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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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sehr klein gewesen war, hatte er sie verstanden. In seinem Geist sah er immer ihre Geschichte. Allmählich war diese Fähigkeit verblaßt. Nun erfaßte er nur noch einen schwachen Schein. Aber andererseits verbrachte er nicht mehr so viel Zeit mit Tieren. Wenn er sich vielleicht ganz toll anstrengte …
    »Vergiß mich nicht, Salamander«, flüsterte er. »Ich will deine Geschichte erfahren. Ich will wissen, wer dich gelehrt hat, wie man diese Hexagramme auf dem Tisch macht.«
    Er streckte die Hand aus und legte dann langsam einen Finger auf den Kopf des Salamanders. Das Wesen wich nicht vor ihm zurück; es bewegte sich nicht mal, als die Fingerspitze es berührte. Es sah ihn nur an.
    »Was machst du hier im Haus?« flüsterte er. »Im Haus gefällt es dir nicht. Du willst draußen sein. In der Nähe des Wassers. Im Schlamm. Im Gebüsch. Wo Insekten sind.«
    Das machte Alvin immer; er flüsterte den Tieren etwas zu, machte ihnen Vorschläge.
    »Wenn du willst, kann ich dich zum Schlamm zurückbringen. Komm mit mir, wenn du willst. Komm mit mir, wenn du kannst.«
    Der Salamander hob ein Vorderbein und setzte es langsam wieder ab. Einen Schritt näher zu Arthur.
    Und in diesem Augenblick glaubte er zu spüren, daß von dem Salamander ein Hunger ausging, eine Gier nach Nahrung, aber mehr als das, ein Drang nach … nach Freiheit. Dem Salamander gefiel es nicht, ein Gefangener zu sein.
    Die Tür wurde geöffnet.
    »Sieh an, Arthur Stuart«, sagte Vilate. »Wie schön, daß du mich besuchst.«
    Arthur hatte Verstand genug, um nicht aufzuspringen, als hätte er etwas Unrechtes getan. »Sind Briefe für Alvin gekommen?« fragte er.
    »Kein einziger.«
    Arthur erwähnte den Salamander nicht, was völlig in Ordnung war, da Vilate kein einziges Mal zu ihm hinüber schaute. Man sollte doch meinen, daß eine Lady zumindest irgendeine Erklärung anbietet, wenn man sie mit einem lebenden Salamander – oder auch einem toten, was das betrifft – auf dem Küchentisch erwischt.
    »Möchtest du eine Tasse Tee?« fragte sie.
    »Kann nicht bleiben«, sagte Arthur.
    »Na, dann beim nächstenmal. Grüße Alvin lieb von mir.« Ihr Lächeln war süß und wunderschön.
    Alvin streckte direkt vor ihr die Hand aus und berührte den Rücken des Salamanders.
    Sie bemerkte es nicht. Oder ließ sich zumindest nicht anmerken, daß sie es bemerkt hatte.
    Er trat zurück, ging rückwärts aus dem Raum, hüpfte über die Theke, lief zur Vordertür hinaus und hörte das Glöckchen, als er sie öffnete.
    Wer hatte den Salamander ergriffen, wenn er ein Gefangener war? Nicht Vilate – der Salamander machte Hexagramme, um sie zu täuschen, sie dazu zu bringen, jemand anderen zu sehen. Obwohl Arthur jede Wette darauf eingegangen wäre, daß Vilate nicht Old Peg Guester sah. Aber der Salamander täuschte sie nicht aus eigenem Antrieb, denn er wollte lediglich wieder frei und ein ganz normaler Salamander sein.
    Eins stand fest – er würde Alvin davon erzählen müssen. Vilate hatte vor, ihm etwas Schlimmes anzutun, und der Salamander, der aus Hexagrammen auf dem Küchentisch kam, hatte mit ihrem hinterhältigen Plan etwas zu tun.
    Wie konnte Vilate einfach übersehen haben, daß ich ihren Salamander berühre? Warum war sie nicht besorgt, als sie vom Abtritt zurückkam und mich in der Küche sah? Wie konnte sie nur so dumm sein?
    Vielleicht wollte sie, daß ich den Salamander sah. Oder vielleicht wollte ein anderer, daß ich ihn sah.
    Wollte, daß ich Mutter sah.
    Als er die staubige Hauptstraße von Hatrack River entlangging, verlor er einen Augenblick lang die Kontrolle, hätte fast zu weinen angefangen, als er an Mutter dachte, und daran, daß sie ihm gerade gegenüber gesessen hatte.
    Es ist in Wirklichkeit gar nicht passiert, sagte er sich. Es war ein Schwindel. Humbug. Ein Streich. Wer auch immer dahinterstecken mochte, er war ein Lügner, und überdies noch ein gemeiner. Wirklich ein ungezogener Junge. Ein böser Junge. Er war kein böser Junge. Er war ein guter Junge, und die richtige Peg Guester würde das wissen, sie würde so etwas nicht zu ihm sagen. Die richtige Peg Guester hätte ihn sofort ganz fest umarmt und gesagt: »Mein guter Junge, Arthur Stuart, du bist mein guter Junge.«
    Er ging davon. Er wischte sich die Tränen aus den Augen, und als das traurige Gefühl von ihm abfiel, kam statt dessen ein anderes. Er war schlichtweg wütend. Sie hatten kein Recht, ihm Mama zu zeigen. Kein Recht. Ich hasse dich, wer auch immer du bist, weil du

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