Der Reisende
ich die Dinge wieder richte. Also hoffe ich, daß Alvin davonkommt, aber wenn er freigesprochen wird, dann nicht, weil ich nicht meine Pflicht getan hätte.«
»Ich war in der Nacht, in der der Pflug entstand, bei ihm. Warum ruft Ihr mich nicht als Zeugin auf?«
»Habt Ihr gesehen, wie er geschaffen wurde?«
»Nein. Als ich ihn sah, war er schon fertig.«
»Was genau wollt Ihr dann bezeugen?«
Peggy antwortete nicht.
»Ihr wollt in den Zeugenstand, weil Ihr eine Fackel seid und die Leute von Hatrack wissen, daß Ihr eine Fackel seid, und wenn Ihr sagt, daß Makepeace lügt, werden sie Euch glauben. Ich weiß, daß zwischen Euch und Alvin mal was gewesen ist und vielleicht noch immer etwas ist. Woher soll ich also wissen, daß Ihr im Zeugenstand nicht eine schwere Sünde gegen den Gott der Wahrheit begeht, um diesem Jungen die Freiheit zu verschaffen?«
Peggy lief vor Zorn rot an. »Das wißt Ihr, weil Ihr wißt, daß mein Eid so gut wie der eines jeden anderen und besser als der der meisten anderen ist.«
»Wenn Ihr in den Zeugenstand tretet, Miss Peggy, werde ich Eure Glaubwürdigkeit erschüttern, indem ich Zeugen aufrufe, die bestätigen werden, daß Ihr viele Monate lang in völliger Verkleidung in Hatrack gelebt und die ganze Zeit über alle darüber angelogen habt, wer Ihr seid. Ihr habt Euch mit Hexagrammen bedeckt, so getan, als wäret Ihr eine alte Jungfer von Lehrerin, während Ihr Euch die ganze Zeit über unter dem Vorwand, ihn zu unterrichten, mit dem jungen Lehrling des Schmieds getroffen habt. Ich weiß, Ihr hattet Eure Gründe, das alles zu tun. Ich weiß, es gab einen Grund, warum an demselben Abend, an dem angeblich der Pflug entstand, Ihr und Alvin gesehen wurdet, wie ihr aus der Schmiede kamt, nur daß Alvin splitternackt war. Versteht Ihr, worauf ich hinauswill, Miss Peggy?«
»Ihr ratet mir, nicht auszusagen.«
»Ich will Euch damit sagen, daß einige Leute Euch zwar glauben, andere aber überzeugt sein werden, daß Ihr Euch mit Alvin verschworen habt und ihm nur helfen wollt. Meine Aufgabe ist es, jeden erdenklichen Zweifel an Eurer Aussage zu wecken.«
»Dann seid Ihr Alvins Feind und der Feind der Wahrheit.« Peggy schleuderte ihm die Worte geradezu ins Gesicht, wollte, daß sie wehtaten.
»Beschimpft mich, wie Ihr wollt«, sagte Marty, »aber meine Aufgabe ist es zu beweisen, daß Alvin dieses Gold gestohlen hat. Ich bin nicht der Ansicht, daß Eure Aussage, die einzig und allein auf Eurer nicht nachprüfbaren Behauptung basiert, eine Fackel zu sein, unwidersprochen hingenommen werden darf. Würde ich sie einfach so stehenlassen, könnte jeder unausgegorene Traumsprecher und Wahrsager in diesem Land sagen, was er will, und die Geschworenen würden ihm glauben, und was würde dann mit der Gerechtigkeit in Amerika geschehen?«
»Verstehe ich Euch richtig?« fragte Peggy. »Ihr wollt mich in Mißkredit bringen, meinen Ruf zerstören und Alvin verurteilen, und das alles um der Gerechtigkeit in Amerika willen?«
»Wie ich schon sagte«, wiederholte Marty, »hoffe ich, daß Euer Anwalt genauso gut darin ist, Alvin zu verteidigen, wie ich es darin bin, die Anklage zu vertreten. Ich hoffe, er findet genauso viele verdammte Beweise gegen meine Zeugen, wie Mr. Webster und ich sie gegen Alvin gefunden haben. Denn ehrlich gesagt … ich mag meine Zeugen nicht besonders und glaube, daß Makepeace ein gieriger, verlogener Mistkerl ist, der wegen Meineids ins Gefängnis gehen müßte, kann es aber nicht beweisen.«
»Wie könnt Ihr damit leben, in den Diensten des Bösen zu stehen, wenn Ihr so genau wißt, was das Gute ist?«
»Es ist auch gut, daß der öffentliche Ankläger anklagt, statt sich als Richter aufzuspielen.«
Peggy nickte ernst. »Wie es so oft der Fall ist, gibt es keine klare Wahl, bei der sämtliches Gute auf der einen und lediglich das Böse auf der anderen Seite ist.«
»Das ist wahr, Peggy. Bei Gott, das ist wirklich wahr.«
»Ihr ratet mir, nicht auszusagen.«
»Ich tue nichts dergleichen. Ich habe Euch nur vor dem Preis gewarnt, den Ihr zahlen müßtet, würdet Ihr aussagen.«
»Es ist unmoralisch, daß wir dieses Gespräch führen, nicht wahr?«
»Ein klein wenig«, sagte Marty. »Aber Euer Pa und ich kennen uns schon sehr lange.«
»Wenn Ihr mich in Mißkredit bringt, würde er es Euch nie verzeihen.«
»Ich weiß, Miss Peggy. Und das würde mir das Herz brechen.« Er nickte ihr zum Abschied zu und berührte seine Stirn, als wolle er den Finger an die Krempe
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