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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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als wäre der Pflug im Sack der Dreh- und Angelpunkt seines Gleichgewichts. Sie wollten ihn selbst sehen. Aber Alvins Körperhaltung verriet ihnen, daß sie ihn nicht sehen würden. Daß die acht Zeugen ihn für sie gesehen hatten. Das mußte genügen.
    Die acht Zeugen waren in der Stadt wohlbekannt, und man vertraute ihnen (Billy Sweet allerdings nur so weit, denn man wußte ja, er war so vertrauensselig, daß jeder Lügner ihn dazu bringen konnte, jede Dummheit zu glauben) und mochte sie durchaus gut leiden, von den normalen Streitigkeiten eines Kleinstadtlebens einmal abgesehen. Peggy kannte sie alle, natürlich besser, als sie einander sich kannten, aber vielleicht machte gerade dies sie blind dafür, etwas zu erkennen, was nur Arthur Stuart zu bemerken schien.
    Arthur saß neben ihr im Gerichtssaal und beobachtete mit großen Augen die Aussagen der Zeugen. Erst, nachdem alle acht ausgesagt hatten, beugte er sich zu Peggy hinüber und flüsterte: »In Hatrack wohnen aber jede Menge Leute mit tollen Talenten, was?«
    Peggy war hier aufgewachsen, und wenngleich viele Leute hierher gezogen waren, nachdem sie die Stadt verlassen hatte, glaubte sie noch immer, fast alle zu kennen. Aber war dem wirklich so? Sie war zum erstenmal davongelaufen, unmittelbar bevor Alvin nach Hatrack kam, um beim Schmied Makepeace in die Lehre zu gehen, und hatte von den acht Jahren, die seitdem vergangen waren, nur ein einziges in Hatrack verbracht – eigentlich sogar nicht mal ein volles Jahr, und das auch noch getarnt. Während dieser acht Jahre waren sehr viele Leute hierher gezogen. Genau genommen sogar doppelt so viele, als hier gewohnt hatten, als sie die Stadt verlassen hatte. Sie betrachtete regelmäßig ihre Herzensfeuer, weil sie ein Gefühl dafür bekommen wollte, wer hier wohnte.
    Aber erst bei Arthur Stuarts geflüsterter Bemerkung wurde ihr klar, daß eine ungewöhnliche hohe Zahl von Neuankömmlingen über ziemlich bemerkenswerte Talente verfügte. Die acht Zeugen unterschieden sich keineswegs großartig vom Rest der Stadt. Talente gab es hier wie Sand am Meer, viel mehr als in jedem anderen Ort, den Peggy je besucht hatte.
    Warum? Was zog sie hierher?
    Die Antwort war einfach und offensichtlich – so offensichtlich, daß Peggy sie sofort anzweifelte. Konnte es sie wirklich hierher gezogen haben, weil Alvin hier war? In Hatrack hatte der Lehrling gelernt, sein Talent feinzuschleifen, bis es zur allumfassenden Macht aller Mächte geworden war. Hier hatte Alvin den lebenden Pflug geschaffen. Zog irgend etwas an seiner schöpferischen Tätigkeit sie an? Etwas, das ein Feuer in ihnen entfachte und ihre Füße zum Wandern anregte, bis sie an diesem Ort, an dem das Schöpfen in der Luft lag, zur Ruhe kamen?
    Oder war es mehr als nur das? Führte irgend jemand sie vielleicht, so daß nicht nur das Schöpfen in Hatrack sie anzog, sondern vielmehr der, der Alvin zu dieser Stadt gebracht hatte? Hieß das, daß ein bestimmter Sinn hinter alledem steckte, ein genialer Plan? Oh, das hätte Peggy liebend gern geglaubt, denn es hätte bedeutet, daß sie nicht dafür verantwortlich wäre, daß die Dinge letzten Endes in Ordnung kamen. Wenn Gott sich hier um die Dinge kümmert, kann ich meinen Besen wegstellen und Nadel und Faden beiseite legen, muß ich nicht mehr putzen noch nähen. Dann kann ich mich einfach um meine Angelegenheiten kümmern.
    Doch so oder so … es war offensichtlich, daß Hatrack River mehr als nur die Stadt war, in der Alvin im Augenblick zufällig im Gefängnis saß. Es war ein Ort, an dem Menschen mit besonderen Talenten sich in großer Zahl versammelten. Genau wie Verily Cooper das Meer überquert hatte, um Alvin kennenzulernen, hatten all diese anderen – vielleicht unwissentlich – ebenfalls Meere oder Berge oder weite Prärien und Wälder durch- oder überquert, um den Ort zu finden, an dem der Schöpfer seinen goldenen Pflug erschaffen hatte. Und nun hatten diese acht den Pflug berührt, gesehen, daß er sich bewegte, wußten sie, daß er lebendig war. Was für eine Bedeutung hatte dies für sie?
    Peggy staunte, als sie es herausfand: Sie betrachtete ihre Herzensfeuer und entdeckte etwas Verblüffendes. Bei vergangenen Untersuchungen hatte keiner von ihnen zukünftige Wege gehabt, die eng mit dem Alvins verbunden waren. Doch nun stellte sie fest, daß ihre Leben eng mit dem seinen verknüpft waren. Sie alle zeigten viele Wege in die Zukunft, die zu einer Kristallstadt am Ufer eines Flusses führten.
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