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Der Retter von Dent-All

Der Retter von Dent-All

Titel: Der Retter von Dent-All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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sind?« fragte Dillingham, während er die Zähne mit der Nadelsonde untersuchte.
    »Ha?«
    »Wo tut es denn weh?«
    »Überall. Mal hier, mal dort.«
    Wieder kam unterdrücktes Gelächter aus den Zuhörerreihen. Dillingham hatte den leisen Verdacht, daß man ihm einen Patienten untergeschoben hatte, der nur an eingebildeten Zahnschmerzen litt. Gewissermaßen einen Hypochonder mit perfekten Zähnen.
    »Wie ich sehe, sind Ihre Zähne sehr gründlich behandelt worden.«
    Tatsächlich funkelte das Pferdegebiß nur so vor Gold.
    »Ha?«
    »Eine Menge Plomben!«
    »Stimmt. Stammen alle von diesem Planeten. Lausige Arbeit.«
    Auf den Rängen war es jetzt totenstill. Dillingham unterdrückte ein Lächeln. »Ganz im Gegenteil, Herr Pferdefeder. Soweit ich das bei meiner ersten flüchtigen Untersuchung beurteilen kann, sind die Arbeiten sehr gründlich ausgeführt worden. Ich werde Ihr Gebiß jetzt röntgen, um festzustellen, ob die Ursache der Schmerzen nicht auf einen Herd an den Zahnwurzeln zurückzuführen ist. Miss Anemone...«
    Wieder kam hämisches Gelächter von den Rängen. Dillingham blickte zum Katheder hinüber.
    Miss Anemone war verschwunden. An ihrer Stelle saß jetzt ein menschengroßer Tausendfüßler. »Ich bin Miss Tausendfuß, Ihre neue Assistentin. Miss Anemone ist abberufen worden.«
    Mitten in einer Lehrvorführung? So viel weise Voraussicht konnte nicht einmal Miss Tarantula aufbringen. Wie hatte sie nur von der Panne mit Miss Anemone erfahren?
    Voll Erstaunen stellte Dillingham weiterhin fest, daß der Jann nicht mehr hinter der spanischen Wand saß. Weit konnte er ja nicht fortgegangen sein. Schließlich mußte er ja noch neunundvierzig Jahre und ein paar Monate für Dillinghams Leben garantieren.
    »Nehmen Sie bitte sämtliche Zähne des Patienten mit dem Röntgenapparat auf«, ordnete Dillingham mit stoischer Ruhe an.
    Miss Tausendfuß glitt auf den Behandlungsstuhl zu, hob die Vorderpartie und hantierte mit dem Röntgengerät und den Röntgenplatten. Sie ging sehr geschickt mit dem Gerät um. In wenigen Minuten hatte Dillingham einen kompletten Satz Röntgenbilder.
    Ihm blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen. »Wurzelbehandlung bei jedem Zahn!«
    »Ich hatte nie Zeit, zum Zahnarzt zu gehen«, murmelte Herr Pferdefeder kleinlaut.
    Sehr richtig, stimmte Dillingham dem Patienten in Gedanken grimmig zu. Eine Wurzelbehandlung wurde erst durchgeführt, wenn der Zentralnerv eines Zahnes angegriffen war. Dann wurde der Nerv gezogen und der Nervenkanal mit Silber, Guttapercha oder einer ähnlichen Masse ausgefüllt, damit der Zahn nicht weiterfaulen konnte. Das war zwar eine kostspielige und zeitraubende Behandlung, lohnte sich aber trotzdem für den Patienten. Denn in der Regel konnte so der Zahn gerettet werden. Allerdings wurde der Zahn auch unempfindlich. Ohne Nerv reagierte er weder auf Hitze noch auf Kälte. Von einer Schmerzempfindung konnte gar keine Rede sein!
    Dillingham studierte ausführlich die Röntgenaufnahmen. »Ich kann keinen Kariesherd feststellen.«
    »Trotzdem tun mir die Zähne weh«, meinte der Patient störrisch.
    Kein einziger Nerv mehr im Gebiß — aber die Zähne tun ihm weh. Dillingham unterdrückte einen Seufzer. Er wußte, daß die hobgoblinschen Zahnärzte die Szene in vollen Zügen genossen.
    »Soll ich mal den Biß prüfen?« fragte Miss Tausendfuß.
    Das konnte es sein!
    »Tun Sie das!« rief Dillingham rasch.
    Miss Tausendfuß holte eine Wachsplatte herbei und ließ den Patienten darauf beißen, so daß die Zähne oben und unten in die Wachsplatte eindrückten. Miss Tausendfuß betrachtete die Wachsp latte und stellte dann ihre Dia gnose. »Die Okklusion ist miserabel, Doktor.«
    Verlegenes Schweigen auf den Zuhörerbänken. Das war das Eingeständnis, daß die Dentisten dieses Planeten vergessen hatten, den Biß des Patienten nach der Behandlung zu prüfen. Fast wäre ihm der gleiche Fehler unterlaufen, wenn Miss Tausendfuß ihn nicht rechtzeitig an diesen Test erinnert hätte. Offenbar hatte er jetzt die richtige Assistentin gefunden.
    Dillingham schob die Carborundscheibe auf das Handstück und stellte das Bohrgerät an. »Dieser Eingriff tut nicht weh«, beruhigte er seinen Patienten. »Ich werde nur Ihre Goldplomben etwas zurechtschleifen, damit Ihre Zähne wieder richtig aufeinanderpassen, wenn Sie zubeißen.«
    »Aber es tut ja gar nicht weh, wo ich beiße! Der Schmerz sitzt unten im Kiefer!«
    »Sehr richtig«, pflichtete Dillingham ihm bei. »Wenn nämlich

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