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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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nicht daran.«
    Der Richter seufzte und wandte sich an den Bezirksstaatsanwalt. »Wir haben vergessen, den Sheriff zu bitten, die Zellentür zu öffnen.«
    »Ich hole ihn«, sagte Marty.
    »Bitte bedeckt den Pflug, Mr. Smith«, sagte der Richter.
    »Erspart Euch die Mühe«, sagte Alvin. Er streckte die Hand aus und öffnete die Zellentür. Der Riegel gab nicht das leiseste Geräusch von sich, und die Scharniere quietschten auch nicht. Die Tür öffnete sich einfach unhörbar und weich.
    Der Richter schaute auf Riegel und Schloß hinab. »Ist es kaputt?« fragte er.
    »Keine Bange«, sagte Alvin. »Es funktioniert einwandfrei. Kommt herein und berührt den Pflug, wenn Ihr wollt.«
    Nun, da die Tür offen war, trauten sie sich nicht. Schließlich trat Verily Cooper hinein, und der Richter folgte ihm. Marty blieb jedoch zurück. »Der Pflug hat etwas an sich«, sagte er.
    »Nichts, worüber Ihr Euch Sorgen machen müßt«, sagte Alvin.
    »Euch stört doch nur, daß die Tür sich so leicht öffnen ließ«, sagte der Richter. »Kommt schon rein, Mr. Laws.«
    »Seht doch«, sagte Marty. »Er zittert.«
    »Wie ich es Euch gesagt habe«, sagte Alvin. »Er lebt.«
    Verily kniete nieder und streckte eine Hand nach dem Pflug aus. Noch bevor er ihn berührte, glitt der Pflug auf ihn zu; das Sackleinen zog er hinter sich her.
    Marty schrie auf, drehte sich um und drückte das Gesicht gegen die Wand gegenüber der Zellentür.
    »Ihr könnt kein Zeuge sein, wenn Ihr dem Pflug den Rücken zudreht«, sagte der Richter.
    Der Pflug glitt zu Verily. Er legte die Hand darauf. Der goldene Gegenstand drehte sich unter seiner Hand, immer wieder, drehte sich glatt wie ein Eisläufer.
    »Er lebt tatsächlich«, sagte er.
    »In gewisser Hinsicht«, sagte Alvin. »Aber er hat sozusagen einen eigenen Willen. Ich meine, es ist nicht so, als hätte ich ihn gezähmt oder so.«
    »Kann ich ihn hochheben?« fragte Verily.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Alvin. »Außer mir hat das noch niemand versucht.«
    »Es wäre nützlich«, sagte der Richter, »ihn hochzuheben, damit wir feststellen können, ob er schwer wie Gold ist oder aus einer anderen, leichteren Legierung zu bestehen scheint.«
    »Er besteht aus dem reinsten Gold, das Ihr je im Leben sehen werdet«, sagte Alvin, »aber hebt ihn hoch, wenn Ihr könnt.«
    Verily ging in die Knie, schob die Hände unter den Pflug und hob ihn hoch. Er stöhnte auf, so schwer war das Ding, aber es blieb in seinen Händen, als er es hochhob. Dennoch mußte er sich ordentlich abmühen. »Er will sich drehen«, sagte Verily.
    »Es ist ein Pflug«, sagte Alvin. »Ich schätze, er will guten Boden suchen.«
    »Ihr würdet damit doch nicht pflügen, oder?« fragte der Richter.
    »Ich wüßte nicht, warum ich ihn sonst gemacht haben sollte, wenn nicht zum Pflügen. Ich meine, hätte ich eine Schüssel machen wollen, hätte ich sie doch ziemlich schlecht hinbekommen, nicht wahr?«
    »Könnt Ihr ihn mir geben?« fragte der Richter.
    »Natürlich«, sagte Verily. Er trat näher an ihn heran und hielt ihm den Pflug hin, während der ältere Mann die Hände darum legte. Dann ließ Verily los.
    Sofort sträubte der Pflug sich in den Händen des Richters. Bevor der Mann ihn fallenlassen konnte, trat Alvin zu ihm und legte die rechte Hand auf die Oberfläche des Pflugs. Sofort war der Pflug ruhig.
    »Warum hat er das nicht bei Mr. Cooper gemacht?« fragte der Richter. Seine Stimme zitterte ein wenig.
    »Ich schätze, er weiß, daß Verily Cooper mein Anwalt ist«, sagte Alvin grinsend.
    »Während ich unparteiisch bin«, sagte der Richter. »Vielleicht tut Mr. Laws recht daran, ihn nicht zu berühren.«
    »Aber er muß ihn anfassen«, sagte Verily. »Er ist der wichtigste Zeuge überhaupt. Er muß Mr. Webster und Makepeace Smith bestätigen, daß es der richtige Pflug ist, der goldene Pflug, und daß er sich hier im Gefängnis in Sicherheit befindet.«
    Der Richter gab Alvin den Pflug, verließ die Zelle dann und legte die Hand auf Marty Laws’ Schulter. »Kommt schon, Mr. Laws, ich habe ihn angefaßt, und selbst, wenn er sich ein wenig sträubt, wird er Euch schon nichts tun.«
    Laws schüttelte den Kopf.
    »Marty« sagte Alvin. »Ich weiß nicht, wovor Ihr Angst habt, aber ich verspreche Euch, der Pflug wird Euch nichts tun, und Ihr werdet dem Pflug nichts tun.«
    Marty drehte sich zur Seite. »Er war so hell«, sagte er. »Es tat mir in den Augen weh.«
    »Nur ein Funkeln des Sonnenlichts«, sagte der Richter.
    »Nein,

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