Der Reisende
Garnspulen, die dort standen, wahrscheinlich, damit Kunden die Länge des Garns, das sie kaufen wollten, dort messen und den Faden dann auf eine kleinere Spule abrollen konnten. Er drückte die Enden der Spulen zusammen und fand dann die perfekte Form für sie, so daß kein Mensch sie voneinander trennen konnte.
Er gab dem Miller die zusammengefügten Spulen. Sofort versuchte der Mann, sie auseinander zu ziehen, wirkte aber nicht überrascht, als es ihm nicht gelang. Er schaute seine Frau an und lächelte. »Sieh dir das an«, sagte er. »Ein Anwalt, der etwas Vernünftiges kann. Das ist ein Wunder.«
Die Spulen wurden, größtenteils schweigend, herumgereicht, bis sie zu dem schlaksigen jungen Mann kamen, der sich auf seinem Stuhl zurücklehnte. Ohne darüber nachzudenken, zog er die Spulen wieder auseinander und legte sie auf die Theke. »So gut kleben die Spulen aber auch wieder nicht zusammen«, sagte er.
Verily war fassungslos. »Ihr seid derjenige«, sagte er. »Ihr seid Alvin.«
»Nein, Sir«, sagte der junge Mann. »Mein Name ist Measure, aber mein Bruder hat mir einiges von seinem Talent beigebracht. Das ist heutzutage seine wichtigste Arbeit – den Leuten beizubringen, wie man wie er als Schöpfer wirkt, und ich schätze, ich lerne es so gut wie jeder andere auch. Aber Ihr – ich weiß, daß er Euch gern kennenlernen würde.«
»Ja«, sagte Verily und bemühte sich erst gar nicht, seine Begeisterung zu verbergen. »Ja, deshalb bin ich gekommen. Um von ihm zu lernen – also höre ich gern, daß er unterrichten will.«
Measure grinste. »Tja, er will lehren, und Ihr wollt lernen. Aber ich habe das Gefühl, daß Ihr beide Euch gegenseitig einen anderen Dienst erweisen müßt, bevor es dazu kommen kann.«
Verily war nicht überrascht. Natürlich würde es irgendeinen Preis geben, oder vielleicht eine Treue- oder Vertrauensprobe. »Ich werde alles tun, was erforderlich ist, damit ein Schöpfer mich unterweist, wofür meine Begabung da ist und wie ich sie gut einsetzen kann.«
Mrs. Miller nickte. »Ich glaube, genau das werdet Ihr tun«, sagte sie. »Ich glaube, vielleicht hat Gott Euch hierher geführt.«
Ihr Mann schnaubte.
»Es wäre schon genug, wenn er Euch hierher geführt hätte, damit Ihr meinem Gatten Manieren beibringt, aber ich fürchte, das übersteigt selbst die Macht eines wohlwollenden Gottes«, sagte sie.
»Ich kann es nicht ausstehen, wenn du wie der alte Reverend Thrower sprichst«, sagte der Müller verdrossen.
»Das weiß ich, Schatz«, sagte seine Frau. »Mr. Cooper, angenommen, Ihr müßtet Euch hier als Anwalt niederlassen, nicht in Wobbish, sondern im Staat Hio. Wie lange würde es dauern, bis Ihr diese Prüfung abgelegt habt?«
»Das weiß ich nicht«, sagte er. »Es kommt darauf an, wie weit das amerikanische Rechtswesen sich vom englischen Common Law und natürlichen Recht entfernt hat. Vielleicht nur ein paar Tage. Vielleicht viel länger. Aber ich versichere Euch, ich bin nicht hierher gekommen, um als Anwalt zu praktizieren, sondern um ein höheres Gesetz zu studieren.«
»Wollt Ihr wissen, warum Ihr uns alle hier unten in Armors Laden findet?« fragte der Müller. »Wir haben den Familienrat einberufen, um eine Möglichkeit zu finden, genug Geld aufzubringen, um einen Anwalt anzuheuern. Wir wissen, wir brauchen einen guten, einen erstklassigen, aber wir wissen auch, daß irgendeine reiche und geheime Gruppe in Carthage bereits die besten Anwälte in Hio angeheuert hat, damit sie gegen uns vorgehen. Die Frage war also, wen könnten wir anheuern, und wie in aller Welt sollen wir ihn bezahlen? Meine Frau glaubt, Gott habe Euch gebracht, aber meines Erachtens habt Ihr selbst Euch gebracht, oder wenn man es anders sehen will, mein Junge Alvin. Aber wer weiß, sag ich immer. Ihr seid hier. Ihr seid Anwalt. Und Ihr wollt etwas von Alvin.«
»Schlagt Ihr einen Austausch von Diensten vor?« fragte Verily.
»Eigentlich nicht«, unterbrach Measure und erhob sich von seinem Stuhl. Verily hatte sich immer für einen ziemlich großen Mann gehalten, doch dieser junge Farmer überragte ihn beträchtlich. »Alvin würde Euch kostenlos unterrichten, wenn Ihr lernen wollt. Die Sache ist nur, Ihr müßt uns diesen juristischen Dienst erweisen, bevor Alvin Euch als Schüler aufnehmen kann. So ist es nun mal.«
Verily stand vor einem Rätsel. Entweder, es war ein Tauschhandel, oder es war keiner.
Der Ladenbesitzer lachte und ergriff dann hinter ihm das Wort. »Wir alle reden um den
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