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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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vorherige!«
    »Ich hab noch eine Strophe«, sagte Alvin. »Sie gehört eigentlich nicht zum Lied, weil sie noch nicht wahr ist, aber wollt ihr sie trotzdem hören?«
    »Du mußt sie allein singen, ich kenne keine Strophe mehr«, sagte Arthur Stuart.
    Alvin sang:
    Ich vertraute auf die Gerechtigkeit.
    Die Geschworenen taten mir Ehre.
    Und schon morgen zur Abmarschzeit
    Ich mein Wanderlied so laut hören werde
    Als gäbe ein Sturm ihm Geleit!
    Alle lachten und sagten, sie hofften, er würde die Strophe bald tatsächlich singen können. Als die Versammlung endete, faßten sie den Entschluß, daß Mike Fink ihm den Rücken freihalten und für seine Sicherheit sorgen sollte, während Armor-of-God nach Carthage City reisen und soviel wie möglich über die Männer in Erfahrung bringen sollte, die Daniel Websters Honorar zahlten – und, ob sie auch die Flußratten und anderen Schurken entlohnten, die darauf warteten, Alvin zu töten. Alles andere lag in Verily Coopers Händen. Und wenn man ihm Glauben schenken konnte, hing es von den Zeugen und Geschworenen ab. Zwölf guten und ehrlichen Männern.
    Als Peggy am ersten Tag von Alvins Prozeß zur Bezirksverwaltung ging, wartete dort bereits eine lange Schlange. »Frühwähler«, erklärte Marty Laws. »Leute, die befürchten, daß am Wahltag das Wetter sie vielleicht davon abhalten wird, ihre Stimme abzugeben. Tippy-Canoes Wahlkampf hat die Leute ziemlich aufgestachelt.«
    »Glaubt Ihr, sie stimmen für oder gegen ihn?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Marty. »Das müßtet Ihr doch wissen, nicht wahr?«
    Peggy antwortete nicht. Ja, sie würde es wissen, würde sie nur hinschauen. Aber sie hatte Angst davor, was sie sehen würde.
    »Was die Politik betrifft, so kennt Po Doggly sich hier am besten aus. Er sagt, wäre da nur die Sache mit den Roten, würde Tippy-Canoe keine einzige Stimme kriegen. Aber da ist auch noch die Sache mit dem Stolz des Westens. Daß Tippy-Canoe von unserer Seite der Appalachen stammt. Was für mich nicht gerade viel Sinn ergibt, weil Old Hickory – Andy Jackson – ja genauso aus dem Westen stammt wie Harrison. Ich glaube, die Leute befürchten, daß Andy Jackson wahrscheinlich zu sehr für die Sklaverei eintritt. Schließlich stammt er aus Tennizy. Die Leute hier werden kaum für jemanden stimmen, der die Sklaverei noch schlimmer macht, als sie schon ist.«
    Peggy lächelte verkniffen. »Ich wünschte, ich würde Mr. Harrisons wirkliche Meinung über die Sklaverei kennen.«
    Marty runzelte die Stirn. »Wißt Ihr etwas, das ich nicht weiß?«
    »Ich weiß, daß Harrison der Kandidat ist, den jene, die die Sklaverei in die Nordstaaten ausweiten wollen, unterstützen werden.«
    »Hier will keine Menschenseele, daß das geschieht.«
    »Dann sollte niemand für Harrison stimmen – wenn er Präsident wird, wird es geschehen.«
    Marty musterte sie lange und eindringlich. »Wißt Ihr das, weil Ihr wie die meisten Menschen von Eurer politischen Einstellung überzeugt seid, oder wißt Ihr es als … als …«
    »Ich weiß es«, sagte Peggy. »Ich behaupte das nicht aus einer bloßen politischen Überzeugung heraus.«
    Marty nickte und schaute ins Leere. »Verdammt. Und ob Ihr es wißt.«
    »Ihr habt in letzter Zeit die Gewohnheit entwickelt, immer aufs falsche Pferd zu setzen«, sagte Peggy.
    »Das könnt Ihr laut sagen«, erwiderte Marty. »Ich habe Makepeace jahrelang gesagt, daß seine Klage gegen Alvin nicht die geringste Grundlage hat und ich vom Staat Wobbish nicht seine Auslieferung beantragen werde. Aber dann tauchte er plötzlich hier auf, und was blieb mir da noch übrig? Ich hatte Makepeace, und er hatte einen weiteren Zeugen außer sich selbst. Und man weiß nie, wie Geschworene entscheiden werden. Ich halte das für eine üble Sache.«
    »Warum beantragt Ihr dann nicht, die Klage abzuweisen?« fragte Peggy.
    Marty funkelte sie düster an. »Das kann ich nicht, Miss Peggy, ganz einfach aus dem Grund, weil die Klage berechtigt sein könnte. Ich hoffe, dieser englische Anwalt, den seine Familie für ihn gefunden hat, kriegt ihn frei. Aber ich werde nicht einfach den Kopf in den Sand stecken. Ihr müßt verstehen, Miss Peggy, daß ich die meisten Leute in diesem Bezirk mag, und die meisten, gegen die ich Anklage erheben muß, sind Leute, die ich mag. Ich erhebe nicht Anklage gegen sie, weil ich sie nicht ausstehen kann. Ich erhebe Anklage gegen sie, weil sie falsch gehandelt haben und die Leute von Hatrack River mich gewählt haben, damit

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