einer unübersehbaren Prellung am Unterkiefer hinreißend aussieht. Eine häßliche Prellung wie von einem Faustschlag. Sie trägt das übliche weiße Krankenhausnachthemd, und darunter scheint sie sehr schlank zu sein.
    Ein alter Mann in einer rosa Jacke, eine der unzähligen freundlichen Seelen, die in St. Peter’s als freiwillige Helfer füngieren, stellt ein Plastikglas mit Orangensaft vor sie auf den Tisch. »Bitte sehr, Kelly«, sagt er wie der perfekte Großvater.
    »Danke«, antwortet sie mit einem kurz aufblitzenden Lächeln.
    »Eine halbe Stunde, haben Sie gesagt?« fragt er.
    Sie nickt und beißt sich auf die Unterlippe. »Eine halbe Stunde«, bestätigt sie.
    »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Nein. Danke.«
    Er tätschelt ihr die Schulter und verläßt die Cafeteria. Wir sind allein. Ich versuche, nicht zu ihr hinüberzusehen, aber es ist unmöglich. Ich halte den Blick, solange ich es irgendwie aushalten kann, auf meine Unterlagen gesenkt, um dann wieder aufzusehen, bis sie in mein Blickfeld gerät. Ihr Gesicht ist mir nicht direkt zugewandt, ich sehe sie nahezu im Profil. Sie hebt ihr Glas, und ich bemerke die Verbände an beiden Handgelenken. Bisher hat sie mich noch nicht wahrgenommen. Ich habe sogar den Eindruck, daß sie auch dann niemanden sehen würde, wenn

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