Der Reisende
Sir«, sagte Marty. »Nein, Euer Ehren. Er war hell. Er war tief aus sich heraus hell. Er leuchtete direkt in mich hinein. Ich konnte es fühlen.«
Der Richter sah Alvin an.
»Ich weiß es nicht«, sagte Alvin. »Schließlich habe ich den Pflug noch niemandem gezeigt.«
»Ich weiß, was er meint«, sagte Verily. »Ich habe es nicht als Licht gesehen. Aber ich habe es als Wärme gespürt. Als der Sack sich öffnete, kam mir der gesamte Raum wärmer vor. Aber das kann keinen Schaden anrichten, Mr. Laws. Bitte … ich halte ihn mit Euch zusammen.«
»Und ich ebenfalls«, sagte der Richter.
Alvin hielt ihnen den Pflug hin.
Marty drehte sich langsam um, so daß er – den Kopf zum Teil abgewandt – zusehen konnte, wie die beiden anderen Zeugen die Hände auf und unter den Pflug legten. Erst dann schlich er vor und legte behutsam die Fingerspitzen auf und unter den goldenen Pflug. Er schwitzte fürchterlich, und Alvin bedauerte ihn, obwohl er sich einfach nicht vorstellen konnte, was der Mann durchmachte. Unter seinen Händen hatte der Pflug sich immer angenehm und freundlich angefühlt. Was für einen Eindruck hatte Marty?
Als das Ding ihm nichts tat, gewann Marty Vertrauen und faßte anders zu, um einen Teil des Gewichts des Pflugs spüren zu können. Doch er hatte die Augen noch zusammengekniffen und schaute zur Seite, als wolle er ein Auge für den Fall schützen, daß das andere plötzlich geblendet wurde. »Ich schätze, ich kann ihn allein halten«, sagte er.
»Mr. Smith sollte die Hände darauf liegen lassen, damit er sich nicht sträubt«, sagte der Richter.
Alvin hielt die Hand darauf, doch die anderen nahmen die ihren weg, und Marty hielt den Pflug allein.
»Ich schätze, er ist wirklich aus Gold«, sagte Marty.
Alvin griff unter den Pflug und hielt ihn fest. »Ich habe ihn jetzt, Marty«, sagte er.
Marty ließ ihn los – zögernd, hatte Alvin den Eindruck.
»Ich schätze, Ihr seht jetzt ein, warum nicht jeder ihn anfassen darf«, sagte Alvin.
»Mir gefällt die Vorstellung nicht, wie ich aussehen würde, wenn er auf meinen Zeh fällt«, sagte der Richter.
»Ach, er landet weich«, sagte Alvin.
»Er lebt wirklich«, sagte Verily leise.
»Ihr seid ein kühner Bursche«, sagte der Richter zu Alvin. »Euer Anwalt hat fest darauf bestanden, daß wir in der Auslieferungssache eine Anhörung stattfinden lassen, noch bevor wir in der Diebstahlsache die Geschworenen auswählen .«
Alvin sah Verily an. »Ich schätze, mein Anwalt weiß, was er tut.«
»Wie ich den Gentlemen erklärt habe«, sagte Verily, »zielt meine Verteidigung darauf ab, daß die Sklavensucher keiner rechtmäßigen Tätigkeit nachgingen, da Arthur Stuart mit dem Siegelkästchen, das sie bei sich hatten, nicht identifiziert werden kann.«
Alvin wußte, daß dies eher eine Frage als eine Aussage war. »Sie sind in dieser Nacht einfach an Arthur Stuart vorbeimarschiert«, sagte er.
»Wir werden eine Gruppe Sklavensucher von Wheelwright hierher holen, um festzustellen, ob sie Arthur Stuart aus einer Gruppe gleichaltriger Jungs ausfindig machen können«, sagte Verily. »Ihre Gesichter und Hände werden natürlich verhüllt sein.«
»Achtet darauf«, sagte Alvin, »daß außer den weißen Jungs, die ihr auswählt, auch ein paar von Mock Berrys Jungs in der Gruppe sind. Ich schätze, wer sein ganzes Leben lang nach Schwarzen sucht, weiß schon herauszufinden, wer wer ist, selbst wenn man ihnen Handschuhe anzieht und Säcke über die Köpfe stülpt.«
»Mock Berry?« fragte der Richter.
»Er ist ein Schwarzer«, erklärte Marty. »Ein freier Schwarzer natürlich. Er und Anga, seine Frau, wohnen mit einem Haufen junger Leute in einer Hütte nicht weit vom Gasthof entfernt.«
»Tja, es ist eine gute Idee, ein paar schwarze Jungs in der Gruppe zu haben«, sagte der Richter. »Und vielleicht fallen mir noch ein paar andere Dinge ein, damit alles schön fair bleibt.« Er griff nach dem Pflug, den Alvin noch in den Händen hielt. »Darf ich ihn noch einmal berühren?«
Er tat es; der Pflug zitterte unter seiner Hand.
»Sollten die Geschworenen zum Schluß kommen, daß es sich tatsächlich um Makepeace Smith’ Gold handelt«, sagte der Richter, »frage ich mich, wie er ihn nach Hause schaffen will.«
»Euer Ehren«, protestierte Marty.
Der Richter warf ihm einen wütenden Blick zu. »Bildet Euch auch nicht nur einen Augenblick lang ein, ich wäre bei der Durchführung dieses Prozesses nicht völlig fair und unparteiisch.«
Marty
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