Der Reisende
hier.
Die Reise findet nun statt komplett
In meiner Gedanken Revier.
Doch als Arthur die nächste Strophe begann, fiel Alvin nicht ein, sondern schaute nur verwirrt drein.
Ich träumt von einem bösen Ring
aus Gold, von Menschen, die ganz klein …
»Augenblick mal, Arthur Stuart«, sagte Alvin. »Diese Strophe gehört doch gar nicht zu dem Lied.«
»Aber sie paßt dazu, und du hast sie selbst zu dieser Melodie gesungen.«
»Aber das ist ein unsinniger Traum, und er hat gar nichts zu bedeuten.«
»Mir gefällt die Strophe«, sagte Arthur. »Darf ich sie trotzdem singen?«
Alvin nickte zustimmend, schaute aber trotzdem noch verlegen drein.
Ich träumt von einem bösen Ring
aus Gold, von Menschen, die ganz klein,
Und einem komisch Spinnending
In einem Land, über dem ein
Schleier aus Rauch und Dampf stets hing.
»Was hat das zu bedeuten!« fragte Armor-of-God.
»Keine Ahnung«, sagte Alvin. »Ich frage mich manchmal, ob ich nicht zufällig die Träume anderer Leute empfange. Vielleicht war das ein Traum, den jemand in der Antike geträumt hat, oder den jemand mal träumen wird, der noch gar nicht geboren ist. Einfach ein überzähliger Traum, und er ist einfach an mir hängengeblieben, als ich schlief.«
»Als ich ein Junge war«, sagte Verily Cooper, »habe ich mich gefragt, ob die seltsamen Leute in meinen Träumen nicht vielleicht genauso echt sind wie ich, und ich manchmal auch in ihren Träumen vorkomme.«
»Dann wollen wir nur hoffen, daß sie nicht zu einem ungelegenen Augenblick aufwachen«, sagte Mike Fink trocken.
Arthur Stuart sang noch die letzte Strophe.
Falsch war jede Beschuldigung,
Nur wenige wollten sie glauben.
Also übte ich mich in Mäßigung.
Doch das Gefängnis kann einem rauben
Die letzte Aufmunterung.
»Das ist vielleicht das traurigste Lied, das ich je gehört habe«, sagte Horace Guester. »Hast du hier einen einzigen fröhlichen Gedanken gehabt?«
»Der Refrain ist recht munter«, sagte Arthur Stuart.
»Ich hatte heute fröhliche Gedanken«, sagte Alvin. »Ich dachte an vier Sklavensucher, die ihre Lizenz verloren haben, freie Menschen zu verschleppen und in den Süden und in Knechtschaft zu bringen. Und jetzt bin ich wieder fröhlich, weil ich weiß, daß der stärkste Mann, gegen den ich je gekämpft habe, mein Leibwächter sein wird. Obwohl der Sheriff dies vielleicht nicht freundlich aufnehmen wird, Mr. Fink, da er glaubt, daß ich hier in Sicherheit bin, solange er und seine Jungs auf mich aufpassen.«
»Und du bist tatsächlich in Sicherheit«, sagte Peggy. »Selbst die Deputies, die dich nicht mögen, würden niemals eine Hand gegen dich heben oder zulassen, daß du in Gefahr gebracht wirst.«
»Also bist du nicht in Gefahr?« fragte Horace Guester.
»In ernster Gefahr«, sagte Peggy. »Aber sie droht nicht von den Deputies, und eigentlich erst nach dem Ende des Prozesses, wenn Alvin weiterziehen will. Dann werden wir mehr als nur einen Leibwächter brauchen, der bereit ist, mit Alvin zu sterben. Wir werden auf Täuschungsmanöver zurückgreifen müssen, um ihn aus der Stadt zu schaffen.«
»Wer sagt, daß ich sterben werde?« fragte Fink.
Peggy lächelte verkniffen. »Ich glaube, ihr beide würdet euch gegen fünf Männer durchsetzen.«
»Also werden es mehr als fünf sein?« fragte Alvin.
»Vielleicht«, sagte Peggy. »Im Augenblick ist noch nichts klar. Die Dinge sind im Fluß. Aber die Gefahr ist real. Das Komplott wurde geschmiedet, und Männer wurden bezahlt. Ihr wißt ja, wenn Geld im Spiel ist, fühlen sich selbst Meuchelmörder verpflichtet, ihre Kontrakte zu erfüllen.«
»Aber einstweilen«, sagte Verily Cooper, »müssen wir uns um unsere oder Alvins Sicherheit keine Sorgen machen?«
»Wir müssen lediglich besonnen handeln.«
»Ich weiß nicht, warum wir unser Vertrauen in Talente setzen«, sagte Armor-of-God. »Es genügt, wenn unser Erlöser uns behütet.«
»Unser Erlöser wird uns auferstehen lassen«, sagte Peggy, »aber mir ist nicht aufgefallen, daß Christen am Ende des Lebens weniger tot sind als Heiden.«
»Nun, eins ist gewiß«, sagte Horace Guester. »Gäbe es keine Talente, wäre Alvin nicht in dieser verdammten Klemme.«
»Hat euch das Lied gefallen?« fragte Alvin. »Ich meine, Arthur hat es doch echt schön singen getan. Echt gut. Sehr gut.« Bei jeder Berichtigung hellte sich das Lächeln auf Miss Larners Gesicht auf.
»Sehr gut gesungen«, sagte Peggy. »Aber jede Version des Satzes war besser als die
Weitere Kostenlose Bücher