Der Regenmoerder
erleichtert. Sie schloß auf und öffnete. Yamada sah noch die letzten Spuren der Panik in ihrem Gesicht. „Darf ich hereinkommen?" „Aber bitte, treten Sie ein."
Er kam herein und sah sich um. Ihre Wohnung gefiel. ihm.
Sehr hübsch und sauber. Genau die Wohnung, die er sich als
die ihre vorgestellt hatte.
„Nehmen Sie doch Platz, bitte."
„Ich habe die Zeitung schon gesehen", sagte er. „Sie sicher
auch. Ich entschuldige mich."
„Sie können ja nichts dafür."
„In gewisser Weise schon, Ich hätte diesen Reporter lieber festnehmen lassen sollen."
„Ich habe große Angst, ehrlich gesagt, daß der Würger noch einmal kommt und mich endgültig umbringen will." „Sie brauchen keine Angst zu haben, wirklich nicht. Erstens weiß er Ihren Namen nicht und zweitens nicht, wo Sie wohnen. Das Beste von allem ist sowieso, daß wir glauben, wir wissen, wie wir ihn fangen können." Ihr Gesicht hellte sich auf. „Tatsächlich?"
„Ja. Wir haben herausgefunden, wie er seine Opfer findet. Sie kennen ja den Mayfair-Markt, wo Sie einkauften." „Ja." „Dort hat er Sie angesprochen, nicht wahr?"
„Ja", sagte Akiko nachdenklich. „Es regnete, und er hatte einen Schirm und bot mir an, mich darunter nach Hause zu begleiten."
„Genau das ist seine Methode. Wenn es regnet, geht er dorthin und sucht sich Frauen aus, die keinen Regenschirm haben, bietet sich als Begleitung nach Hause an und erwürgt sie auf dem Weg."
Wieder erschauderte Akiko unwillkürlich. „Es war entsetzlich."
„Wir fangen ihn", versicherte Yamada. „Aber wenn wir ihn haben, müßten Sie ihn identifizieren."
„Selbstverständlich", nickte Akiko. „Ich könnte sogar seinen
Kopf machen."
„Wie bitte?"
„Ich kann seinen Kopf in Ton modellieren. Ich bin Bildhauerin, wissen Sie."
„Tatsächlich?" rief Sekio Yamada, der diesen Glücksfall kaum fassen konnte.
„Ja", nickte Akiko zur Bestätigung. „Das ist mein Beruf. Kommen Sie, ich zeige Ihnen mein Atelier."
Sie standen auf, und Akiko führte ihn nach nebenan. Dort kam Sekio Yamada gar nicht mehr aus dem Staunen heraus über all die wunderbaren Statuen, die dort standen, manche in Lebensgröße, manche als Büsten von Männern und Frauen.
„Wundervoll!" rief er aus. „Vielen Dank", sagte Akiko errötend.
„Und Sie könnten also wirklich", fragte er noch einmal nach, „einen Kopf des Würgers modellieren?"
„Aber gewiß doch. Den Kopf vergesse ich mein Leben lang
nicht mehr."
„Und wie lange würden Sie dazu brauchen?"
„Einen Tag oder zwei, länger nicht."'
„Das wäre ja großartig!" sagte Sekio Yamada. „Es würde uns ungeheuer weiterhelfen. Wir würden den Kopf fotografieren und die Bilder allen Zeitungen zustellen. Dann ist überall bekannt, wie er aussieht, und er kann sich nirgends mehr verbergen."
Akiko hörte die Erregung in seiner Stimme. „Das mache ich gerne. Ich bin schließlich höchst interessiert daran, daß er gefaßt wird."
Sekio Yamada sah sie an und dachte bei sich: Gott, ist sie hübsch. Er überlegte, ob sie wohl verheiratet sei.
„Haben Sie..." forschte er vorsichtig, „... ich meine, leben Sie
mit jemandem zusammen?"
„Nein, ich lebe allein."
Das zu hören gefiel ihm gut. „Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen Polizeischutz verschaffen. Dann hält sich ein Polizist solange bei Ihnen auf, bis wir den Killer gefaßt haben."
Akiko dachte darüber nach. Die Vorstellung, einen fremden Mann in der Wohnung zu haben, bereitete ihr Unbehagen. „Aber Sie sagten doch, daß ich nicht in wirklicher Gefahr bin, nachdem der Mörder nicht weiß, wie ich heiße und wo ich wohne?" „Ja, schon."
„Dann brauche ich doch eigentlich keinen Polizeischutz."
Er nickte. „Ganz wie Sie wollen. Aber wenn es Ihnen recht ist,
komme ich von Zeit zu Zeit selbst vorbei und sehe nach dem
Rechten."
„Das wäre sehr nett, ja."
Sie lächelten beide. Sekio Yamada spürte, daß er sich noch nie so zu einer Frau hingezogen gefühlt hatte wie jetzt zu Akiko Kanomori.
„Tja", sagte er verlegen, „dann will ich mal wieder los und Sie nicht länger von Ihrer Arbeit abhalten."
„Ich fange sofort an mit dem Kopf", versicherte ihm Akiko. Sie sah ihm nach, als er ging, und sperrte die Tür hinter ihm wieder zu. Wenn dies vorbei ist, dachte sie mit Bedauern, sehe ich ihn vermutlich nie wieder.
Als Sekio Yamada aus Akikos Wohnung kam, sagte er zu seinem Kollegen Blake: „Sie will keinen Polizeischutz. Aber ich möchte trotzdem für ihre Sicherheit sorgen. Weisen Sie die Polizisten im
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