Der Retter von Dent-All
Kapitän hatte eine viel zu ehrliche Schnauze gehabt.
Dillingham wagte nicht, den Kontrollschirm einzuschalten, weil der Jann auch diese Signale empfangen würde. Es war ein Blindflug mit unbekanntem Ziel. Hoffentlich blieb dem Roboter der Landepunkt genauso verborgen wie ihm selbst.
Dillingham träumte von atmenden Maschinen mit glühenden Zähnen, als die Bremsraketen ihn unsanft aus dem Schlaf rissen. Die Fähre tauchte in die Atmosphäre eines Planeten ein. Hoffentlich war diese Welt zivilisiert. Sonst hatte er seinen Tod nur um wenige Stunden hinausgeschoben.
Es wurde eine harte Landung. Als der Druck und die Hitze wieder nachließen und Dillingham seine Sinne einigermaßen beisammen hatte, zog er seinen Anzug an und öffnete die Druckkabine. Er wagte immer noch nicht, die Elektronik einzuschalten. Er war auf alles gefaßt: Eis und Schnee, orkanartige Stürme, Sturmfluten:
Er wurde enttäuscht. Kein Zweifel — das war eine Landschaft auf Metallika!
Was hatte er eigentlich erwartet? Mit einer so uralten Fähre konnte er nur den nächstbesten Planeten erreichen, und dieser Planet war Metallika gewesen.
Und wo steckte jetzt der Jann? Inzwischen hatte man den Roboter längst repariert. Dillingham lächelte. Selbstverständlich befand sich dieser unsterbliche Superroboter noch auf Hazard und wunderte sich, wo sein Zahnarzt geblieben war.
Dillingham schaute sich um. Die Gegend war ihm nicht vertraut, konnte unmöglich in der Nähe der Ausgrabungsstätte liegen, wo er dem Jann erste Hilfe geleistet hatte. Die Vegetation war üppig, die grünen Kupfermoose knöcheltief und der Ölbach rein und ohne Rückstände. Rostbraune Berge erhoben sich im Norden, und über dem Dieselsee im Tal stiegen Benzinschwaden auf. Nirgends ein Zeichen von Zivilisation. Unberührte Wildnis.
Sehr gut. Der Jann würde nach einiger Zeit die Wahrheit herausfinden und nach Metallika zurückfliegen. Trotzdem würde er Dillingham hier nicht finden. Der Planet war viel zu groß. Dillingham würde sich von jeder Elektronik fernhalten und so seine Spuren verwischen ...
Im Translatorgerät der Rettungsfähre knackte es.
»Keiner außer mir...«
Dillingham seufzte tief. Wieder hatte der Roboter ihn überlistet. Der Jann konnte sich nicht nur als Mithörer in die Sendefrequenzen einschalten. Er konnte auch die Sender und Empfänger fernsteuern. Er hatte sich auf die Sendefrequenz der Landefähre eingestellt und verwendete sie jetzt als Peilsignal. So einfach war das!
»Wie lange wird es dauern, bis Sie hier sind?« fragte Dillingham müde.
»In siebzehn Minuten, Sterblicher. Sieh nur zu, daß du inzwischen nicht zu Schaden kommst, damit ich meinen Eid einlösen kann.«
»Zum Teufel mit deinem Eid!« brüllte Dillingham. Siebzehn Minuten war eine verdammt kurze Zeit, um sich ein sicheres Versteck zu suchen.
»Warum haben Sie denn nicht die Sendeanlagen auf dem Raumhafen lahmgelegt? Ich hätte mir dann die Mühe erspart, in den Raum zu flüchten!«
»Dafür hätte ich deine Bewegungsfreiheit eingeschränkt, Sterblicher! Die Rechte eines beseelten Wesens dürfen nicht sabotiert werden, sofern sie den Eid eines Jann nicht verletzen. So steht es geschrieben, so muß es sein. Wo du auch hingehst, ich werde dir folgen und dich töten. Dann gewähre ich dir drei Wünsche, weil du mich zum zweitenmal gerettet hast...«
»...und wirst mich für alle Zeiten reich und glücklich machen, weil ich dich auch zum drittenmal gerettet habe. Oh, ich kann das nicht mehr hören!«
»Erst dann werden meine Schwüre eingelöst sein. Erst dann bin ich frei!«
Dieses Palaver brachte Dillingham nicht weiter. Der Roboter erkannte einfach nicht die Tatsache, daß die Schwüre in der falschen Reihenfolge abgelegt worden waren!
»Wie kann ich dich daran hindern, daß du mich umbringst?« sagte Dillingham in seiner Verzweiflung zu sich selbst.
»Ich darf dir das nicht sagen, Sterblicher, weil ich sonst meinen Eid verletze!«
»Es gibt also einen Ausweg?«
»Ich verweigere die Antwort. Sonst stelle ich meinen Eid in Frage und...«
»Ach, halt den Mund«, knurrte Dillingham. Warum gab er sich überhaupt noch mit dieser Maschine ab?
Trotzdem - es gab also einen Ausweg.
Vielleicht wollte ihm der Roboter sogar einen Wink geben, wurde durch seinen eisernen Moralkodex aber daran gehindert.
Nur noch fünf Minuten! Dillingham dachte fieberhaft nach, trank dabei mit gierigen Zügen das kostbare Wasser aus dem Notkanister der Rettungsfähre. Dann bog er ein paar
Weitere Kostenlose Bücher