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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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erstenmal tauchte die Kristallstadt aus Alvins Vision in dem Tornado in der Zukunft anderer Menschen auf.
    Sie wäre vor Erleichterung darüber fast ohnmächtig geworden. Es war nicht nur ein formloser Traum in Alvins Herz, bei dem sie keinen Weg ausmachen konnte, der ihn dorthin führte. Es konnte eine Wirklichkeit werden, und sollte es eine werden, würden diese acht Seelen Teil davon sein.
    Warum? Nur, weil sie den lebenden Pflug berührt hatten? Hatte er diese Aufgabe? War er ein Werkzeug, das Menschen in Bürger der Kristallstadt verwandelte?
    Nein, das nicht. Nein, die Stadt würde kaum der freie Ort sein, von dem Alvin träumte, wenn die Leute gezwungen waren, ihre Bürger zu sein, weil sie irgendeinen Gegenstand berührt hatten. Vielleicht öffnete der Pflug eine Tür in ihrem Leben, so daß sie in die Zukunft treten konnten, die sie sich am meisten wünschten. Ein Ort, eine Zeit, wo ihre Talente zu voller Reife gebracht wurden, wo sie Teil von etwas Größerem sein konnten, als jeder einzelne von ihnen es allein erschaffen konnte.
    Sie mußte es Alvin sagen. Mußte ihn wissen lassen, daß nach all den Versuchen in Vigor Church, jenen mit schwachen Talenten etwas beizubringen, das ihnen nicht möglich war, oder zumindest nicht mühelos, hier an seinem wahren Geburtsort seine Bürger sich bereits von allein versammelten, jene, die die natürlichen Begabungen und Neigungen hatten, die sie zu Mitschöpfern an seiner Seite machen würden.
    Ein weiterer Gedanke kam ihr in den Sinn, und sie schaute in die Herzensfeuer der Geschworenen. Eine weitere Gruppe von Bürgern, zufällig ausgewählt – und obwohl auch bei ihnen nicht alle außergewöhnliche Talente hatten, wurden sie doch allesamt von ihren Talenten charakterisiert. Sie waren Menschen, die vielleicht danach gesucht hatten, was ihre Talente bedeuten mochten, wofür sie bestimmt waren. Menschen, die es – ob nun bewußt oder nicht – zu dem Ort hinzog, an dem ein Schöpfer geboren worden war. Zu dem Ort, an dem Eisen in Gold verwandelt und ein junger Mischling so verändert worden war, daß ein Siegel ihn nicht mehr als Sklave auswies. Ein Ort, an dem Menschen mit Talenten und Fähigkeiten und Träumen vielleicht eine bestimmte Aufgabe finden, an dem sie gemeinsam etwas erbauen, an dem sie Schöpfer werden könnten.
    Wußten sie, wie sehr sie Alvin brauchten? Wie sehr ihre Hoffnungen und Träume von ihm abhängig waren? Natürlich nicht. Sie waren Geschworene, versuchten unparteiisch zu bleiben. Versuchten, im Rahmen des Gesetzes ein Urteil zu fällen. Und das war gut so. Das war auch eine Art von Schöpfen – sich an das Gesetz zu halten, selbst wenn es einem im Herzen wehtat. Die Ordnung in der Gemeinschaft aufrecht zu halten. Wenn sie eine Person begünstigten, nur weil sie sie bewunderten oder brauchten oder mochten oder sogar liebten, wäre dies der Untergang der Gerechtigkeit, und wenn es keine Gerechtigkeit mehr gäbe, wenn sie öffentlich verächtlich gemacht würde, wäre dies gleichbedeutend mit dem Ende der Ordnung. Die Gerechtigkeit zu korrumpieren – das entsprach der Vorgehensweise des Unschöpfers. Verily Cooper mußte die Unschuld seines Klienten beweisen oder zumindest Makepeace Smiths Behauptungen widerlegen; er mußte es den Geschworenen ermöglichen, zu einem Freispruch zu gelangen.
    Aber wenn sie ihn freisprachen, waren die Wege, die sich in ihren Herzensfeuern öffneten, wie die der Zeugen: Sie würden eines Tages bei Alvin sein und große Türme aus leuchtendem Kristall bauen, die sich bis in den Himmel erhoben, das Licht einfingen und es in die Wahrheit verwandelten, wie es geschehen war, als Tenskwa-Tawa Alvin in die Wasserhose mitgenommen hatte.
    Soll ich Alvin sagen, daß seine Mitschöpfer hier in diesem Gerichtssaal um ihn herum sitzen? Würde es seiner Arbeit helfen, wenn er es wüßte, oder würde es ihn nur übermäßig zuversichtlich machen?
    Es ihm sagen oder nicht sagen, das war die endlose Frage, mit der Peggy rang. Im Vergleich dazu war Hamlets kleines Dilemma geradezu lächerlich. Wenn jemand Selbstmord in Betracht zog, war stets der Unschöpfer am Werk. Aber die Wahrheit sagen oder die Wahrheit verbergen – sie konnte es so oder so handhaben. Die Konsequenzen waren unvorhersehbar.
    Natürlich waren für normale Menschen Konsequenzen immer unvorhersehbar. Nur Fackeln wie Peggy waren mit der Bürde geschlagen, eine so deutliche Vorstellung von den Möglichkeiten zu haben. Und es gab nicht viele Fackeln wie

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