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Der Richter und sein Henker (German Edition)

Der Richter und sein Henker (German Edition)

Titel: Der Richter und sein Henker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Dürrenmatt
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in dem kleinen Roman, der nun unter dem Titel Der Richter und sein Henker erschienen ist: die Subjektivierung der Idee der Gerechtigkeit, oder, anders ausgedrückt: das Zusammenfallen von Gerechtigkeit und Rache. Es ist der Form nach ein Kriminalroman, den Dürrenmatt hier geschrieben hat. Er spielt in und um Bern und er gibt dem Leser alles, was er füglich von einem Kriminalroman erwarten kann: mehrere Tote, ein mysteriöses Milieu, eine überraschende Lösung. Dazu freilich noch etwas mehr: die Gestalt eines echten Nihilisten, von dem es im Buch einmal heißt: »Es ist immer atemberaubend, einem Schlagwort in Wirklichkeit zu begegnen.« Literaturkundigen sei angedeutet, daß Dürrenmatts nihilistischer Bösewicht ein Nachfahre Lafcadios aus Gides Verliesen des Vatikans sein muß, der seinerseits wieder auf eine Gestalt Dostojewskis zurückging. – Also: ein literarischer Kriminalroman.
Aus: ›Frankfurter Neue Presse‹, 20. 12. 1952
    Es ist nicht das Bedürfnis nach geistigem Rasten, das hier den bekannten Schweizer Dramatiker zum Kriminalroman gedrängt hat. Das Thema ist konfliktreicher, die Form anspruchsvoller als bei vielem, was sich bildungsstolz Literatur nennt und über den Kriminalroman die Nase rümpft. Für Dürrenmatt jedenfalls ist er die stärkste Ballung des Menschlichen, das Überraschende, Grausame und Groteske, aber auch (deutlicher als bei Greene und Chesterton) das Humorvolle, Milde, Versöhnende.
Aus: ›Die Furche‹, Wien 3. 1. 1953
    Der Dramatiker Friedrich Dürrenmatt ist unter die Kriminalschriftsteller gegangen. Auf dem Umschlagblatt des Romans Der Richter und sein Henker weist der Verlag nach, daß Dürrenmatt damit auf den Spuren berühmter Dichter wie Schiller, E.T.A. Hoffmann, E. A. Poe und anderen wandle und auch seinerseits einen »literarisch wertvollen Kriminalroman« habe schreiben wollen. Wenn man das Buch daraufhin liest, denkt man im stillen, es unterscheide sich eigentlich nicht stark von anderen Kriminalgeschichten, es sei denn, daß der erfolgreiche Detektiv diesmal kein gesunder Draufgänger, sondern ein alter und kranker Mann ist. Was ihn und seinen Widersacher durch Jahrzehnte hindurch zum Handeln treibt, ist eine Wette aus der Jugendzeit, bei welcher der eine Partner behauptet hat, es sei durchaus möglich, Verbrechen zu begehen ohne erkannt zu werden, während der andere die Meinung vertritt, durch Fehler oder Zufälle komme man eines Tages jedem Verbrecher auf die Spur. Daß aus diesen gegensätzlichen Theorien heraus ein solcher Haß zwischen den beiden Männern entsteht, daß sie sich lebenslang verfolgen, ist nicht sehr glaubwürdig, doch läßt Dürrenmatt die Handlung konsequent abrollen, nicht ohne nebenbei verschiedene Abneigungen gegen Politiker, Banausen, Beamte usw. mit spitzen Bemerkungen abzureagieren. Daß die Personen sich nicht im Londoner East-End und im Hauptquartier von Scotland Yard, sondern zwischen Bern und Biel bewegen, mag für manche Leser von besonderem Reiz sein.
Aus: ›Luzerner Neueste Nachrichten‹, 12. 1. 1953
    »Ich schreibe, um das Absurde dieser Welt wissend, aber nicht verzweifelnd«, so kommentiert der Schweizer Friedrich Dürrenmatt seine Arbeiten. In der Ehe des Herrn Mississippi haben wir seine Modellfiguren des Absurden dieser Welt auf der Bühne gesehen. Jetzt liegt uns die Kriminalerzählung Der Richter und sein Henker vor. Die Gestalten sind sehr viel menschlicher und lebensvoller hier, aber das Problem, das der kriminalistischen Handlung zugrunde liegt, verrät wieder Dürrenmatts Leitmotiv. Das Absurde dieser Welt findet seinen Ausdruck in zwei Männern, die ein Leben lang versuchen, einander zu vernichten. Eine Wette stand am Anfang dieser leidenschaftlichen Kraftprobe zwischen Gut und Böse. Der Abenteurer und der junge Kriminalassistent schließen sie ab, in irgendeiner Schenke am Bosporus. Vierzig Jahre versucht der Abenteurer, zu beweisen, daß er unter den Augen des anderen eine Serie von unaufdeckbaren Verbrechen begehen kann. Vierzig Jahre lang versucht der Verfechter der Gerechtigkeit, ihn dieser Verbrechen zu überführen. Ein zynisch-grausiges Spiel, das Dürrenmatt hier nur in seinem Endstadium schildert. Sein Stil, der gleichförmig, ohne Höhepunkte dahingleitet, enttäuscht den Kriminalromanleser in uns. Als Wesentliches bleibt in diesem Buch der Versuch über unsere Zeit, in der die heilige Leidenschaft einer intellektuellen Willkür gewichen ist.
Aus: ›Der Tag‹, Berlin, 5. 4. 1953
    Dürrenmatt hat

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