Der Reisende
und angemessen. Ich erkläre hiermit, daß Alvin Smith von jeder Verantwortung, ob nun zivil- oder strafrechtlich, für den Tod dieser Sucher freigesprochen wird. Ich erkläre des weiteren, daß Margaret Guester posthum ebenso freigesprochen wird. Unter dem Aspekt des Gesetzes über entlaufene Sklaven darf niemand mehr versuchen, unter welchen Umständen auch immer Arthur Stuart in die Sklaverei zu führen, auch nicht, wenn neue Beweise beigebracht werden – diese Entscheidung ist endgültig. Ebenso darf es keinen weiteren Versuch mehr geben, Alvin Smith wegen irgendeiner Anklage im Zusammenhang mit der illegalen Unternehmung dieser betrügerischen Sklavensucher, einschließlich ihres Todes, vor Gericht zu bringen. Auch dieser Beschluß ist endgültig.«
Verily genoß es geradezu, diese Worte zu hören, denn alle Formulierungen, die bestimmte Entscheidungen für endgültig erklärten, waren als Versuch in das Gesetz eingefügt worden, um Bemühungen der gegen die Sklaverei eingestellten Mächte zu blockieren, die Wiederergreifung eines Sklaven oder die Bestrafung jener zu verhindern, die einem flüchtigen Sklaven geholfen hatten. Dieses Mal würde die Endgültigkeit endlich einmal gegen die Befürworter der Sklaverei arbeiten. Sie hatten sich in ihrer eigenen Schlinge gefangen.
Der Gerichtsdiener nahm die Leinensäcke von den Händen der Jungen. Der Richter, der Sheriff, Verily und Marty Laws schüttelten den Jungs die Hände und gaben ihnen – außer Arthur natürlich – die jeweils fünfzig Cents, die sie sich verdient hatten, indem sie sich dem Gericht zur Verfügung gestellt hatten. Arthur bekam etwas Kostbareres. Arthur bekam eine Abschrift der Verfügung des Richters, die es verbot, daß jemand ihn ansprach, der nach entlaufenen Sklaven suchte.
Webster schüttelte recht freundlich Verilys Hand. »Es freut mich, daß die Sache so ausgegangen ist«, sagte er. »Wie Ihr wißt, müssen wir in unserem Beruf manchmal die Taten von Klienten verteidigen, von denen wir wünschen, sie hätten sie unterlassen.«
Verily bewahrte sein Schweigen – er vermutete, daß dies wahrscheinlich bei den meisten Anwälten zutraf.
»Und es freut mich, daß meine Anwesenheit hier nicht dazu beiträgt, daß jemand ein Leben in Sklaverei führen muß oder einer Eurer Klienten unter falschen Anschuldigungen ausgeliefert wird.«
Diese Aussage konnte Verily nicht auf sich beruhen lassen. »Und hätte es Euch betrübt, wenn er ausgeliefert worden wäre, hätte diese Anhörung ein anderes Ergebnis gebracht?«
»Aber nein, keineswegs«, sagte Webster. »Hätten die Sucher den jungen Mr. Stuart identifiziert, hätte die Gerechtigkeit verlangt, daß Euer Klient in Kenituck wegen Mordes vor Gericht gestellt worden wäre.«
»Die Gerechtigkeit?« Verily versuchte gar nicht, die Verachtung in seiner Stimme zu verbergen.
»Das Gesetz ist Gerechtigkeit, mein Freund«, sagte Webster. »Ich kenne keinen anderen Maßstab, der uns Sterblichen zur Verfügung steht. Gott hat eine bessere Gerechtigkeit als die unsere, aber bis Engel auf dem Richterstuhl sitzen, ist die Gerechtigkeit des Gesetzes die beste, die wir haben können, und ich bin auf jeden Fall froh, daß wir sie haben.«
Hätte Verily jemals den geringsten Anflug von Schuld verspürt, weil Arthur Stuart in Wirklichkeit laut Gesetz eben doch Cavil Planters Sklave war und Alvin Smith – erneut laut Gesetz – also doch hätte ausgeliefert werden müssen, war davon jetzt nichts mehr übrig. Websters enge Sicht der Gerechtigkeit wurde von diesem Ausgang genauso zufriedengestellt wie Verilys viel breitere Perspektive. Gottes Gerechtigkeit zufolge sollte Arthur frei sein und Alvin nicht bestraft werden, und so war der Ausgang tatsächlich gerecht. Doch Websters Gerechtigkeit war ebenfalls Genüge getan worden, denn die Buchstaben des Gesetzes verlangten, daß der Inhalt des Siegelkästchens mit dem Sklaven übereinstimmte, und wenn Arthur Stuart nun zufällig von einem bestimmten Schöpfer irgendwie verändert worden war, so daß das Siegel nicht mehr paßte – nun, im Gesetz waren keine Ausnahmen vorgesehen, und da, wie Webster es ausgedrückt hatte, dem Gesetz Genüge getan worden war, mußte auch der Gerechtigkeit Genüge getan worden sein.
»Es freut mich zu wissen, was Ihr von dieser Sache haltet«, sagte Verily. »Und ich bin schon gespannt, beim Prozeß meines Klienten wegen Diebstahls herauszufinden, wie sehr Ihr der Gerechtigkeit verpflichtet seid.«
»Das werdet Ihr
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